Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
Feuernacht in den Hainen zu Euch gesellen.«
»Baumfreundin, es tut mir leid … ich hatte gewiß
nicht vor …«
Aber die Edle wandte sich von ihr ab und an das kleine Mädchen: Schra, ich werde zurückkehren, denn so ist
es mir vorherbestimmt. Wollt Ihr bis dahin auf mich warten, kleine Freundin?
Ja.
Schra, Barsarbe bereitet mir Sorge. Ich hätte sie nicht
so anfahren dürfen, doch …
Ja, ich weiß, und ich verstehe Euch.
Mich treibt die Furcht um, daß sie die Awaren gegen
Axis aufwiegeln könnte.
Sorgt Euch nicht, sondern widmet Euch jetzt nur Eurem eigenen Kampf. Wir sehen uns in der Feuernacht
wieder … und dann werden die Awaren darauf vorbereitet sein, sich hinter dem Sternenmann einzureihen … um
ihm beizustehen.
Schra, ich wünsche Euch und den Euren das Allerbeste.
Und ich Euch, Faraday. Geht nun. Aschure wird sich
um Euch kümmern.
Aber die Edle war noch nicht fertig. Kleine Freundin,
es macht mich sehr glücklich, daß Ihr Aschure mögt. Daß
Ihr sie angenommen habt.
Aber das war mir eine Ehre, Faraday. Doch nun
säumt nicht länger.
Faraday umklammerte Aschures Hand so fest, als wolle sie sie nie mehr loslassen. Noch immer war die Farbe
nicht in ihr Gesicht zurückgekehrt.
»Vertraut mir«, sagte die Jägerin bemüht, sich nicht
zuviel von ihrer Sorge anmerken zu lassen, »ich weiß
Bescheid.«
Und damit ließen sie die entsetzt dreinblickende Magierin und das verständnisvolle Kind stehen und wanderten davon.
»Wir brauchen Platz und Ruhe«, erklärte Aschure dem
Silberpelz, als dieser auf sie zuschritt.
»Ich weiß«, entgegnete der uralte Heilige. »Doch vorher muß ich Euch etwas mitteilen, Zauberin.«
»Kann das denn nicht warten? Ihr seht doch …«
»Ja, ja!« brachte er sie zum Schweigen, und als die
beiden Frauen die Dringlichkeit in seiner Stimme hörten,
sahen sie ihn erwartungsvoll an.
»Zauberin, der Zerstörer hat Euren Sohn ergriffen und
verschleppt.«
»WAS?«
Der Gehörnte legte ihr seine Hände auf die Schultern:
»Gorgrael hat Caelum.«
»Nein«, flüsterte Aschure, »nein.« Sie erinnerte sich
jetzt wieder ihres unbestimmten Gefühls, daß etwas
Furchtbares geschehen war. Das war gewesen, als Faraday das letzte Bäumchen eingesetzt hatte. Und dann noch
einmal hatte sie Schreckliches geahnt, als das Lied des
Erdbaums in die Schlucht gelangt war. Hatte vielleicht
Caelum in just dieser Zeit voller Not nach ihr gerufen?
Schrie er gerade wieder nach seiner Mutter und fragte
sich, warum sie ihm nicht helfe? O Ihr Sterne!
Die Edle versetzte ihr einen leichten Stoß. »Geht
schon.«
Aber Aschure ließ sich nicht so leicht verscheuchen
wie die zwei Esel. »Und wer wird Euch versorgen, Faraday? Etwa die Gehörnten?«
»Die Mutter wird …«
»Nein!« unterbrach die Jägerin sie hart. Niemals! Sie
schuldete Faraday viel zu viel, um sie jetzt einfach im
Stich zu lassen … Aber Caelum in Not … Was hatte
Gorgrael mit ihm vor, was tat er ihm an? Erst nach einiger Zeit bemerkte sie, daß sie leise wimmerte.
Nun war es an Faraday, sie in die Arme zu nehmen
und zu trösten. »Aschure, Ihr müßt zu Eurem Sohn.«
»Nein.« Die Jägerin hatte sich jetzt nach außen hin
wieder vollkommen im Griff. »Wer weiß, ob es sich dabei nicht um eine Falle handelt, um Axis oder mich zu
fassen zu bekommen … Je länger ich darüber nachdenke,
desto wahrscheinlicher kommt mir das vor. Deswegen
keine Widerrede mehr, Faraday, ich bleibe bei Euch.«
»Aschure«, wandte sich nun auch der Silberpelz an
sie, »er hat …«
»Ich will kein Wort mehr darüber hören!« brach es aus
der jungen Frau hervor. »Seht Ihr denn nicht, wie sehr
Faraday mich braucht? Wie sollte ich sie da allein lassen
können?«
Der Gehörnte überlegte kurz, sah die Edle dann fragend an, wandte sich wieder an die Zauberin und verbeugte sich vor ihr. »Wenn dies hier überstanden ist,
dann macht Euch sofort auf den Weg. Zurück nach Sigholt, um von dort Euren Sohn zu retten!«
15 A M
L
AGERFEUER
Axis wendete Belaguez und zügelte ihn. Hinter ihm zog
sich die Marschkolonne seiner Armee über zwei Meilen
lang funkelnd und glänzend in der Spätnachmittagssonne
dahin. Am Himmel kreisten zwei Geschwader der wiederaufgebauten ikarischen Luftarmada. Kundschafter
flogen der Streitmacht voraus, um rechtzeitig eine Falle
oder einen Hinterhalt zu entdecken. Etwas weiter im Westen wartete der Rest der Luftkämpfer an dem Ort, den
sie für das Nachtlager ausgesucht hatten.
Vor zehn Tagen hatten sie Sigholt
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