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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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gegessen, und in dieser Nacht
erwarteten ihn keine anderen Aufgaben mehr, als sich in
seine Decken zu wickeln und mit angenehmen Gedanken
einzuschlafen. Magariz war für die Wachen verantwortlich. Arne kümmerte sich um alles, was für den morgigen
Marsch noch getan werden mußte. Ho’Demi hatte sich
früh mit seiner Gemahlin zurückgezogen, der Glückliche.
Und Dornfeder hatte sich zu seinen Ikariern gesellt. So
bestand die Runde am Lagerfeuer nur aus dem Sternenmann und seinem Leutnant.
    Belial fragte sich, ob er seinen Freund wohl dazu verleiten könne, die Harfe aus der Satteltasche zu holen und
ein paar Lieder zu spielen, bevor auch sie sich zurückzogen. Er beugte sich vor und wollte seine Bitte äußern …
aber dazu kam er nie. Denn in diesem Moment schien die
ganze Welt aus den Fugen zu geraten.
    Ein gewaltiges Tosen stürmte über die Ebene und hüllte alles Leben ein. Ein Lied, so schön wie machtvoll, das
alles vor sich niederzwang. Belial schlang sich die Arme
um den Kopf, als das Brausen über ihn hinwegfegte; und
trotzdem vernahm er das Schreien von Menschen und
Pferden. Das Lied gewann an Macht und Eindringlichkeit, bis der Leutnant glaubte, es hämmere durch seinen
ganzen Körper … und dann änderte die Weise mit einem
Mal ihre Art: Sie wurde schwächer und schien sich zu
verziehen, obwohl Belial immer noch ihr Pochen in seinem Körper spürte und der Boden weiterbebte.
    »Was …« murmelte er benommen, als er sich aufrichtete. Rings herum rappelte sich das halbe Lager hoch.
Die Männer sahen einander verwundert an. Andere
machten sich sogleich daran, die Rösser zu beruhigen.
Sie redeten auf die Tiere ein, klopften ihnen an den Hals
und streichelten sie.
    »Faraday«, sagte der Krieger nur, und Belial drehte
sich rasch zu ihm um.
»Was?«
»Die Baumfreundin«, entgegnete Axis. »Sie hat alle
Bäumchen angepflanzt, und jetzt hat sich ihr neuer Wald
mit Awarinheim vereint. Was Ihr gerade gehört und gespürt habt, war der Freudenausbruch des Erdbaumliedes
und des Bardenmeers, die nun gemeinsam singen dürfen.«
»Doch warum haben sie dann jetzt aufgehört?«
»Aber sie singen doch noch. Nur bewegt sich ihr Lied
mittlerweile in solchen Sphären, daß die Ohren der Sterblichen es nicht mehr wahrnehmen können.« Der Sternenmann wirkte sichtlich erleichtert. »Den Himmeln sei
Dank. Jetzt kann Aschure sich endlich auf den Weg zu
uns machen.«
Er wandte sich einigen Offizieren zu, die gerade auf
dem Weg zu ihm waren. Axis versicherte ihnen, daß
nichts Schlimmes geschehen sei, und trug den Männern
auf, ihre Abteilungen zu beruhigen. »Wir haben lediglich
das Baumlied vernommen, und das bringt uns zusätzliche
Stärke. Sorgt Euch nicht, sondern freuet Euch.«
Es sei denn, der neue und der alte Wald hörten nicht
auf Faraday und weigerten sich, ihm beizustehen.
Der Leutnant war schon viel ruhiger geworden, als
Axis sich wieder am Feuer niederließ. Die Nachricht
vom Lied des Erdbaums verbreitete sich rasch im Lager,
und überall redeten die Soldaten aufgeregt darüber. Belial hörte sogar hie und da freudiges Lachen.
»Endlich einmal etwas Gutes, nicht wahr, mein
Freund?«
Der Krieger nickte. »Ja. Gorgrael muß das Lied ebenfalls gehört haben. Damit dürfte seine Macht über das
Wetter gebrochen sein.«
»Und statt unsereiner macht sich nun er große Sorgen.«
Axis lachte. »Mit diesem erfreulichen Gedanken werde ich heute nacht bestimmt gut schlafen. Und sicher
auch wunderbar träumen.«
Für eine Weile saßen die beiden schweigend da. Bis
Belial wieder einfiel, daß er den Freund vorhin hatte bitten wollen, die Harfe hervorzuholen. Doch wieder kam
ihm etwas dazwischen – eine sanfte Hand legte sich auf
seine Schulter –, und er mußte sich an die Vorstellung
gewöhnen, daß das Schicksal ihm heute nacht keinen
Gesang gönnte.
»Belial«, sagte eine tönende weibliche Stimme, »wie
sehr es mich freut, Euch wiederzusehen.«
Die wunderschöne Frau, die sich in der Nacht zu ihm
ans Feuer gesetzt hatte, in der Aschure Axis heilte, war
zurückgekehrt und lächelte ihn an. Wieder errötete er
angesichts ihres durchsichtigen, dünnen Gewandes, was
ein belustigtes Lächeln in ihren Augen hervorrief.
»Ich bin gekommen, um mit dem Sternenmann zu reden, aber Ihr dürft gern bleiben. Denn das, was ich zu
sagen habe, soll Euer Freund nicht allein auf seinen
Schultern tragen müssen.«
Also schlechte Neuigkeiten, sagte sich der Leutnant.
Die geheimnisvolle Frau trat zu dem Krieger

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