Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)
dem Mann war nichts Nützliches in Erfahrung zu bringen. Hugo seufzte. „Sie haben mit ihr gesprochen. Was für eine Entschädigung will sie denn?“
„Fünfzig Pfund.“
„Ist das alles? Wir können …“
Aber Clermont schüttelte den Kopf. „Sie will nicht nur das Geld. Das, was sie will, kann ich ihr nicht geben. Sie werden Sie dazu bewegen müssen, dass sie geht. Und meinen Namen dabei aus der Klatschpresse heraushalten, ja?“
Hugo presste verärgert die Lippen aufeinander.
„Schließlich“, sagte Clermont, während er zur Tür ging, „steht meine gesamte Zukunft auf dem Spiel. Wenn ich zurückkehre, erwarte ich, dass Sie diese ganze unselige Affäre mit der Gouvernante aus dem Weg geräumt haben.“
Es war beileibe nicht so, als hätte Hugo die Wahl. Seine Zukunft stand ebenfalls auf dem Spiel, ebenso wie Clermonts. „Betrachten Sie die Sache als erledigt.“
Clermont nickte nur und verließ den Raum, überließ es Hugo, die Bank auf dem Platz unten zu betrachten.
Die Gouvernante saß da, wandte den Kopf, um den Leuten nachzusehen, die auf dem Bürgersteig vorbeigingen. Sie sah nicht aus, als würde sie gleich hysterisch werden. Vielleicht hatte Clermont ihr gar nicht so ein großes Unrecht zugefügt, und es konnte ihm gelingen, die Sache im Laufe eines Gespräches zu lösen. Das hoffte er wenigstens, um ihretwillen.
Weil wenn Reden nicht half, dann würde er ihr das Leben zur Hölle machen müssen.
Und er hasste es, wenn er das tun musste.
F ÜR M ISS S ERENA B ARTON WAR ES SCHON unter den günstigsten Umständen schwer, still zu sitzen; heute war am Nachmittag ein kalter Wind aufgekommen, der Wolken vor sich über den Himmel trieb und damit den Tag des Sonnenlichts beraubte. Die Brise wehte raschelnd welke Blätter über das Kopfsteinpflaster. Er fuhr durch ihre dünne Pelisse, und sie musste sich sehr beherrschen, sich nicht die Arme um den Oberkörper zu schlingen. Dennoch zwang sie sich, ruhig sitzen zu bleiben, den Rücken gerade. Sie würde nicht erfrieren; es würde ihr nur sehr kalt werden. Das war nichts, was eine Tasse heißen Tees nicht wieder in Ordnung bringen konnte, wenn sie heute Abend zu den Räumen ihrer Schwester zurückkehrte.
Sie blickte aus dem Augenwinkel zu dem kleinen Grüppchen, das sich am Seiteneingang zum Stadthaus des Duke of Clermont gebildet hatte. In der ruhigeren Zeit am späten Nachmittag waren ein paar Bedienstete gekommen; sie standen zusammen und starrten zu ihr herüber. Zweifellos wussten sie, dass sie mit Clermont gesprochen hatte. Sie zählte auf ihren Klatsch. Spekulationen würden dem Mann unangenehmer sein als ein schlichter Bericht der wahren Ereignisse. Und ihre einzige Hoffnung bestand darin, ihn in möglichst große Verlegenheit zu bringen. Mutmaßungen führten zu Klatsch, und aus Klatsch würde Tadel und Verurteilung entstehen.
Drei Zimmermädchen in berüschten Schürzen flüsterten miteinander, als ein Mann um die Ecke kam und den Bürgersteig betrat. Er schien sie gar nicht zu bemerken, aber das Grüppchen warf nur einen Blick auf ihn und zerstreute sich rasch; alle verschwanden eilig in ihren Häusern, wie Hennen, die vor einem Falken, der über ihnen zu kreisen begann, flohen.
Er sah nicht wie ein Aristokrat aus. Er trug einen braunen Anzug, einfach gearbeitet, und ein Halstuch, das er zu einem schlichten Knoten gebunden hatte. Sein Leinen war nicht so schneeweiß, wie es die Reichen bevorzugten; seine Manschetten sahen sauber aus, aber – wie weißer Stoff es beim Waschen nun einmal zu tun pflegte – zu einem Elfenbeinton vergilbt. Er blieb auf der Straße genau gegenüber von ihr stehen, hob den Kopf und schaute ihr in die Augen.
Drei Monate lang hatte Serena sich gefragt, wo sie falsch gehandelt hatte – was sie anders hätte machen müssen, um das Schicksal zu vermeiden, das sie ereilt hatte. Sie war alles tausende Male durchgegangen, jeden Schritt, den sie getan hatte, und hatte nach dem Fehler gesucht.
Vor drei Monaten war sie schwach gewesen, als der Herzog ihr zum ersten Mal begegnet war – sie hatte den Blick vor jedem Mann gesenkt. Einfach weil er größer und stärker war als sie, war stumm geblieben, weil es sich nicht ziemte zu schreien. Aber Serena war damit fertig, schwach zu sein.
Heute Morgen hatte sie den Blick des Herzogs erwidert, hatte nicht mit der Wimper gezuckt, während sie ihm fest in die Augen schaute und ihre Drohungen ausstieß. Jetzt konnte sie alles schaffen.
Und dieser Mann war kein
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