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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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kommen? Ich nehme schon an, das ginge, aber ich werde es nicht tun. Am Ende dieser Sache mit dem Herzog warten fünfhundert Pfund auf mich. Das ist die einzige Chance für einen ehemaligen Faustkämpfer wie mich, zu so viel Geld zu kommen. Damit kann ich tatsächlich jemand werden. Wenn ich jedoch mit dir gehe …“
    „Du bist doch bereits jemand.“ Sie runzelte die Stirn.
    Du wirst es nie zu irgendetwas bringen . Hugo atmete langsam aus. „Das ist nicht genug.“
    „Doch, Hugo. Wenn du nur …“
    „Es ist nicht genug“, wiederholte er grimmig. Er schob sich von ihr und schwang seine Beine aus dem Bett. „Hörst du nicht? Es ist mir nicht genug.“
    „Genug was ?“
    Das war eine überaus vernünftige Frage.
    „Weil du nämlich klug bist und erfolgreich“, sagte Serena, „und du bist ein guter Mann. Die Sache mit den Haarnadeln – das war wunderbar. Du kannst mir so gut das Gefühl vermitteln, alles sei in Ordnung.“
    „Das ist doch nichts“, erwiderte er. „Meine Mutter hat so etwas ständig getan. Sie hat mir, als ich klein war, einen Zauberstein gegeben und gesagt, wenn ich mit ihm unter meinem Kopfkissen schliefe, würde mir am nächsten Tag nichts passieren, was ich nicht ertragen könnte.“
    Neben ihm atmete Serena scharf ein. Aber er schämte sich nicht, ihr die Wahrheit zu erzählen. Er hatte Tage durchlitten, die ihn an dem Stein seiner Mutter zweifeln ließen.
    Er schob diese Erinnerungen beiseite. „Als ich älter war, hat sie ein altes Einweckglas genommen und ist mit mir in den Park gegangen. Sie hat mir gesagt, ich solle es mit den Sachen füllen, die mir am wichtigsten waren. Dann hat sie es tief in der Erde vergraben, wo mein Vater es nie würde finden können, egal was er tat.“
    Es hatte genieselt, aber er hatte die Nässe praktisch nicht gespürt.
    Hast du auch so ein Glas, Mama?
    Sie hatte gelächelt und den Kopf geschüttelt.
    Wir könnten doch auch eines für dich machen.
    Ihr Lächeln war erstarrt. Dann hatte sie geseufzt. Ich habe zu viele Kinder beerdigt , hatte sie schließlich geantwortet. Ich werde nicht noch etwas, das mir etwas bedeutet, begraben. Nie wieder.
    „Deine Mutter klingt nach einer netten Frau“, sagte Serena neben ihm.
    „Meine Mutter hat mir gesagt, ich würde es einmal zu etwas bringen, jemand sein.“ Es war ein fast automatisches Beschwichtigen und Trösten von ihrer Seite gewesen – ein völliger Widerspruch zu den Schimpftiraden seines Vaters.
    „Vielleicht solltest du auf sie hören.“
    Du kannst jemand werden , hatte sie ihm gesagt, immer wieder.
    Auch ein reicher Mann , hatte er gefragt.
    Der reichste Sohn eines Bergarbeiters in ganz England , hatte sie versprochen.
    „Als ich von zu Hause fortlief“, sprach er schließlich weiter, „war ich vierzehn. Drei Tage vorher war ich zum ersten Mal in die Minen gegangen, und es hatte einen Unfall gegeben. Ein kleiner Stolleneinsturz, nichts Ernstes, aber ich war fünf Stunden in der Dunkelheit gefangen mit nichts anderem zu tun, als mir auszumalen, wie langsam alle Luft verbraucht wurde. Nachdem ich wieder heraus war, habe ich gesagt, ich wollte nie wieder zurück unter die Erde.“ Er atmete ein. „Mein Vater war anderer Meinung. Er hat mir mit einem Besenstiel die Nase und drei Rippen gebrochen. Er hat gesagt, ich sei nicht gut genug und ich würde es nie zu etwas bringen.“
    „Oh Hugo.“ Sie hob die Hand, um ihm über die Wange zu streichen. „Du kannst ihm doch nicht glauben – nicht nach all diesen Jahren.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich bin mit dem Leben davongekommen, weil meine Mutter sich eingemischt hat – den Zorn meines Vaters auf sich herabbeschworen hat. Das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich zur Tür hinausgekrochen bin, sind ihre Schreie.“
    Sie legte ihren Arm um ihn. „Oh Hugo“, wiederholte sie.
    „Sie ist ein paar Wochen später gestorben.“ Er bekam kaum noch Luft. „Daher ist also das, was ich erreicht habe, noch nicht genug.“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Es ist nicht genug, um wiedergutzumachen, dass ich sie im Stich gelassen habe. Sie kann doch nicht so viel verloren haben für einen Niemand.“
    Er war zum Park zurückgegangen, als ihn die Nachricht erreicht hatte, und hatte das Glas ausgegraben.
    Ich werde einmal der reichste Sohn eines Bergarbeiters von ganz England sein , hatte er dem erdverklebten Glas geschworen. Dann hatte er es erneut vergraben, an derselben Stelle wie sie – und hatte seine anderen Sehnsüchte so tief in sich

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