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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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zwischen ihnen aufgetan hatte, zu überwinden und diese gehemmte Ehe ganz zu machen – hob er mit einer Hand ihre Reisetruhe und reichte sie dem Mann, der das Gepäck hinten an der Kutsche verstaute. „Leb wohl“, wiederholte er.
    Sie stieg in einem Schleier der Benommenheit ein, weigerte sich, sich der Verwirrung und Betäubung zu überlassen. Das hier geschah nicht. Es ging nicht. Sie errang einen Sitzplatz an der Tür, damit sie seine Gestalt noch sehen konnte. Er beugte sich gerade über ihre Schwester, sagte etwas, das sie über den Lärm der anderen Passagiere nicht hören konnte.
    Freddy lächelte als Antwort.
    Jetzt, jetzt gleich würde es geschehen. Er würde sich umdrehen und sie sehen. Das musste er einfach. Sie legte ihre Hand auf den Türgriff.
    Geh nicht fort. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Du kannst nicht gehen. Ich liebe dich.
    Es war eine Offenbarung. Sie wusste nicht, wo sie herstammte, sie wusste nur, es hieß, dass er nicht einfach weggehen konnte. Er würde sich umsehen und sie erblicken, und dann würde er erkennen, dass er sie ebenfalls liebte.
    Aber am Ende war es nicht das, was geschah. Er sah sich nicht um und erblickte sie auch nicht. Er liebte sie nicht. Er bot Freddy seinen Arm. Sie wandten sich ab und verschwanden gemeinsam in der Menge.
    Und damit war er fort.

Kapitel zehn

    W ÄHREND DER T AGE, die auf Serenas Abreise folgten, bemühte Hugo sich darum, wieder zur Normalität zurückzufinden. Vergebens. Es war ihm beinahe unmöglich, sich um die Einzelheiten der Finanzen des Herzogs zu kümmern. Essen verlor jeglichen Geschmack. Und viel zu oft fand er sich am Fenster seines Büros stehend wieder – ohne zu arbeiten, ohne zu denken, starrte er einfach auf die leere schmiedeeiserne Bank auf dem Platz.
    Am dritten Tag entschied er, dass es vor allem die Mutmaßungen darüber, wie es ihr wohl erging, waren, die ihn so ablenkten. Daher beschloss er, ihr einen kurzen Brief zu schreiben. Doch als er damit beginnen wollte, stellte er fest, dass ihm sein Stift nicht gehorchen wollte.
    Miss Barton , schrieb er.
    Ich verbringe meine Tage wie gewöhnlich: Lieferanten drohen, einschüchtern, wer meinen Erwartungen nicht gerecht wird, und ganz allgemein Unheil im Leben anderer stiften. Der Platz auf der anderen Straßenseite ist leer bis auf die Tauben. Ich muss feststellen, dass ich sie nicht leiden kann.
    Er brach ab und starrte auf das Blatt. Das war zu verräterisch. Zu freundlich. Und, was noch wichtiger war … da war ihm dieser blöde Fehler bei der Anrede unterlaufen. Er zerknüllte das Papier und warf es in den Papierkorb, begann von vorn.
    Mrs. Marshall, fing er an und fand grimmige Befriedigung darin, sie mit seinem Namen anzureden. Ich hoffe, Sie haben sich schon ein wenig in Ihrem neuen Heim eingelebt und finden alles zu Ihrer Zufriedenheit. Bitte lassen Sie es mich wissen, falls etwas fehlt, dann werde ich mich der Sache annehmen.
    Er unterzeichnete den Brief, versiegelte ihn und gab ihn auf, bevor er sich eines anderen besinnen konnte.
    Er versuchte an den folgenden Tagen nicht zu viel an sie zu denken, aber es war fast so, als versuchte man, nicht an einen Elefanten zu denken: Man konnte sich nicht dazu anhalten, nicht an Elefanten zu denken, ohne dass einem die riesigen grauen Tiere vor dem geistigen Auge erschienen.
    Ihre Antwort traf wenige Tage später ein.
    Mr. Marshall , schrieb sie. Mein neues Heim ist genau so, wie ich es mir immer erhofft habe. Alles ist zu meiner vollsten Zufriedenheit. Vielen Dank für die Nachfrage.
    Er starrte frustriert auf diese Worte. Es gab absolut nichts, was er darauf antworten konnte – nichts, das er sagen konnte, ohne seine eigenen aufwühlenden Überlegungen preiszugeben oder Fragen zu stellen, die am Ende Gefühle verrieten, die er besser für sich behielte.
    Sie hatten geheiratet. Er hatte sich entschieden, ohne sie auszukommen. Alles, was er sonst noch mitteilen könnte, würde nur dazu führen, dass sie beide mehr litten. Das Beste für alle Beteiligten wäre es, das hier oberflächlich zu halten – ein gelegentlicher Brief, einmal im Monat vielleicht, nur um zu erfahren, wie es ihr ging.
    Und trotzdem begab er sich an dem Abend, als er von der Arbeit heimging, nicht direkt nach Hause. Er ertappte sich dabei, durch die Straßen zu schlendern. Überall, wo er hinblickte, sah er Paare zusammen. Ehemänner und Ehefrauen, die nebeneinander in offenen Kutschen saßen; junge Pärchen, die einander verliebte Blicke zuwarfen. Alle

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