Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
existierte alles. Vom subtropischen Dschungel im Süden, bis hin zur fast arktischen Kälte im hohen Norden des Landes.
    Und es gab Menschen. Nicht auf dem flachen Land, dort natürlich auch, aber nicht in der Zahl wie in Peking oder Shanghai. Massen, gleichgeschaltet, Frondiener des Sozialismus, der mittlerweile ein wenig sein Tor nach Westen geöffnet hatte.
    Wie dem auch sei, wir wollten uns aus der hohen Politik heraushalten und uns nur auf unsere Aufgabe konzentrieren.
    Wie so oft endete die Reise in einem Hotel. Ein Touristenschuppen ähnlich wie der, den wir in Moskau erlebt hatten, nur noch ein wenig kahler und völlig unpersönlich. [2] Unsere beiden kleinen Zimmer lagen nebeneinander, und Quen verabschiedete sich zunächst einmal von uns.
    »Darf man fragen, wohin Sie wollen?«
    »Natürlich dürfen Sie. Ich muss Erkundigungen einziehen. Ich werde bald zurück sein. Sie können sich mittlerweile frisch machen.«
    »Okay.«
    Es gab Duschen. Allerdings störte mich der Wasserdruck. Er war ziemlich schwach.
    Einen Plan hatten wir noch nicht. Zwar wollten wir die großen Kaisergräber besichtigen, aber das alles mussten wir Quen überlassen. Ohne Begleitung würden wir nicht weit kommen.
    Nachdem ich geduscht hatte, wollte ich mit Suko reden, zog die Zimmertür auf und blieb auf der Schwelle überrascht stehen, als ich einen Chinesen im grauen Anzug sah, der gegenüber an der Wand lehnte und unsere beiden Zimmertüren nicht aus den Augen ließ. Die tausend Augen des Quen, so dachte ich. Hier stand jeder Fremde unter Kontrolle. So etwas passte mir überhaupt nicht. Schließlich kannte ich es von meiner Heimat her nicht.
    Der Mann lächelte freundlich, ich grinste oberflächlich zurück. Sukos Zimmertür lag links der meinen. Ich klopfte an. Die Tür wurde geöffnet. Suko rubbelte sich seine nassen Haare trocken. »Die gleiche Idee habe ich fast auch gehabt«, sagte er und schielte an mir vorbei.
    »Hat man uns da einen Aufpasser hingestellt?«
    »Damit uns nichts passiert.«
    »Wie nett.«
    Ich betrat das Zimmer. Suko schloss hinter mir die Tür und ließ die Hand mit dem Tuch sinken. Er schleuderte den nassen Fetzen auf eine Stuhllehne. Auf einem anderen Stuhl nahm er Platz. Ich zündete mir eine Zigarette an. Aus London hatte ich sie mitgebracht. Überhaupt war hier in Shanghai alles reibungslos verlaufen. Keine Zollkontrolle, keine offizielle Kontrolle im Hotel, Quen hatte wirklich alles im Griff.
    »Hat Quen gesagt, dass wir hier auf ihn warten sollen?«
    Suko strich mit einer Bürste sein nasses Haar zurück. »Das schon.«
    »Aber nicht im Zimmer.«
    »Willst du nach draußen?«
    Ich nickte und schüttelte kurz danach den Kopf. »Nicht genau. Es gibt hier bestimmt eine Bar. Vielleicht sollten wir dort auf ihn warten. Finden wird uns Quen immer.«
    »Ja, die Idee ist nicht übel«, gab Suko zu. Er zog seine Jacke über.
    »Worauf warten wir noch?«
    Draußen stand der Knabe noch immer. Während Suko abschloss, deutete ich mit dem linken Daumen nach unten »Wir fahren in die Bar. Wollen Sie mit?«
    »Gern.« Er sprach sogar Englisch.
    Es gab Aufzüge im Hotel. Nicht die modernsten. Ziemlich lahme Enten. Sie boten aber ungefähr zehn Personen Platz.
    Suko, der Aufpasser und ich waren allein. Ich schaute mir den Mann genauer an. Er war etwas größer als Quen. Seine hohe Stirn konnte man auch als Halbglatze bezeichnen, und sein Mund wirkte wie ein nach oben gerichteter Halbmond. So sah er aus, als würde er ständig nur lächeln.
    »Wir sollten noch tiefer fahren«, sagte er plötzlich.
    »Wieso?« Suko hatte die Frage gestellt.
    »Ist Wan tot?«
    Plötzlich wurde es heiß. Im übertragenen Sinne natürlich. Dieser Knabe schien mehr zu wissen.
    Wir hielten. Rasch drückte unser neuer Bekannter eine Etage tiefer. »Es ist wirklich besser, wenn wir durchfahren.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Es ist unhöflich, dass ich mich nicht vorgestellt habe, aber nennen Sie mich einfach Hiatu.« Er sprach ein sehr gutes Englisch und hatte auch keine Schwierigkeiten beim R.
    Bevor wir uns von der Überraschung erholt hatten, hielt der Aufzug zum zweitenmal. Hiatu huschte an uns vorbei und drückte die Tür auf. Wir schauten in einen Keller und blieben vorerst im Lift, da wir die Handbewegung unseres Begleiters richtig verstanden. Hiatu schaute sich zuvor um. Als die Luft rein war, winkte er uns zu.
    »Kommen Sie!« flüsterte er.
    Wir betraten einen seltsamen Keller. Ihn hätte ich wirklich nicht unter diesem Hotelkomplex

Weitere Kostenlose Bücher