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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorurteil über Chinesen alle Ehre.
    Wir gingen weiter. Je mehr wir uns dem Fluss näherten, um so weniger gefiel mir die Sache. Ich hatte nur mehr einen Verdacht, aber keinen Beweis, und das wurmte mich so.
    Zudem gefiel mir die Umgebung nicht. Da war der Fluss, die alte Dschunke, eigentlich alles normal, und dennoch hatte ich das Gefühl, aus der Finsternis beobachtet zu werden. Wie lange, gefährliche Schatten kam mir die Dunkelheit vor. Die hohen Gräser bewegten sich wie ein Wellenmeer im leichten Wind, der auch durch mein Gesicht strich.
    Sehr häufig schaute ich mich um. Ich rechnete fest damit, urplötzlich Soldaten auftauchen zu sehen, aber die Umgebung schwieg. Wäre ich in London gewesen, hätte ich längst schon anders gehandelt. In diesem fernen, fremden Land aber musste ich mich auf einen Menschen verlassen, der unter Umständen gar nicht auf meiner Seite stand und mich in eine Falle führte.
    Mittlerweile glaubte ich daran, dass er genau wusste, wo sich Suko aufhielt und dass er auch mit dessen Verschwinden etwas zu tun gehabt hatte.
    Er hielt sich vor mir. Kaum ein Laut war zu hören. Der Mann schlich wie ein Prärie-Indianer.
    Wir waren jetzt in der Nähe des Flussufers. Schon jetzt konnte ich die Wellen erkennen, die über einen schmalen, mit Steinen bedeckten Sandstreifen leckten und allmählich ausliefen. Noch immer lag das Schiff links von uns. Wir wandten uns in eine andere Richtung, schritten parallel zum Fluss, und ich sah das Schiff wie einen düsteren Schatten von der Oberfläche des Wassers hochragen.
    Ein gespenstischer Schatten, der sich leicht bewegte, im Takt der anlaufenden Wellen schaukelte und auf dem kein Licht brannte. Nicht eine Decklaterne war zu sehen.
    Das Wasser roch faulig. Es schmatzte und gurgelte, wenn die Wellen neben unseren Füßen ausliefen.
    Die Dschunke schaukelte auf den Wellen. Wenn der Wind das Segel blähte, knatterte die Leinwand.
    Hiatu war vor mir stehen geblieben Er legte den Kopf schief und fragte:
    »Was ist? Wollen Sie nicht mit auf das Schiff?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Und Ihr Freund?« Hiatus Stimme klang lauernd.
    »Wissen Sie genau, dass er sich auf der Dschunke befindet?«
    Er begann leise zu lachen. Und dieses Lachen störte mich. Es klang so wissend. Genau in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich reingelegt worden war. »Es war eine Falle, nicht?«
    Hiatu nickte. »Ja, du hast recht, Mann aus dem Westen. Es war eine Falle. Wir haben sie extra für dich gebaut, und ihr beide seid hineingetappt. Erst dein Freund, jetzt du!«
    »Lebt er?«
    Der Chinese vor mir hob die Schultern.
    Verdammt, ich wollte eine Antwort, und ich würde sie bekommen. Blitzschnell ging ich vor, wollte den Kerl packen. Der hatte mit meinem Angriff gerechnet. Er drehte sich rasch zur Seite, dass ich ins Leere griff, und huschte weg.
    Bevor ich ihm folgen konnte, rief er sein »Halt!«. Er fügte noch etwas hinzu. »Dreh dich um, dreh dich nur um, Sinclair!«
    Etwas in seiner Stimme warnte mich. Mir rann es eiskalt den Rücken hinab. Ich schluckte einen nicht existierenden Kloß herunter, bevor ich der Aufforderung nachkam. Auf der Stelle führte ich die Bewegung durch und bekam bestätigt, dass mich mein Begleiter nicht angelogen hatte. Vor mir standen drei Soldaten! Sie hatten ihre Pfeile längst auf die Sehnen der Bögen gelegt, und ich besaß nicht die Spur einer Chance, den Geschossen zu entgehen. Sie würden mich treffen und umbringen.
    Das leise Lachen des Chinesen sagte mir genug. »Es war wunderbar,« fügte er mit höhnischer Stimme hinzu. »Du bist mir ebenso in die Falle gegangen wie dein Freund. Das ist die Neugierde der Polizisten. Damit es dich beruhigt, Sinclair. Dein Freund befindet sich tatsächlich auf der Dschunke. Ich habe ihn dorthin schaffen lassen. Auch du wirst bald dort liegen…«
    Ja, er hatte recht. Auch ich würde bald dort liegen. Mit einem Pfeil im Rücken und wahrscheinlich zu Stein erstarrt.
    Kam ich noch weg? Nein, denn hinter Hiatu hatten sich ebenfalls Gestalten erhoben und hielten die Waffen schussbereit in den Händen. In der Dunkelheit waren sie kaum als Steinfiguren zu erkennen. Man hätte sie für normale Menschen halten können.
    Jetzt lauerten sie. Vielleicht weideten sie sich auch an meiner Angst, die allmählich in mir hoch kroch.
    »Hast du noch eine Frage, Sinclair?«
    »Ja, ich will wissen, was ihr mit uns vorhabt?«
    Da begann Hiatu zu lachen. »Vielleicht nehmen wir euch als Ausstellungsstücke. Es ist alles

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