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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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der Hand wieder heraus; aber als er sich umdrehte, um die kirchliche Feier zu beginnen, streckte Billot die Hand aus.
    »Genug, du unwürdiger Diener Gottes«, sagte er; »ich wollte nur deinen Stolz beugen ... nun will ich der Welt zeigen, daß eine wahrhaft fromme Christin, wie meine Frau, das Gebet eines fanatischen, boshaften Priesters entbehren kann.«
    »Freunde,« sagte er dann, »zum Friedhof!«
    Das Friedhofstor war geschlossen wie die Kirchentür.
    Sonderbar! Billot mochte dieses schwache Hindernis nicht mit Gewalt beseitigen. Die Toten schienen ihn mit ehrerbietiger Scheu zu erfüllen.
    Auf einen Wink des Pächters eilte Pitou fort und brachte nach kurzer Zeit den Schlüssel.
    Billot und Pitou ließen den Sarg hinab. Sie erfüllten diese letzte Pflicht in so einfacher, natürlicher Weise, daß es keinem der Anwesenden einfiel, seine Hilfe anzubieten.
    Als die ersten Erdschollen auf den Sarg fielen, hielt Billot inne und drückte die Hand auf die Augen, die sich mit Tränen füllten. Dann streckte er die Hand über das Grab aus und sagte:
    »Du arme Dulderin! ein fanatischer Priester hat dir das Begräbnis verweigert ... ein übermütiger Junker hat meine Tochter entehrt ... die Verräter am Vaterlande haben das Blut vieler Bürger, haben auch mein Blut auf dem Marsfelde vergossen ... darum schwöre ich ewigen Krieg dem Fanatismus, dem Übermut, dem Verrat am Vaterlande!«
    Endlich sagte er, sich zu der schweigend zuhörenden Versammlung wendend:
    »Freunde, Brüder! Statt der Verräter, die sich zu dieser Stunde über das Geschick Frankreichs beraten, wird eine neue Versammlung einberufen werden. Wollt ihr mich zu eurem Vertreter in dieser Versammlung ernennen?«
    Ein allgemeiner beistimmender Zuruf beantwortete den Antrag Billots, dessen Kandidatur für die gesetzgebende Versammlung sofort an dem Grabe seiner Frau angenommen wurde.
    Jeder einzelne nahm nun mit warmem Händedruck von Billot Abschied, der nach dem Meierhof zurückkehrte.
    Er suchte nun soviel bares Geld wie nur irgend möglich zusammenzubringen. Es war ein gutes Jahr gewesen. Er entrichtete seinem Gutsherrn den Anteil an der Ernte, behielt seinen eigenen Anteil, bewahrte das zur Aussaat nötige Getreide und Viehfutter auf, und nachdem er endlich noch eine Summe zur Bestreitung der Wirtschaftskosten ausgesetzt hatte, ließ er eines Morgens seinen jungen Freund Pitou kommen.
    Der Landwirt hatte den »Kapitän« nie holen lassen. Pitou begab sich daher nicht ohne Sorge auf den Meierhof.
    Billot begrüßte Pitou jedoch, wie immer, mit einem herzlichen Händedruck; ja, er drückte ihm mit noch größerer Wärme die Hand, als er sonst zu tun pflegte, und ließ sie nicht los.
    Pitou sah den Pächter erstaunt an.
    »Pitou,« sagte Billot nach einer kurzen Pause; »du bist ein ehrlicher Mann. Ich gehe nach Paris und will dir die Aufsicht über meine Wirtschaft anvertrauen. Du kannst die Wirtschafterin, die die Aufsicht mit dir führen soll, selbst wählen. Ich frage dich nicht, wer es ist, ich brauche ihren Namen nicht zu wissen, und wenn die Zeit kommt, wo meine Gegenwart in Paris nicht mehr notwendig ist, werde ich dich acht Tage vorher davon in Kenntnis setzen, damit die Wirtschafterin Zeit hat, sich zu entfernen, wenn ich sie nicht sehen soll oder sie mich nicht sehen mag.«
    »Gut, Herr Billot«, sagte Pitou.
    »Du wirst alles finden, was zum Betriebe der Wirtschaft notwendig ist,« fuhr Billot fort, »in dem Speicher ist das Getreide zur Aussaat, in den Scheuern Heu, Stroh und Hafer für die Pferde, und in dieser Schublade Geld für den Lohn und die Beköstigung der Dienstleute.«
    Er übergab Pitou den Schlüssel.
    Pitou schloß den Landwirt in seine Arme.
    »Und wenn Sie mich drüben etwa brauchen ...« sagte er.
    »Sei nur ruhig, Pitou,« fiel ihm Billot ins Wort, »ich werde dich nicht vergessen.«
    Am fünf Uhr nachmittags stieg Billot zu Villers-Cotterêts in den nach Paris abgehenden Eilwagen, und um sechs Uhr kamen Pitou, Katharina und der kleine Isidor auf dem Meierhofe an.
     

39. Kapitel
     
    Die erste Amtshandlung der neuen Versammlung war die Absendung einer Deputation in die Tuilerien. Dieser Akt wurde mit einer Taktlosigkeit erwidert.
    Die Deputierten wurden von einem Minister empfangen.
    »Meine Herren,« sagte er, »der König kann Sie in diesem Augenblicke nicht empfangen. Kommen Sie um drei Uhr wieder.«
    Die Deputierten entfernten sich.
    »Schon wieder da?« fragten die übrigen Mitglieder, als die Deputierten wieder im

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