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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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unverzeihlichste Verbrechen, die Menschen wieder zu Sklaven machen zu wollen; hätten die Menschen das Feuer des Himmels in ihrer Gewalt, so müßte man jeden, der einen Angriff gegen die Freiheit macht, damit vernichten!«
    Es war das erstemal, daß man solche Worte hörte. Diese unbändige, gewaltige Beredsamkeit riß alles mit sich fort.
    In derselben Sitzung wurde beschlossen: »Der französische Prinz Ludwig Stanislaus Xaver soll seine Ansprüche auf die Regentschaft verlieren, wenn er binnen zwei Monaten nicht zurückkommt.«
    Am 8. November wurde beschlossen: »Alle Ausgewanderten, die am 1. Januar nicht wieder nach Frankreich zurückgekehrt sind, werden als Verschwörer gegen die Sicherheit des Vaterlandes betrachtet und zum Tode verurteilt.«
    Am 29. November kam die Reihe an die Priester. Die Versammlung faßte folgenden Beschluß: »Der Bürgereid muß binnen acht Tagen geleistet werden. Wer ihn verweigert, macht sich des Aufruhrs verdächtig und wird unter die Aufsicht der Behörden gestellt.«
    Aber am 19. Dezember erschien der König in der Deputiertenkammer, um den gegen die Geistlichkeit gefaßten Beschluß durch sein Veto kraftlos zu machen.
    Ministerpräsident war damals Narbonne, er hielt sich aber nur drei Monate. Eine Rede Vergniauds versetzte seinem Ministerium den Todesstoß. Dieser Vergniaud führte aus:
    »Die Tribüne der Gegenrevolution ist bereits errichtet. Auf ihr geht man damit um, uns Österreichs Händen auszuliefern ... Der Tag ist gekommen, wo wir dieser Vermessenheit ein Ziel setzen und die Anschläge der Verschwörer vernichten können. In früheren Zeiten sind im Namen des Despotismus aus diesem Palast oft Schrecken und Entsetzen hervorgegangen; heute mögen Schrecken und Entsetzen im Namen des Gesetzes wieder einziehen!«
    Gilbert hatte schon vor einiger Zeit in den Tuilerien Dumouriez als den geeignetsten Nachfolger Narbonnes bezeichnet, und tatsächlich erschien bald ein kleiner Mann in Feldmarschallsuniform in den Gemächern des Königs.
    »Herr Dumouriez?« sagte dieser.
    »Ja, Sire«, antwortete er.
    »Herr von Narbonne hat Sie kommen lassen?«
    »Ja, Sire, um mir anzuzeigen, daß ich der Ostarmee zugeteilt sei.«
    »Sie sind aber noch nicht fort?«
    »Ich nahm den mir übertragenen Posten an; allein ich machte Herrn von Narbonne darauf aufmerksam, daß ein allgemeiner Krieg bevorstehe.«
    »Und um dem Könige und dem Vaterlande wirksamere Dienste Zu leisten, haben Sie die Stelle eines provisorischen Ministers für auswärtige Angelegenheiten abgelehnt?«
    »Sire, ich bin ein Soldat und kein Diplomat.«
    »Man hat mir versichert, Sie wären beides«, erwiderte der König. »Und auf diese Versicherung hin habe ich Ihnen die Ministerstelle wiederholt anbieten lassen. Warum lehnen Sie diese ab?«
    »Majestät, entweder bin ich etwas wert oder nicht. Bin ich nichts wert, so bitte ich Eure Majestät, mich in meiner Dunkelheit zu belassen; bin ich etwas wert, so machen Sie aus mir keinen Eintagsminister; unsere Angelegenheiten stehen im Auslande zu sehr im Mißkredit, als daß die Höfe mit einem provisorischen Minister unterhandeln könnten. Noch mehr: man würde glauben, Sie wollten von Ihrem alten Ministerium nicht lassen und warteten nur eine günstigere Gelegenheit ab, dasselbe wieder ans Staatsruder zu setzen.«
    »Halten Sie es denn für unmöglich, wenn es meine Absicht wäre?«
    »Meiner Meinung nach ist es Zeit, daß Eure Majestät ein für allemal mit der Vergangenheit brechen.«
    »Warum raten Sie mir nicht lieber sogleich die rote Mütze aufzusetzen?«
    »Warum nicht, Sire,« antwortete Dumouriez, »wenn etwas damit zu erreichen wäre.«
    Der König sah den Mann, der ihm diese Antwort gab, an, dann fuhr er fort:
    »Ich bin nicht mehr gegen Sie eingenommen. Herr Dumouriez, Sie sind mein Minister.«
    »Sire, einige Erklärungen dürften hier am Platze sein.«
    »Reden Sie, ich höre.«
    »Sire, ein Minister hat jetzt eine ganz andere Stellung als vormals. Sobald ich ins Ministerium eintrete, höre ich zwar nicht auf, der treue Diener Eurer Majestät zu sein, aber ich werde der Mann der Nation. Erwarten Sie daher von heute an nicht mehr die Sprache, an welche meine Vorgänger Sie gewöhnt haben; ich werde nur im Geiste der Freiheit und der Verfassung reden können. Meine Amtsgeschäfte werden mir nicht Zeit lassen, Ihnen den Hof zu machen; ich werde nur mit Eurer Majestät oder mit dem Staatsrate arbeiten, und diese Arbeit wird ein Kampf sein.«
    »Warum denn ein

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