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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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glaubte, und sagte aufstehend zu Pitou:
    »Sie können mich in der Waldhütte bei dem Vater Clouis finden.« –
    Der Trauerzug bewegte sich schweigend auf der Landstraße fort, als die letzten plötzlich hinter sich laut rufen hörten.
    Ein Reiter sprengte heran. Pitou sah sich um.
    »Sie da, Herr Billot!« sagte er. »Jetzt möchte ich nicht in der Haut des Abbé Fortier stecken!«
    Als der Name Billot genannt wurde, machte der ganze Zug halt. An der Spitze des Leichenzuges angekommen, stieg Billot vom Pferde und sagte laut:
    »Guten Tag, Freunde! Ich danke euch.«
    Dann nahm er den Platz unmittelbar hinter dem Sarge ein.
    Alle sahen Billot neugierig an. An der Stirn und um das linke Auge war die Haut noch mit Blut unterlaufen.
    »Wissen Sie, was vorgegangen ist?« fragte Pitou.
    »Ich weiß alles«, antwortete Billot.
    In düsterer Stimmung folgte Billot dem Sarge.
    Bei den ersten Häusern von Villers-Cotterêts standen viele Menschen, die den Leichenzug erwarteten und sich ihm anschlossen.
    Als der Leichenzug auf dem Marktplatz ankam, zählte er mehr als fünfhundert Personen; die Kirche ward sichtbar.
    Was Pitou erwartet hatte, war wirklich der Fall: die Kirche war geschlossen. Vor dem Haupteingang wurde haltgemacht.
    Billot war noch blasser, der Ausdruck seines Gesichts noch drohender geworden.
    Der Kirchendiener wurde von Herrn Longpré herbeigerufen und befragt.
    Der Abbé Fortier hatte allen an der Kirche angestellten Personen verboten, an dem Begräbnis in irgendeiner Weise teilzunehmen.
    »Der Abbé Fortier hat die Schlüssel in Verwahrung genommen, um versichert zu sein, daß die Kirche nicht geöffnet wird«, sagte der Kirchendiener.
    »Wir wollen die Schlüssel von dem Abbé holen!« riefen zweihundert Stimmen.
    »Das würde sehr lange dauern,« entgegnete Billot, »und der Tod ist nicht gewohnt, zu warten, wenn er an eine Tür klopft.«
    Er sah sich nach allen Seiten um. Der Kirche gegenüber wurde ein Haus gebaut.
    Billot ergriff einen Balken und hob mit einem einzigen Ruck das ungeheure Stück Holz vom Boden auf. Der riesenstarke Mann wankte unter der zu schweren Last, und im ersten Augenblick glaubte man, Billot werde unter derselben zusammenbrechen.
    Diese Schwäche dauerte jedoch nur wenige Sekunden. Der Landwirt blieb fest auf den Füßen stehen, und nachdem er das Gleichgewicht wiederbekommen hatte, ging er langsam, aber festen Schrittes zur Kirchentür.
    Beim dritten Stoß sprangen Riegel, Schlösser und Angeln auf, die Tür war offen.
    Billot ließ den Balken fallen.
    Vier Männer hoben ihn auf und trugen ihn mit Mühe an den Platz zurück, wo Billot ihn aufgenommen hatte.
    »Jetzt, Herr Bürgermeister,« sagte der Pächter von Pisseleux, »lassen Sie den Sarg meiner armen Frau, die nie einem Menschen etwas zuleide getan hat, mitten in den Chor stellen ... Und du, Pitou, hole den Meßner, die Sänger und die Chorknaben; ich hole den Abbé.«
    Einige der Anwesenden wollten den Landwirt begleiten; aber er lehnte jede Begleitung ab.
    »Laßt mich allein«, sagte er; »die Sache wird vielleicht ernst ... und ich will die Verantwortung meiner Handlungen allein übernehmen.«
    Es war seit Jahresfrist das zweitemal, daß der revolutionäre Landwirt mit dem royalistischen Priester in Streit geriet.
    Die Haustür des Abbé Fortier war verschlossen wie die Kirchentür.
    Billot sah sich um; das einzige brauchbare Werkzeug war ein halb umgestürzter Prellstein.
    Der Pächter faßte ihn, rüttelte mit aller Gewalt hin und her und riß ihn heraus.
    Dann hob er den schweren Stein hoch auf und schleuderte ihn gegen die Tür des Pfarrhauses. Die Tür war zertrümmert.
    Ein Fenster tat sich auf, und der Abbé kam, mit lauter Stimme um Hilfe rufend, zum Vorschein.
    Plötzlich sah man das bleiche Gesicht des Landwirts hinter dem Abbé erscheinen; dieser hielt sich am Fensterkreuz fest. Billot schlang den rechten Arm um den Leib des Abbé, stemmte sich fest auf beide Beine und riß ihn mit einem Ruck von dem Fensterkreuz los. Das zerbrochene Holz war dem Abbé in den Händen geblieben.
    Inzwischen hatte Pitou die ganze Kirchendienerschaft herbeigeholt. In unglaublich kurzer Zeit war alles bereit, und es fehlte nur noch der Abbé.
    Plötzlich sah man den Pächter von Pisseleux wieder zum Vorschein kommen. Er zog den Abbé so schnell mit sich fort, als ob er allein gegangen wäre.
    Mit Schrecken gewahrte der Abbé die zertrümmerte Kirchentür. Er trat in die Sakristei und kam im Meßgewand und mit dem Sakrament in

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