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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Magdalena, begeben, und ihn gefragt, ob er dafür Sorge getragen habe, daß die Beerdigung in der gewünschten Form vor sich gehe. Er antwortete uns, daß er alles, was ihm anbefohlen, genau befolgt und alle Vorkehrungen getroffen habe.
    Von da begaben wir uns in Begleitung der Bürger Renard und Damoreau, Vicare zu St. Magdalena, auf den in der Straße Anjou-Saint-Honoré gelegenen Friedhof der Pfarre und daselbst überzeugten wir uns von der Vollziehung der Befehle, die wir infolge des von dem Gemeinderat erhaltenen Auftrages dem Citoyen Recaves tags zuvor erteilt hatten.
    Bald darauf wurde in unserer Gegenwart der Leichnam Ludwig Capets, den wir vollkommen erkannten, von einer Abteilung Fußgendarmerie auf den Friedhof gebracht. An dem vom Rumpfe getrennten Haupte bemerkten wir, daß die hinteren Haare abgeschnitten waren. Der Leichnam war ohne Krawatte, ohne Rock und ohne Schuhe; er war mit Hemd, Piquéweste, grauen Tuchhosen und grauen seidenen Strümpfen bekleidet.
    Mit dieser Bekleidung wurde er in einen Sarg gelegt und dieser wurde in das Grab hinabgelassen, das sogleich mit Erde gefüllt wurde. Alles geschah nach dem Befehl der provisorischen Exekutivbehörde der Französischen Republik, und wir haben mit den Bürgern Recaves, Renard und Damoreau, Pfarrer und Vicare zu St. Magdalena, gegenwärtiges Protokoll unterzeichnet.
    Leblanc, Administrator des Departements, Dubois, Administrator des Departements, Damoreau, Recaves, Renard.
    So starb König Ludwig XVI. am 21. Januar 1793, und so wurde er an demselben Tage beerdigt. Er war neununddreißig Jahre, fünf Monate und drei Tage alt, hatte achtzehn Jahre regiert und war fünf Monate und acht Tage Gefangener gewesen.
    Sein letzter Wunsch ging nicht in Erfüllung, und sein Blut kam nicht nur über Frankreich, sondern über ganz Europa.
     

57. Kapitel
     
    Am Abend dieses Schreckenstages befanden sich zwei Männer in einem Salon in der Straße St. Honoré. Die Schreie der Pikenmänner, die die öden und hellerleuchteten Straßen von Paris durchzogen und auf ihren hoch emporgehaltenen Waffen blutige Fetzen von Tüchern und Hemden trugen und in wilder Lust riefen: »Der Tyrann ist tot! hier ist sein Blut!« drangen bis zu ihnen herauf. Beide schwiegen. Der eine, schwarz gekleidet und den Kopf in beide Hände gestützt, saß an einem Tisch. Der andere, seiner Kleidung nach ein Landmann, ging mit starken Schritten auf und ab, sein Blick war düster, seine Stirn in Falten gezogen, seine Arme auf der Brust gekreuzt.
    So oft der letztere an dem zweiten vorüberging, warf er ihm einen fragenden Blick zu.
    Endlich schien der Mann, der in so düsterer Stimmung auf und ab wanderte, dieses Schweigens überdrüssig zu sein, er stand still, sah sein Gegenüber scharf an und sagte:
    »Ich bin also ein Räuber, Citoyen Gilbert, weil ich für den Tod des Königs gestimmt habe?«
    Der schwarzgekleidete Mann richtete sich auf, schüttelte den Kopf und reichte dem andern die Hand.
    »Nein, Billot«, erwiderte er. »Sie sind ebensowenig ein Räuber wie ich ein Aristokrat bin; Sie haben nach Ihrem Gewissen gestimmt, und ich nach dem meinigen, nur mit dem Unterschiede, daß ich für das Leben, und Sie für den Tod gestimmt haben. Aber es ist doch entsetzlich, einem Menschen zu nehmen, was ihm keine Gewalt der Erde wiedergeben kann!«
    »Also nach Ihrer Meinung,« entgegnete Billot, »ist der Despotismus unverletzlich, die Freiheit ein Aufruhr? Was bleibt damit dem Volke? Das Recht, zu dienen und zu gehorchen! ... Und das sagen Sie, Herr Gilbert, der Zögling Jean Jacques Rousseaus, der Bürger der Vereinigten Staaten!«
    »Nein, Billot, das sage ich nicht, denn das wäre ein Frevel an der Nation.«
    »Herr Gilbert,« sagte der Landwirt, »ich will Ihnen sagen, was ich mit meinem plumpen gesunden Verstand denke, und erlaube Ihnen, mir mit allem Scharfsinn, mit aller Gelehrsamkeit darauf zu antworten. – Geben Sie zu, daß ein Volk, das von herrschsüchtigen Priestern und Despoten unterdrückt wird, das Recht hat, sich gegen solche Bedrückung aufzulehnen und für seine Freiheit zu kämpfen?«
    »Allerdings.«
    »Dann gestehen Sie ihm auch das Recht zu, die Resultate seines Sieges zu sichern?«
    »Das versteht sich.«
    »Nehmen Sie sich in acht, es wird uns weit führen ...«
    »Ich werde Ihnen folgen, wohin Sie mich führen, Billot, und Ihnen durch den einzigen Ausspruch antworten: Mensch, du hast nicht das Recht, deinem Nächsten das Leben zu nehmen!«
    »Aber der König ist nicht

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