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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ihr recht; habt ihr dagegen den Menschen verurteilt, so hattet ihr unrecht.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Billot.
    »Hören Sie nur zu, ich errate, was er meint«, sagte Gilbert.
    »Wollte man ihm durchaus das Leben nehmen,« fuhr Cagliostro fort, »so hätte es geschehen müssen, als er in Versailles oder in den Tuilerien, von seinen Höflingen und Schweizern umgeben, als er dem Volke noch unbekannt war; es hätte am 5. Oktober oder am 10. August geschehen müssen. Aber nachdem er fünf Monate im Temple zugebracht hatte, nachdem sein Privatleben allgemein bekannt geworden war, nachdem er vor Leuten aus dem Volke gegessen, getrunken, geschlafen hatte und gleichsam der Kamerad des Arbeiters geworden war, hätte man ihn als Menschen behandeln, das heißt, ihn verbannen oder einsperren sollen.«
    »Ich verstand Sie nicht,« sagte Billot zu dem Doktor Gilbert, »aber jetzt verstehe ich den Citoyen Cagliostro.«
    »Es ist ganz klar. Man weiß jetzt, wie ehrenwert, wie sanft und gutmütig er in seinem Privatleben war, man wird jetzt erzählen, wie zärtlich er als Vater, wie vortrefflich er als Gatte, wie gütig er als Gebieter war, man wird ihn bemitleiden und als ein schuldloses Opfer des Parteihasses hinstellen ... Oh, die Dummköpfe! ich hätte ihnen mehr Einsicht und Klugheit zugetraut ... So weit geht die Unklugheit der jetzigen Machthaber! Ist es doch so weit gekommen, daß ihn seine Gemahlin liebt! ... Lieber Gilbert,« setzte Cagliostro lachend hinzu, »wer hätte am 14. Juli, am 5. und 6. Oktober, am 10. August gedacht, daß die Königin den König jemals lieben werde?«
    »Oh! wenn ich das hätte ahnen können ...« sagte Billot mit tiefem Schmerz.
    »Was würden Sie dann getan haben?« fragte Eilbert.
    »Was ich getan haben würde? Ich würde ihn entweder am 15. Juli oder am 6. Oktober oder 10. August getötet haben; es wäre mir sehr leicht gewesen.«
    Gilbert verzieh ihm diese Worte, Cagliostro bewunderte sie.
    »Aber Sie haben es nicht getan«, sagte der letztere nach einer kurzen Pause, »Sie, Billot, haben für den Tod, und Sie, Gilbert, für das Leben gestimmt?«
    »Ja«, antworteten beide.
    »Jetzt will ich Ihnen einen Rat geben ... Sie, Gilbert, haben sich zum Mitglied des Konvents ernennen lassen, um eine Pflicht zu erfüllen; Sie, Billot, sind in den Konvent getreten, um Rache zu üben. Die Pflicht ist nun erfüllt, die Rache befriedigt, Sie haben hier nichts mehr zu tun; gehen Sie.«
    Beide sahen Cagliostro an.
    »Gehen Sie«, erwiderte er. »Sie sind keine Parteimänner, sondern selbständige Patrioten. Jetzt, da der König tot ist, werden sich die Parteien mit verdoppelter Erbitterung bekämpfen und vernichten. Welche Partei zuerst unterliegen wird, weiß ich nicht, aber ich weiß, daß eine nach der andern zugrunde gehen wird. Morgen, Gilbert, wird man Ihnen die Nachsicht und Milde, und übermorgen Ihre Strenge, Billot, zum Verbrechen anrechnen. Glauben Sie mir, in dem bevorstehenden Kampfe zwischen Haß, Furcht, Rache und Fanatismus werden sehr wenige rein bleiben; einige werden sich mit Kot, andere mit Blut besudeln ... Folgt daher meiner Warnung, Freunde, und zieht euch zurück.«
    »Aber was wird aus Frankreich werden?« entgegnete Gilbert.
    »Jawohl,« setzte Billot hinzu, »das Vaterland hat Ansprüche an uns.«
    »Frankreich ist materiell gerettet,« sagte Cagliostro; »der äußere Feind ist geschlagen, der innere Feind ist tot. Das Blutgerüst vom 21. Januar hat für die Gegenwart eine ungeheure Bedeutung und Gewalt, denn die Revolution muß nun unvermeidlich ihren Fortgang nehmen. Der Tod Ludwigs XVI. wird den Zorn der auswärtigen Mächte entflammen und der Republik die verzweifelte, übermenschliche Kraft der zum Tode verurteilten Nationen geben. Zieht euch in aller Stille zurück; denn bevor sie das Beil niederlegt, wird die Aristokratie enthauptet sein, bevor sie die dreifarbige Fahne niederlegt, wird Europa besiegt sein ... Säumet nicht, Freunde und geht.«
    »Gott ist mein Zeuge,« sagte Gilbert, »daß ich Frankreich gern verlassen werde, wenn uns die von Ihnen prophezeite Zukunft bevorsteht ... Aber wohin sollen mir uns wenden?«
    »Undankbarer!« eiferte Cagliostro, »denkst du denn nicht an Amerika, dein zweites Vaterland? Hast du sie vergessen, die herrlichen Landseen, die Urwälder, die unermeßlichen Prärien? Fühlst du nach den furchtbaren Stürmen und Ungewittern, die jetzt die Gesellschaft erschüttern, nicht das Bedürfnis der Ruhe in der Natur?«
    »Werden Sie mir

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