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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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einen Augenblick. Dann erklärte sie mit klarer Stimme: »Gut, wenn meine Mama krank ist, dann geh ich zu ihr, ich bin gesund.«
    »Auch das geht nicht, Kind. Weißt du, der Doktor hat gesagt, es ist nicht gut für dich, wenn du zu deiner Mutter gehst.«
    »Der Doktor, der schwarze Doktor weiß, wo meine Mama ist? Ich werde ihn fragen, er soll mich hinbringen.«
    »Nein.« Resa hielt ihr beide Hände fest. »Nein, das darfst du nicht tun. Du darfst nicht mit dem Doktor sprechen und ich darf dir auch gar nichts erzählen. Die Mutter Oberin hat es verboten. Du darfst mich nicht verraten, bitte.«
    Elena nickte langsam und ernst. Sie spürte die Angst der Nonne und da war noch etwas. Sanft löste sie ihre Hände aus der Umklammerung, fasste dann die Nonne bei der Hand und führte sie hinaus in die milchige Wintersonne.
     
    *
     
    Marijke saß an Amalias Bett. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie sich in den vergangenen beiden Jahren kaum eine Handbreit von hier wegbewegt. Die Gräfin dämmerte seit jener Zeit zwischen Schlafen und Wachen. Nichts konnte ihre Lebensgeister wecken und so oft Marijke ihr auch den Namen ihrer Tochter vorsang, so selten reagierte sie darauf. Anders Erasmus. Wenn er den Namen der Komtess hörte, war er außer sich.
    »Seien Sie froh, dass das Kind aus der Gefahrenzone heraus ist. Außerdem, wie soll in dieser Wirtschaft ein Kind gedeihen?«
    In dieser Beziehung hatte der Doktor leider recht. Das Schloss war kaum noch in Ordnung zu halten. So sehr Lucia und Jelko sich auch bemühten, sie konnten den großen Haushalt kaum allein bewirtschaften. Da das Schloss auch nicht mehr geheizt werden konnte, waren sie längst alle näher zusammengerückt. Jelko war mit Frau und Kind in die Küche umgesiedelt, wo der Herd wohlige Wärme spendete. Sie selbst, Erasmus und Amalia bewohnten die beiden Zimmer der Gräfin. Während der Doktor in Amalias Ankleidezimmer residierte, schlief und arbeitete Marijke neben ihrer Schutzbefohlenen. Abends ging sie hin und wieder in die Küche, trank einen Krug Bier mit Jelko oder ließ sich von Lucia einen Würzwein reichen, der in keinem Verhältnis zu dem wunderbaren Getränk stand, mit dem Krysta vor Zeiten den Architekten verwöhnt hatte.
    Amalia befand sich in einer seltsamen Welt zwischen Leben und Tod. Sie nahm nur noch kleinste Mengen zu sich, die sie dennoch oft erbrach. Der Doktor hatte alle seine Tests wiederholt. Auf den Spiegel reagierte die Gräfin noch immer sehr heftig. Sie blickte in ihr Antlitz, schrie auf und hielt sich beide Hände vors Gesicht. Ihre Reaktion auf das Kruzifix war weniger dramatisch. Wenn er ihr das Corpus Christi vor Augen hielt, rannen stille Tränen über ihre Wangen und nach einiger Zeit wandte sie ihr Gesicht ab. Der Doktor glaubte, darin ein gutes Zeichen zu erkennen, und fühlte sich in seinem Tun bestätigt, das vorwiegend darin bestand, seiner Patientin mehrmals am Tage eine immer größere Menge Mohnsaft zu verabreichen.
     
    *
     
    Lucia war wieder schwanger, und da Margeth nun einmal die einzige Hebamme am Ort war, duldete Marijke zähneknirschend, dass sie hin und wieder in der Küche nach der Schwangeren sah. Niemals überschritt sie ihre Grenzen, doch es konnte ihr auch nicht verboten werden, sich nach Amalia zu erkundigen. Das tat sie regelmäßig und Lucia erteilte nur zu gern Auskunft.
    »Sie schläft schier den ganzen Tag, und wenn sie einmal kurz erwacht, dann kommt der Doktor mit seinen Tropfen und seinem Aderlass und sie schläft weiter. So geht das schon, seit Jakobus … du weißt schon.«
    Margeth nickte. Sie hatte von dem schrecklichen Frevel gehört und bittere Tränen vergossen. »Was tut sie, wenn du ihr von Elena sprichst?«
    »Sie zeigt kaum eine Reaktion. Die Zofe spricht jeden Tag von der Komtess. Manchmal flattern ihre Augenlider, als ob sie weint, aber mehr nicht. Wenn der Doktor davon erfährt, wird er fuchsteufelswild. Er will nicht, dass einer von uns in ihrer Nähe über die Komtess spricht. Mir scheint, er will, dass die Gräfin ihr eigenes Kind vergisst und er hat es beinahe schon erreicht.«
    Margeths Herz krümmte sich unter den Worten vor Schmerz. Was geschah hier? Warum hatte sie sich nur nicht besser unter Kontrolle gehabt, dann könnte sie heute noch über die Gräfin wachen. Doch es half nichts. Vielleicht gelang es ihr ja, aus der Küche heraus noch etwas Gutes zu tun.
    Als Margeth ein paar Tage später wieder bei Lucia vorsprach, hatte sie einiges in ihrem Buch nachgelesen und glaubte

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