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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Priester ist schon auf dem Weg.«
    Erasmus beeilte sich, noch vor dem Geistlichen zu der Kranken zu kommen. Den Weg fand er ohne Probleme, war er doch in der Vergangenheit häufig genug dort gewesen.
    Schwester Resa lag hochaufgerichtet in ihren Kissen. Elena saß an ihrer rechten Seite, den Kopf auf ihre Brust gelegt und war weinend eingeschlafen. Einige der anderen Schwestern standen um das Bett herum und die Mutter Oberin hielt die Hand der Todgeweihten. Schwester Resa lächelte, als Erasmus eintrat.
    »Sehen Sie, Doktor, ich wusste, dass Sie sich von mir verabschieden kommen.« Ihre Stimme war leise und fest. Ihr Gesicht drückte Frieden und Ruhe aus und ihre Augen strahlten. »Ab heute will ich die Sonne nicht mehr untergehen sehen. Der Herr hat seinen Tisch für mich bereitet.« Ihre alte Hand streichelte die schwarze Lockenpracht des Mädchens. »Sie ist ein gutes Kind, geben Sie ihr die Mutter zurück, solange der Herr Ihnen noch vergeben wird.«
    Erasmus erschrak. Sein Blick ging zu Mutter Suzanna, die bleich und sorgenvoll am Bett saß.
    Resa sprach weiter, leise und klar. »Elena, mein Engel.« Elena erwachte. »Ich weiß, dass du traurig bist, doch es gibt keinen Grund, zu weinen. Ich bin alt, mein Leben war fromm und eintönig, bis ich dich kennengelernt habe. Du hast meinem Alter die Sonne geschenkt. Jetzt bin ich müde. Gib mir einen Kuss und lass mich schlafen. Ich werde immer über dich wachen. Geh und frag den Doktor nach deiner Mutter.«
    Der Priester kam und Erasmus wurde mit Elena nach draußen geschickt. Das Mädchen stand klein und weinend neben ihm. Sie hatte das Haar ihres Vaters.
    »Schwester Resa kommt in den Himmel und wird von dort aus immer über mich wachen«, stellte sie fest.
    Erasmus nickte und versuchte, den fragenden Augen des Kindes auszuweichen. Allein, der Blick ließ nicht nach. Mit widersprüchlichen Gefühlen ergriff er die kleine Hand des Mädchens.
     
    *
     
    Des Doktors Hand war warm und feucht. Elena unterdrückte den Wunsch, die ihre wieder zurückzuziehen, und an ihrer Schürze abzuwischen. Stattdessen lief sie neben ihm her und hoffte, nun endlich zu erfahren, was mit ihrer Mutter geschehen war. Nach einigen Schritten begann er zu sprechen.
    »Deine Mutter ist sehr krank.«
    Elena nickte.
    »Sie kann dich nicht besuchen.«
    Damit hatte sie gerechnet. Sie blieb stehen und blickte dem Doktor in die eisblauen Augen. »Ich bin gesund, kann ich sie nicht besuchen?«
    Der Doktor schüttelte den Kopf. »Sieh, deine Mutter hat kein gutes Leben geführt. Nicht wie Schwester Resa oder Mutter Suzanna.«
    »Ich weiß«, unterbrach Elena, »sie ist keine Nonne, Nonnen haben keine Kinder.«
    Jetzt funkelten die blauen Augen böse und die Stimme des Doktors wurde scharf. »Unterbrich mich nicht. Hat dir niemand erzählt, dass man einen Mann der Wissenschaft nicht unterbricht?«
    Elena schüttelte den Kopf. »Was ist ein Mann der Wissenschaft?«, fügte sie leise hinzu.
    »Deine Mutter hat ein schändliches und schlechtes Leben geführt und deshalb hat der Herr sie gestraft.«
    Elenas Herz pochte wie wild, doch es war wichtig, sie durfte keine Angst haben. Noch einmal traute sie sich, den schwarzen Doktor zu unterbrechen. »Mutter Suzanna sagt, man soll den Sündern vergeben und außerdem ist meine Mutter bestimmt traurig, wenn ich sie nicht besuche.«
    »Einzig Gott kann vergeben, dummes Ding, und deine Mutter hat dich schon lange vergessen.«
    Elena starrte den schwarzen Doktor an. Was sprach er? Alles, was er sagte, war falsch. Der Priester vergab die Sünden, das wusste jeder. Und ihre Mutter sollte sie vergessen haben? Das konnte sie nicht glauben. Ohne sich umzudrehen, rannte sie an Erasmus vorbei, rannte über den Vorplatz der Kirche, durch den Gemüsegarten, direkt zum Esel der Gärtnerei. Ihm legte sie den Kopf auf den struppig grauen Rücken und weinte. Stunden später war es Schwester Eusebia, die sie in ihr Kämmerlein brachte und sie ohne Essen ins Bett schickte.
     
    *
     
    Zur gleichen Stunde saßen Erasmus und die Mutter Oberin in der Sakristei der Kirche bei einem Glas Wein zusammen. Resa war vor dem Sonnenuntergang friedlich und mit einem Lächeln eingeschlafen, aber Erasmus und Suzanna waren sich in ihrem Urteil einig, dass die fromme, aber einfältige Schwester, in geistiger Umnachtung gesprochen hatte. Sicher, der Herr würde sie aufnehmen, denn schließlich waren die Armen im Geiste selig, aber sie brauchten sich wegen ihrer Worte nicht zu beunruhigen. Schwester

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