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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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tonloser Stimme fragte sie: »Werde ich es auch austragen können?«
    Margeth streichelte ihr zärtlich übers Gesicht. »Die Chancen stehen sehr gut, die schlimmste Zeit ist längst vorbei.«
    Erleichterung und Freude, Verwunderung und Angst machten sich in Amalia breit. Ja, sie hatte es gespürt, doch nicht gewusst, was sie spürte. An ein Kind hatte sie nicht mehr gedacht. Sich den Gedanken nachgerade verboten und jetzt, wo sie sich mit dem Willen Gottes abgefunden hatte, schien er seine Ansicht geändert zu haben. Voller Dankbarkeit ließ sie sich in die Arme der Hebamme sinken.
     
    *
     
    Marijke fand den Grafen aufgeregt in seinen Gemächern auf und ab gehend. Er hatte nach ihr schicken lassen und kaum, dass sie seine Kammer betreten hatte, bestürmte er sie mit Fragen.
    »Die Hebamme ist da, haben Sie eine Ahnung, was das zu bedeuten hat? Haben Sie Veränderungen an meiner Frau bemerkt?«
    Marijke zuckte zusammen. Sie hatte Veränderungen an Amalia bemerkt, ihnen aber keine Bewandtnis beigemessen. Hätte sie das tun sollen? Aber Amalia hatte niemals etwas gesagt. Stattdessen hatte sie gleich nach der Wehmutter schicken lassen. Marijke überlegte. Da war der Abend nach der Jagd. Amalia war es nicht gut gegangen. Sie war blass gewesen und hatte sich übergeben müssen. Plötzlich fügte sich ein Teil zum anderen. Wie häufig sie sich unwohl gefühlt hatte, die Haare, die büschelweise ausgefallen waren und die glatte, strahlende Haut. Wie konnte sie es so lange nicht bemerkt haben?
    Ohne noch auf den Grafen zu warten, eilte Marijke zu Amalias Räumen. Die Tür war geschlossen, kein Laut drang nach außen. Wie eine Dienstmagd legte sie ihr Ohr an die Tür – nichts. Graf Wenzel stand hinter ihr. Auch er wirkte nervös, seine Oberlippe glänzte vom Schweiß.
    »Ich geh hinein und schau, was ich in Erfahrung bringen kann.« Eine eisige Kälte stieg in ihr hoch, mit steifen Fingern öffnete sie die Tür. Der Anblick, der sich ihr bot, traf sie ins Mark. Entsetzt fuhr ihre Hand zum Mund, nur mit Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei. Die Frauen saßen eng umschlungen auf der Chaiselongue , beide weinten. Es ging eine solche Zärtlichkeit und Innigkeit von ihnen aus, wie Marijke sie nur aus Amalias Kindertagen kannte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe, straffte ihren Körper. Mühsam kämpfte sie um Contenance. Dies war dringend nötig, denn jetzt hatte Amalia sie gesehen. Ein Lächeln ließ das Gesicht der Gräfin erstrahlen. Der Anblick rührte Marijke das Herz, gleichzeitig wurde das schale Gefühl der Eifersucht immer brennender. Wann war sie das letzte Mal ihrer Prinzessin so nahe gewesen? Hatte sie deren Gesicht je so zum Strahlen bringen können? Warum war es dieser hergelaufenen Wehmutter erlaubt, Amalia die tröstenden Worte zu sagen und nicht ihr, die sie ein Leben lang für die Prinzessin gesorgt hatte?
    »Marijke, Marijke, wir werden ein Kind haben«, rief Amalia fröhlich, sprang auf sie zu und umarmte sie solcherart heftig, dass es sie beinahe von den Füßen holte.
    »Prinzessin!«
    »Frau Gräfin«, stöhnte die Wehmutter auf.
    Amalia entließ Marijke aus ihrer Umklammerung. »Schon gut, ich werde brav sein. Ich werde nicht mehr reiten, keine Kammerzofen umwerfen, auch nicht mehr rechnen und wenn es so sein soll, Margeth, noch nicht einmal mehr lesen. Ich verspreche es. Ich mache alles, damit dieses Kind lebt.«
    Beim letzten Wort hatte Wenzel die Kammer betreten. Sein unruhiger Blick schweifte über die Köpfe der Frauen und blieb fragend an Marijkes Gesicht hängen. Doch bevor sie eine Reaktion zeigen konnte, erblickte Amalia ihn.
    »Wenzel, liebster Gemahl«, rief sie aus und sank in seine Arme. Margeth und Marijke gingen schweigend aus der Kammer.
    Marijke hatte keineswegs vor, sich durch die Hebamme von ihrem angestammten Platz an Amalias Seite verdrängen zu lassen. Sie hatte zu viel mit der Prinzessin gelitten, als dass sie jetzt, wo sich alles zum Guten wenden sollte, ihren Platz mit einer dahergelaufenen Kräuterfrau teilen wollte. Bei nächstbester Gelegenheit würde sie dem Grafen deutlich machen, dass er eine andere Hebamme für Amalia ins Schloss holen musste. Am einfachsten wäre es gewesen, wenn sie Doktor von Spießen hätte um Hilfe bitten können, doch der war nach Ungarn aufgebrochen, um Forschungen zu betreiben, wie er sich ausgedrückt hatte.
    Im Grunde war Marijke froh darüber, denn wenngleich sie der Hebamme noch weniger

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