Die Graefin der Woelfe
so einem kalten Tag bemüht.« Jakobus kratzte sich am Kopf. Wie sollte er vorgehen? »Es soll ein Bote ausgeschickt werden.«
»Ja, ich weiß, nach Linz. Der gute Jelko. Bittest du nun für ihn, dass er bei seiner schwangeren Frau bleiben kann?«
Jakobus blickte erstaunt auf. »Dass er … nein! Warum denn das?«
»Ja, was ist es denn sonst? Was habt ihr denn alle auf einmal? Lucia tat auch schon so geheimnisvoll. Sie hatte sogar etwas dagegen, dass Marijke mir meinen Schal bringt. Was soll der Junge überhaupt in Linz?«
»Darum geht es doch, Frau Gräfin.« Jakobus blickte auf seine Hände. Es stand ihm nicht zu, die Anweisungen seines Herrn zu hinterfragen, doch auf der anderen Seite hatte er geschworen, Amalia zu beschützen. »Also, nun«, fuhr er fort, »der Graf schickt ihn nach Linz, eine andere Hebamme zu dingen und ich finde, das sollten Sie wissen«, stieß er hervor.
»Wie bitte? Das sollte ich in der Tat wissen! Wie kommt er denn darauf? Ich will keine andere Hebamme!« Sie blickte ihn ungläubig an und fuhr mit erhobener Stimme fort. »Halte Jelko auf, Jakobus, ich werde mit dem Grafen sprechen.« Hoch erhobenen Hauptes drehte sie sich um und eilte, ohne auf eine Antwort zu warten, mit fliegenden Röcken zurück zum Schloss.
*
Amalia fand den Grafen im Gespräch mit Krysta im Jagdsalon. Es war dringend notwendig, einen Nachfolger für den kürzlich verstorbenen Conrad einzustellen, doch jedes Mal, wenn Wenzel das Gespräch darauf brachte, füllten sich die Augen der Hausdame mit heißen Tränen. So war es auch diesmal, als Amalia in die Kammer stürmte. »Warum brauche ich eine andere Hebamme?«, begehrte sie zu wissen, noch ehe sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Krysta nutzte die Gelegenheit, um aus dem Salon zu schlüpfen.
»Setz dich doch, meine Liebe. Was ist geschehen, ist dir nicht wohl?« Wenzel trat hinter sie, versuchte, sie sanft auf den Sessel zu drücken.
Amalia blieb stehen und stieß mit dem Fuß auf. »Ich will mich nicht setzen und mir ist auch wohl genug, zumindest noch. Aber ich habe gerade erfahren, dass du einen Boten losschicken willst, um in Linz eine Hebamme zu dingen. Ich habe aber schon eine Hebamme. Warum mischst du dich in so etwas ein? Das ist Frauensache!« Sie funkelte ihn an.
Wenzels Wangen überzogen sich mit einem leichten Rosa, beinahe hätte sie gelächelt. Jetzt ergriff er zaghaft ihre Hand. »Ich mache mir Sorgen, und Marijke meinte auch … Du bist doch so zart, mein Engel, viel zarter als diese … Margeth ist eine Bauernhebamme.« Er war unwillkürlich ins Stottern geraten.
»Ja, sind denn die Bauersfrauen so anders als ich?« Amalia konnte sich eines Grinsens nicht erwehren, schließlich hatte Wenzel die ein oder andere Erfahrung mit jungen Bäuerinnen. Wie sie geahnt hatte, antwortete er, ohne zu zögern.
»Nein, das sind sie nicht.«
»Ich dachte mir, dass du das so genau weißt.« Sie spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Belustigung. Mit einem Ruck straffte sie die Schultern. »Ich kenne Margeth und vertraue ihr. Ich möchte keine andere Hebamme. Bitte gib dem Boten Bescheid, dass er hierbleiben soll. Ach, und noch eins«, jetzt lächelte sie wieder, »schick Jelko in der nächsten Zeit nicht so lange fort, Lucia bekommt bald ihr erstes Kind und ich bin mir sicher, dass sie ihn gern in ihrer Nähe hätte.«
*
Auf Wenzels Anordnung hin bezog Margeth wenige Tage später eine Kammer im Schloss, wo sie bis zur Geburt des Kindes bleiben sollte. Ihre Einwände hatte der Graf einfach fortgewischt und ihr einen Einspänner zur Verfügung gestellt, damit sie weiterhin die Schwangeren des Dorfes betreuen konnte.
Marijke schickte sich scheinbar klaglos in die Situation, doch Margeth erkannte das wütende Funkeln in ihren klaren Augen. Sie vermied die Begegnungen mit der Zofe, hielt sich vorwiegend in der Gesindekammer auf, wo sie Lucia im Umgang mit ihrem neugeborenen Söhnchen half, der, gleich seinem Vater, Jelko gerufen wurde. Ihre täglichen Besuche bei der Gräfin verlegte sie auf die Abendstunden, wenn das Licht zu dunkel war, um noch zu sticken und Marijke ihre Gemächer aufsuchte, um ein wenig zu ruhen.
Eines Abends war Margeth jedoch zu früh. Sie hatte sanft an die Tür geklopft und trat auf Amalias Antwort hin ein. Mit ungutem Gefühl erkannte sie Marijke, die noch immer am Fenster saß. Ein schmaler Streifen Wintersonne spendete gerade so viel Licht, dass die Zofe den goldenen Faden, mit dem sie ein weißes
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