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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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meldete. Wenzel blickte irritiert auf.
    »Ich habe nicht nach ihr geschickt, liebster Gemahl«, beantwortete Amalia seine unausgesprochene Frage. »Vielleicht braucht jemand meine Hilfe. In solchen Fällen spricht Margeth manchmal bei mir vor.« Das stimmte nicht ganz. Margeth hatte nur einmal, zudem bei einem ihrer üblichen Besuche, für eine junge Familie in Not gebeten. Dass sie sich aus einem solchen Grund extra auf den Weg nach Falkenfried machte, gehörte nicht zu ihren Gewohnheiten. Amalia war erfreut und beunruhigt zugleich. Was konnte die Hebamme zu ihr führen? Ihr Herz schlug schneller, ohne dass sie sich die Gründe hätte erklären können. Mit einer fahrigen Bewegung hieß sie Krysta, den Gast hereinzubitten.
    Margeth trat, resolut, wie es ihre Art war, in die Kammer, maß prüfend Amalias Gestalt und verharrte in einem tiefen Hofknicks. Amalia kannte sie gut genug, um zu wissen, sie würde sich erst wieder aufgerichtet haben, wenn Wenzel den Raum verlassen hatte, es ging also um eine Frauensache. Mit einem Zeichen bat sie ihn, zu gehen.
    »Margeth, nun erhebe dich schon. Wie schön, dich zu sehen. Was führt dich zu mir?« Noch immer klopfte ihr Herz viel heftiger als nötig.
    »Frau Gräfin, verzeihen Sie.« Die Hebamme wirkte unsicher, sie knetete ihre Hände, setzte erneut zu sprechen an, doch auch diesmal wollten die Worte nicht recht aus ihrem Mund. Schließlich brach es aus ihr hinaus. »Ich mach mir Sorgen. Man spricht allerhand über die Herrschaften, auch über Sie. Sie wissen doch, wie das ist.«
    Das wusste Amalia nicht, entschloss sich jedoch, nichts weiter dazu zu sagen.
    Margeth fuhr zögernd fort. »Die Tante einer ihrer Wäscherinnen glaubt zu wissen, dass Sie schon länger nicht mehr bluten.«
    »Über so was spricht man? Aber warum?« Amalia schüttelte den Kopf. War das der Grund, warum sich die Hebamme auf den Weg zum Schloss gemacht hatte? Ihr Puls schlug immer schneller, ihr Magen zog sich zusammen und jedes weitere Wort kam nur stockend aus ihrem Mund. »Es ist wahr, Margeth. Ich blute schon länger nicht mehr. Ich denke, ich werde keine Kinder mehr bekommen, so sehr ich es mir auch gewünscht habe.« Tränen traten in ihre Augen, sie drückte dankbar Margeths dargereichte Hand.
    »Deshalb bin ich gekommen, Frau Gräfin. Seit wann genau bluten Sie nicht mehr?«
    »Warum ist das wichtig? Ich verstehe nicht. Ich möchte wirklich nicht darüber reden.« Es war peinlich und schmerzhaft, über solche Dinge zu sprechen, auch mit der Hebamme. Allein, der strenge Blick gab ihr zu verstehen, dass sie keine Alternative hatte. So musste sich eine Klosterschülerin vor ihrem Beichtvater fühlen. Gehorsam begann sie, zu sprechen. »Das letzte Mal war im Sommer, ich glaube, kurz nach dem Jahrestag der heiligen Anna. Es war nicht sehr stark.«
    »Hm.« Margeth nickte. »Sie und der Graf, liegen Sie noch beieinander?«
    Amalias Herz setzte für einen Augenblick aus. Sie zwang sich zur Ruhe, blickte auf ihre Hände.
    Was sollte das? Was glaubte die Hebamme, mit ihren Fragen herauszufinden? Konnte es wirklich noch sein? »Margeth, du glaubst doch nicht etwa …?« Sie presste die Hände auf ihren Leib und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt über fünfunddreißig Jahre alt gewesen, wenngleich es auch ihre fünfte war. War es möglich, dass sie mit fast vierzig Jahren noch einmal schwanger geworden war? Konnte es sein, dass der Herr nach so vielen Jahren ihren größten Wunsch doch noch erfüllen würde?
    Auf Margeths Geheiß legte sie sich auf die Chaiselongue . Sie getraute sich kaum, zu atmen. Ihre Gedanken eilten voraus. Amalia versuchte, sie einzufangen, sich keine Hoffnung zu machen, während die Wehmutter ihren Unterleib abtastete, Fragen stellte und hin und wieder geheimnisvoll nickte.
    Endlich saßen sie einander wieder gegenüber. Ihr Schweigen ließ den Raum kleiner werden, dichter – die Luft war kaum noch zum Atmen geeignet. Amalias Finger kneteten unablässig an einem Spitzentuch herum, bis Margeth über den Tisch langte und ihre Hände festhielt.
    »Sie sind schwanger, Frau Gräfin. Sehr weit schon.« Margeth erhob sich und trat zu ihr. »Das Kind wird im Frühjahr kommen. Es ist schon sehr groß, Sie müssten es schon spüren.« Weiter konnte sie nicht mehr sprechen. Tränen nahmen ihr die Stimme.
    Auch Amalia weinte. Wie lange hatte sie darauf gewartet, doch es gab noch immer Grund zur Angst. Nicht zum ersten Mal war sie schwanger. Mit

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