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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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gesehen?« Erasmus fixierte den Magister kühl.
    Amalia schüttelte sich innerlich. Sie hatte schon in die Augen Blödsinniger geblickt. Manchmal führte das fahrende Volk zur Belustigung der Menge einen mit sich, und ja, es war von Seele nichts darin zu erkennen. Gespannt folgte sie Erasmus’ weiteren Ausführungen.
    »Sie werden mir also zustimmen, dass das menschliche Herz, wenn auch durch die Gefühle stark beeinflusst, durchaus ohne das Zutun des Verstandes und der Seele schlagen kann. Immerhin haben auch die Tiere einen Herzschlag, schlägt unser Herz im Schlaf und haben nicht zuletzt die Blödsinnigen Puls und Kreislauf. Mehr noch, sie können sich bewegen und hingehen, wohin ihr seelenloser Körper sie führt.« Ranft schwieg und durch sein Schweigen offensichtlich ermutigt fuhr Erasmus mit seiner Theorie fort. »Wenn Sie jetzt sagen, es gibt ein Gift, das den Körper verschont und die Seele tötet – vielleicht auch eine Krankheit – so ist es doch möglich, dass der dieserart entseelte Körper aufgrund eines tierischen Instinkts sich das zu holen sucht, was ihm fehlt. In diesem Fall die menschliche Seele, die er über das Blut beseelter Geschöpfe wieder in sich hineinsaugen möchte. So, wie die Schwangere Gelüste bekommt auf eben jene Speise, die das Kind im Vorfeld aus ihrem Körper gezehrt hat.«
    Amalia würgte, bittere Galle stieg auf, sie fasste sich mit beiden Händen an den Hals.
    »Um Gottes willen, liebe Frau Gräfin. Ich bin untröstlich, dass wir Sie mit unserem Disput erschreckt haben.« Erasmus eilte ihr zu Hilfe, fasste sie unter und führte sie zu einem Stuhl.
    Taumelnd erfasste Amalia Ranfts sinnenden Gesichtsausdruck. Er wirkte selbstgefällig, als würde er darüber nachdenken, dass sie hier ein weites Feld bearbeiteten, das gut und gern zwei fleißige Bauern beackern konnten – doch nur er, er allein würde die Frucht nach Hause tragen. Der Anblick wirkte unerträglich und presste ihr den Magen noch fester zusammen.
     
    *
     
    Auch am folgenden Tag war Erasmus von dem Gehörten noch eingenommen. Sein Herz schien sich nicht beruhigen zu wollen und in seinem Leib kribbelte es, als wäre ein ganzer Bienenschwarm darin gefangen. Bei Vampirismus handelte es sich um eine Krankheit, da war er sicher. Eine fürchterliche Krankheit des Leibes und der Seele, die Siechtum und Unglück über die Menschen breitete, offensichtlich über deren Tod hinaus. Es war ein Leiden, das auf seinen Heiler wartete, auf einen unerschrockenen Mann der Wissenschaft.
    Am frühen Nachmittag machte er sich auf den Weg nach Zwinzau. Er hatte eine Salbe für die Bäuerin Dagomar dabei und wollte sich umhören. Er wusste, dass die Dienstboten, die sich zwischen den hohen Herrschaften wie stumme Geister bewegten, ganz normale Menschen aus Fleisch und Blut waren. Was kaum einer der Gäste Graf Wenzels bedachte, war ihm von früher Kindheit an bewusst. Diese stummen Diener hatten Augen und Ohren und viele von ihnen auch Verstand genug, um eins und eins zusammenzuzählen. Selbst Geheimnisse wurden vor ihren Ohren ausgetauscht und kaum einer machte sich Gedanken darüber, dass die Mägde und Mundschenke, kaum dass sie wieder in ihren Heimatdörfern waren, genau diese Geheimnisse auf dem Marktplatz erzählen würden. Schließlich dürsteten auch sie danach, in der Gemeinschaft, zu der sie gehörten, Aufmerksamkeit zu erlangen, Achtung und Zuneigung zu erwerben.
    Erasmus schlug den Mantelkragen hoch und gesellte sich zu einer Gruppe, die sich auf der Dorfstraße zusammengefunden hatte. Es war ihm ein Leichtes, unauffällig zu sein, wenn er das wollte. Einzig Dagomar erblickte ihn sofort, nickte ihm kaum sichtbar zu und tat, als würde sie ihn nicht beachten. Mit ihr würde er später reden, jetzt hörte er dem Mundschenk des Architekten zu, der sich unter anderem darüber beschwerte, dass er so viel zu tun gehabt hatte wie kein anderer.
    »Ich habe gehört, wie der Wiener Baumeister berichtete, dass es in allen Blättern steht.«
    »Da bist du nicht der Erste, der so etwas erzählt. Ich hab davon schon vor Langem gehört«, bestätigte Dagomar. »Da brauchen wir nicht erst bis Ungarn zu gucken, so etwas gab es schon in unserer Nachbarschaft.«
    Die Frau des Schusters war auch anwesend. Sie erzählte stolz, dass ihre älteste Tochter zum ersten Mal auf dem Schloss mitgeholfen hatte, und berichtete, dass es der Gräfin nicht gut gegangen sei.
    »Sie ist sehr blass, hat meine Nadéschda gesagt.«
    »Ja«, bestätigte eine

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