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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Kissen bestickte, noch erkennen konnte. Die Tage wurden länger, ein Umstand, den sie nicht bedacht hatte.
    Amalia trat ihr gewohnt freundlich entgegen. »Wie freue ich mich, dich zu sehen, Margeth«, grüßte sie. »Komm, setz dich und erzähl uns ein paar Geschichten aus dem Dorf. Das macht die langweilige Stickerei erträglicher.«
    Margeth brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, wie Marijke auf diesen Satz reagierte. Unbeholfen versuchte sie, die Situation zu retten, indem sie ein Kompliment über Marijkes Stickarbeit aussprach. Ein Versuch, der nur eine barsche Gegenreaktion nach sich zog. Margeth zuckte die Schultern und machte sich stattdessen an ihre Arbeit. Sie fühlte Amalias Puls, tastete ihren Bauch ab und verabreichte ihr ein paar stärkende Tropfen.
    Dann setzte sie sich auf den angebotenen Schemel und erzählte einige Begebenheiten aus dem Dorf. Sie berichtete von Gawrils schwerer Erkrankung, die ihn schon seit den Christtagen auf das Krankenlager geworfen hatte und von Nadéschdas Hochzeit, der ältesten Tochter des Schusters.
    Marijke saß während der gesamten Zeit unbeweglich auf ihrem Stuhl. Die Stickarbeit hielt sie in den Händen, konnte jedoch wegen des schwindenden Lichts nicht mehr daran arbeiten.
    Margeth sah, dass die Zofe mit Tränen kämpfte, doch sie wusste nicht, was sie dagegen tun konnte. Nicht nur Marijkes offenkundige Feindseligkeit gab Anlass zur Sorge. Auch das Verhalten der Dorfbewohner brachte Margeth manch trüben Gedanken. Wie sie richtig vermutet hatte, machte die Nachricht von Amalias Zustand rasch die Runde. Im Dorf war man der einhelligen Meinung, dass diese späte Schwangerschaft nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Wie war es möglich, dass eine Frau, die in jungen Jahren nicht eine Lebendgeburt gehabt hatte, nun, da sie alt und beinahe vertrocknet war, ihr erstes Kind gebären sollte? Alte Gerüchte waberten durchs Dorf.
    Margeth musste mit anhören, wie Großmütter ihren Enkeln von der Wolfsgräfin erzählten, die vor vielen Jahren den Wolf ins Dorf gebracht hatte. Auch Thomasz war wieder in seinem Element. Immer öfter erzählte er die Geschichte von seinem entstellten Sohn, so lange, bis Margeth ihn mit strengem Blick zum Schweigen brachte. Der Bursche, der bei der Jagd ausgeholfen hatte, gab nun von Andres ungestört bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Geschichte zum Besten.
    »Ich hab die Stelle, an der sie sich unter den Büschen versteckt hatte, genau gesehen. Das Gras war von den Hufen ihres Pferdes ganz platt gedrückt. Es schien sehr unruhig gewesen zu sein, so viele Abdrücke, wie da waren. Ihr hättet sehen müssen, wie sie auf einmal aus dem Gebüsch gestürmt ist, um den Wolf zu schützen. Ihre Augen haben Feuer gesprüht und sie sah aus, als hätte sie unmenschliche Kräfte. Es war fürchterlich!«
    »Ich frag mich, was hat das Weib immer mit den Wölfen?«, nahm einer den alten Vorwurf wieder auf.
    »Das frag ich mich auch. War sie denn lange mit dem Wolf in der Lichtung?« Die Stimme des Fragers hatte einen lüsternen Unterton.
    »Vielleicht sind ihr die Wölfe in ihrem Zwinger zu zahm geworden«, grölte ein Bauer.
    »Ich weiß, was sie mit den Wölfen zu schaffen hat«, unterbrach Dagomar die Männer. »Ich hab nämlich mit dem Arzt gesprochen, ein feiner Mensch übrigens.« Verächtlich blickte sie in die Runde, ehe sie weitersprach. »Er hat mir alles über die Vampirkrankheit berichtet.« Sie machte eine bedeutungsschwere Pause, während der alle den Atem anhielten. »Das ist die Krankheit, die das arme Schwein aus Ungarn hatte. Er sagt, die Vampire halten sich Wölfe, die das Blut ihrer Opfer warm halten.«
    Die Bäuerin war alt und ihre Augen trüb geworden, aber ihr Verstand arbeitete noch immer rasch und präzise wie ein Weberschiffchen.
    »Und du glaubst also«, sprach einer der Bauern, »dass unsere Gräfin ein Vampir ist? Das ist doch Blödsinn. Vampire sind tot und die Gräfin lebt nicht nur, sie treibt es auch noch …« Der Rest des Satzes ging in lautem Gelächter unter.
    »Der Arzt sprach von einer Vampirkrankheit und Kranke leben noch, sonst wären sie nicht krank, sondern tot. Auch wenn das in deinen versoffenen Kopf nicht hineinpasst.« Dagomar stemmte die Hände in die Hüften.
    Einer aus dem Dorf wollte von seinem Schwager, der in ein weit entferntes Dorf eingeheiratet hatte, erfahren haben, dass schon eine Ahnin der Gräfin auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war. Auch sie sollte es mit den Wölfen getrieben

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