Die Graefin der Woelfe
vertraute, so fühlte sie sich doch in der Nähe des seltsamen Doktors sehr unwohl.
*
Jakobus stand bei einem Pferd, das sich vor ein paar Tagen einen Huf eingerissen hatte. Er hielt den Huf des Tieres in der Hand und beäugte ihn genau, als er Margeth erblickte. Erfreut winkte er sie herbei. »Nun, Jungfer Margeth, was halten Sie davon?«
Margeth betrachtete die gut verheilende Wunde. »An Euch ist ein Wundarzt verloren gegangen. Das Tier wird sicherlich bald wieder fest auftreten können.«
Jakobus blinzelte geschmeichelt, doch schon im nächsten Augenblick wurde ihm bewusst, wie ungewöhnlich ein Besuch der Hebamme um diese Zeit war. »Was führt Euch nach Falkenfried? Auch wenn ich Euch gern sehe, so bringt Ihr doch meist nichts Gutes.«
»Diesmal ist es anders, Stallmeister.« Margeth lächelte ihn an. »Die Gräfin ist schwanger. Sie ist schon sehr weit und ich habe große Hoffnung, dass sie glücklich niederkommen wird.«
Jakobus hustete, hielt einen Moment inne, um durchzuatmen. »Dem Himmel sei Dank«, brummte er, nachdem er wieder Luft bekam. Ihre Blicke trafen sich. Jakobus spürte, welch großes Vertrauen er zu dieser ungewöhnlichen Frau hatte, die alle seine Annäherungsversuche der vergangenen Jahre stets freundlich, aber bestimmt, zurückgewiesen hatte. Etwas feierlich fügte er hinzu: »Kümmern Sie sich um sie, Margeth.«
»Das werde ich, Jakobus, das werde ich. Macht Euch keine Sorgen. Es wird alles gut werden.«
Wenige Tage später bat der Graf ihn, einen Boten nach Linz zu schicken. Jakobus wählte Jelko für diesen Dienst aus, den Burschen, der vor einigen Jahren mit ihm den Wolf gefangen hatte. Während er selbst die Kutsche anspannte, verabschiedete sich der junge Mann, der kurz zuvor seine Instruktionen von Graf Wenzel erhalten hatte, von seiner schwangeren Frau Lucia. Das Paar tuschelte. Ohne es darauf anzulegen, hörte Jakobus einen Teil der Unterhaltung mit.
»Für unsereinen ist die Hebamme im Dorf immer noch gut genug, aber die Frau Gräfin …«
»Margeth ist eine gute Hebamme, ich möchte gar keine andere haben. Und eine aus der Stadt, die ich noch nicht einmal kenne. Nein. Selbst wenn die Neue dann hier oben ist, versprich mir, dass du Margeth rufst, wenn es bei mir so weit ist.«
»Das verspreche ich nur, wenn du mir versprichst, zu warten, bis ich wieder da bin.«
Jakobus hustete, und die Stimmen verstummten augenblicklich. Betreten traten Jelko und sein Weib hervor.
»Du sollst also nach Linz reisen, um eine andere Hebamme zu dingen?«, fragte Jakobus.
»Ja.«
»Hm«, Jakobus kratzte sich am Kopf, »ob die Gräfin wohl etwas davon weiß?«
»Das glaube ich kaum«, antwortete Lucia keck. »Die Gräfin hat mir erst vor ein paar Tagen gesagt, dass ich keine Angst wegen meines Kindes zu haben brauche, weil wir doch ein so großes Glück haben mit unserer Hebamme.«
Jakobus nickte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass Amalia eine andere Hebamme als Margeth wollte. Es war deutlich zu sehen, dass die beiden Frauen einander herzlich zugetan waren. Hier ging etwas Seltsames vor. Ohne zu zögern, befahl er: »Du wartest hier, Jelko. Wenn dich jemand fragt, warum du noch hier bist, lass dir was einfallen. Und du«, das galt Lucia, »lauf zur Gräfin und sag ihr, ich erwarte sie bei dem Kirschbaum. Sie soll sich eilen, es ist sehr wichtig.«
Jakobus ging vor dem Kirschbaum auf und ab. Warum wollte der Graf eine andere Hebamme als Margeth in sein Haus nehmen? Soviel er auch nachdachte, es ergab keinen Sinn. Schließlich war Margeth seit vielen Jahren in diesem Gewerbe tätig. Sie hatte eine Generation von Zwinzauern ins Leben geholt. Ihr Ruf war unantastbar. Jakobus nahm seine Mütze ab und drehte sie in den Fingern. Er kannte Marijke gut. Sie war immer eifersüchtig gewesen, auf jeden, der sich Amalia näherte, wahrscheinlich auch auf die Hebamme. Weiber, dachte er.
Dann erblickte er die Gräfin. Mit beschwingten Schritten eilte sie ihm entgegen. Auf ihren Lippen lag ein zartes Lächeln. Wann hatte er sie zum letzten Mal so glücklich gesehen? Gerührt trat er ihr entgegen. »Ich freue mich so, Prinzessin.«
»Danke, Jakobus, das ist schön.« Amalia drückte seine schwielige Hand.
Ein warmes Gefühl der Vertrautheit erfasste ihn und er spürte, dass es ihr ebenso erging.
»War dies der Grund, warum du mich hast rufen lassen, um mir das zu sagen?« Ihre Frage klang freundlich, ihr Gesicht strahlte.
»Nein, Frau Gräfin, dafür hätte ich Sie niemals an
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