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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Kurzem niedergekommen ist?«
    »Und wenn’s so wäre? Willst du den Vater spielen?«
    »Nein, ich suche eine Amme. Meine Herrin, die Gräfin von Falkenfried, hat ein Kind bekommen und findet keine Amme.«
    »Eine leibhaftige Gräfin findet keine Amme? Und ich bin noch Jungfrau!«
    Jakobus lächelte. »Das will ich gern glauben, Mutter Hedwig. Es ist sicherlich eine lange und traurige Geschichte, ganz wie die Meinige. Mir genügt Euer Wort und ich hoffe, Euch auch das meine.«
    Mutter Hedwig lachte dröhnend, stand auf und nahm das Tablett mit Wein. Erst nachdem sie den Becher, der einem Soldaten zur Ehre gereicht hätte, auf einen Zug geleert hatte, redete sie weiter. »Was zahlt deine Gräfin für ein Mädchen, dass eine Amme sein kann?«
    »Was zahlt ein Freier für eine Nacht?«
    Mutter Hedwig nannte ihren Preis.
    »Gut«, erklärte Jakobus, »meine Herrin zahlt für dreihundertfünfundsechzig Nächte.«
    Jakobus war froh, rechtzeitig daran gedacht zu haben, die Kiste mit Münzen, die er unter seinem Bett versteckt hatte, mitzunehmen. Sie war angefüllt mit den Ersparnissen eines ganzen Lebens und reichte für die kleine Hure allemal.
    »Gut, der Handel ist gemacht. Innerhalb von zwölf Monaten ist das dumme Ding ohnehin wieder schwanger. Aber den Balg nimmst du auch mit.«
    Jakobus nickte und prostete der Hure zu.
    Diese rief erneut nach hinten zu Marie. »Ruf nach Svetlana, sie soll ihren Balg mitbringen und das wollene Tuch, das gelbe, aber nicht das neue, sondern das mit den Löchern soll sie sich umbinden. Dann soll sie herunterkommen. Da ist ein Herr, der mit ihr sprechen will.«
    »Sie braucht das Tuch, um mit einem Herrn zu sprechen?«
    »Sei still und mach, was ich dir sage.«
    Wenig später stand ein junges Mädchen vor Jakobus. Sie zählte kaum vierzehn Jahre. Auf dem Kopf hatte sie raspelkurze, blonde Haare und an ihrer üppigen Brust lag ein etwa fünf Monate altes Kind. Das Kind war proper und wohlgenährt, was man von seiner Mutter nicht sagen konnte. Sie verschwand fast vollständig unter dem gelben Umhang, an dem Jakobus kein einziges Loch erblickte. Das Mädchen war dünn, fast unterernährt, und wenn es seinen schönen Mund aufmachte, waren schwarze Zahnstümpfe zu erkennen.
    »Sie arbeitet nicht. Wer nicht arbeitet, kann nicht essen. Ich habe noch mehr Mädchen hier. Was soll ich tun?«
    Jakobus nickte. »Ich muss sie heil nach Falkenfried bringen. Das sind gut zwei Tage mit der Kutsche. Ich habe auch schon seit Mittag nicht gegessen. Was kostet es, wenn wir beide heute Nacht hier schlafen und vorher gut essen?«
    »Bin ich ein Wirtshaus?«
    Svetlana zuckte unter dem schrillen Organ ihrer Herrin zusammen, doch Jakobus lächelte gemütlich. »Also, das ist eine Nacht für mich und eine für Svetlana. Dazu kommt dann noch mal eine Nacht für je einen Teller von dem Hammel mit Bohnen, der so verführerisch duftet.«
    »Aber ihr beide schlaft hier unten, ich führe ein anständiges Haus. Wer nur für Übernachtung bezahlt, bekommt auch nur Übernachtung.« Jakobus nickte, er wusste nur zu gut, dass Hedwig einzig Angst davor hatte, dass er eines ihrer Mädchen mit der Schwindsucht anstecken könnte.
    »Du und dein Kind, ihr schlaft hier«, hieß er Svetlana und zeigte auf den bequemen Sessel, der das spindeldürre Mädchen vollständig aufnehmen konnte. »Ich lege mich nach dem Essen auf den Boden. Ihr müsst ausgeruht sein.«
     
    Wenig später langten Svetlana, Hedwig und er ordentlich bei dem hervorragenden Hammelbraten zu, anschließend kuschelte sich Svetlana mit ihrem Sohn in den Sessel.
    Jakobus unterhielt sich noch die halbe Nacht mit Mutter Hedwig. Dabei sparte sie nicht mit rührenden Geschichten über ihre Mädchen und wie sie in dieses Haus gekommen waren. Auch Begebenheiten aus der näheren Umgebung wusste sie zu berichten. Von dem Arzt in Linz, der die einfachen Arbeiter ohne Bezahlung behandelte, von der wundertätigen Statue der heiligen Agatha zwei Dörfer weiter und von den Brüdern, die sich um das Erbe ihres Vaters gestritten hatten. Der Jüngere hatte den Älteren vom Hof vertrieben und eine Familie gegründet. Aber im Spätsommer, viele Jahre nach der Freveltat, hatte der Herr seine Rache, und dem Vater mitsamt seinen beiden Söhnen bei einem Brand das Leben genommen. Nun suchte die Witwe nach ihrem Schwager. Auch bei Mutter Hedwig war sie gewesen, aber sie konnte ihr nicht weiterhelfen. Eine ähnliche Geschichte kannte auch Jakobus und er erzählte von dem Knecht, der vor

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