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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Freie Lens-Träger war schon wieder verschwunden.

7
    Kinnison hatte zwar die feste Absicht, seine Reise anzutreten doch er kam nicht weit. Denn ehe er den einfachen Raum erreichte, der ihm als Unterkunft diente, war ihm klargeworden, daß er seine Aufgabe erst halb erfüllt hatte. Er durfte die Boskonier nicht unterschätzen. Es war im Grunde sehr unwahrscheinlich, daß zwischen der boskonischen Zentrale und den einzelnen Planeten-Hauptquartieren nur jeweils eine Verbindung bestand. Nachdem Helmuths angeblich unüberwindliche Festung verlorengegangen war, mußte es im boskonischen Interesse gelegen haben, die übrigen Stützpunkte mit einer doppelten Sicherung auszustatten.
    Es gab noch andere Hinweise für die Richtigkeit dieser Annahme. Woher waren die fünf Männer mit Gedankenschirmen gekommen, von denen Bominger offensichtlich nichts gewußt hatte? Kinnison mußte jetzt natürlich davon ausgehen, daß die ganze Szene unter Spionstrahl-Beobachtung gestanden hatte. Warum war ihm das nicht früher eingefallen? Jedenfalls hatte es keinen Sinn mehr, sich noch darüber zu ärgern.
    Wenn seine Vermutungen zutrafen, wußte die Gegenseite jetzt, daß er ein Lens-Träger war. Wahrscheinlich war man sogar zu dem Schluß gekommen, daß es sich bei ihm um den lang gesuchten Feind Nummer Eins der Boskonier handelte. Die abrupte Verwandlung von einem betrunkenen Dockarbeiter in einen nüchternen und äußerst gefährlichen Kämpfer ... die überraschende Vernichtung von Bominger und sechs Piraten – all das waren gefährliche Indizien gegen ihn. Sehr gefährlich. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß ihn die gegnerischen Spionstrahlen von Kopf bis Fuß abgetastet und dabei natürlich auch die Lens entdeckt hatten. Er hatte die Hand ins Feuer gesteckt, ohne alle Konsequenzen zu durchdenken, so daß das Unternehmen von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Seine einzige Chance bestand jetzt darin, das zweite Hauptquartier der Piraten zu erreichen, ehe es die gefährliche Nachricht an Boskone weitergeben konnte.
    In seinem Zimmer angekommen, ließ Kinnison seine Gedanken wandern. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg aus seinem Dilemma. Auf gewöhnliche Spürmethoden zurückzugreifen, hatte in diesem Fall keinen Sinn. Der gesuchte Stützpunkt konnte sich überall auf Radelix befinden, ohne mit dem eigentlichen Thionitring Verbindung zu haben. Es mußte sich um eine kleine Gruppe handeln – um einige wenige Männer, die allerdings unter erfahrener Leitung standen. Ihre Aufgabe konnte darin bestehen, die Geschäfte der Organisation im Auge zu behalten und nur im Notfall Verbindung aufzunehmen. Es konnte natürlich ein Erkennungssignal vereinbart sein, das der Reserveabteilung ein Eingreifen ermöglichte, wenn etwas geschah. Jetzt
war
etwas geschehen. Man hatte ihn, Kinnison, kaltgestellt. Was konnte er tun?
    Die Lens – das mußte die Antwort sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Was war die Lens? Im Grunde nichts als eine Ansammlung von Kristallen mit einer Art Pseudo-Leben – ein Leben, das eine Reflexion seines eigenen Seins bildete. Bei Klono – war das die Lösung? Der Gedanke, der ihn plötzlich durchfuhr, eröffnete ihm derart weitreichende Möglichkeiten, daß er erschauderte. Er streckte die Hand aus, um seine Lens umzulegen, und zwang sich schließlich zur Ruhe.
    »Gerrond!« schickte er einen Gedanken aus. »Lassen Sie mir einen tragbaren Spionstrahl-Schutzschirm bringen, bitte schnell!«
    »Aber damit würden Sie sich sofort verraten – wir haben den Einsatz dieser Geräte bisher bewußt vermieden.«
    »Lassen Sie mich nur machen«, erwiderte der Lens-Träger. »Ich habe einen Plan. Sagen Sie dem Boten, daß er sich beeilen soll. Ich muß jetzt schnell handeln, wenn ich noch etwas retten will.«
    Als der Schutzschirm-Projektor eintraf, machte sich Kinnison sofort zum Mittelpunkt eines Energiefeldes, in das kein Spionstrahl eindringen konnte. Zwar konnte der Gegner durch dieses Feld leicht auf ihn aufmerksam werden, doch darauf kam es im Augenblick nicht an. Er zog den Schuh vom Fuß, nahm seine Lens heraus, wickelte sie in ein Taschentuch und legte sie auf den Fußboden. Dann setzte er sich mit Winstead in Verbindung, als hätte er die Lens noch immer umgebunden.
    »Alles in Ordnung, Lens-Träger?« fragte er.
    »Alles in Ordnung«, kam die Antwort. »Warum die Anfrage?«
    »Ach, nur eine kleine Kontrolle, nichts weiter«, erwiderte Kinnison, ohne darauf einzugehen, was er eigentlich

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