Die Grauen Herrscher
außergewöhnlichen Feuerkraft, die überdies ständig gebraucht worden waren und mit denen ihr Besitzer ausgezeichnet umgehen konnte, wie Strongheart selbst gesehen hatte.
»Und denken Sie daran«, fuhr der Lens-Träger fort. »Ich bin niemals so betrunken, daß ich mir meine Waffen wegnehmen lasse – und wenn ich nicht eine gutabgewogene Runde Benny bekomme, werde ich schnell nervös, verstanden?«
Strongheart wußte, daß der andere nicht spaßte, und da er keine Lust hatte, den Schürfer als bewaffneten Amokläufer zu erleben, versicherte er ihm noch einmal, daß er seine volle Dosis bekommen würde.
Kinnison wußte, daß er sich zwar in übler Gesellschaft befand, daß er sich aber nicht allzuviel Sorgen zu machen brauchte, wenn er die Augen offenhielt. Er war sicher, daß man ihn während seiner Ausnüchterungsperiode in Ruhe lassen würde, denn der Wert seines Schiffes und seiner Vorräte entsprach mindestens dem Profit, den er Strongheart während dieses ersten Besuches gebracht hatte – und warum sollten weitere Besuche nicht ebenso gewinnträchtig sein?
»Der erste Drink geht auf Kosten des Hauses«, unterbrach Strongheart die Gedanken seines Gastes. »Was hätten Sie gern? Sie kommen doch von der Erde, nicht wahr? Wie wär's mit einem guten alten Whisky?«
»Nicht schlecht geraten – aber haarscharf daneben. Ich komme von Aldebaran II. Haben Sie zufällig aldebaranischen Bolega auf Lager?«
»Nein – aber wir haben ein Faß irdischen Whisky – kommt auf dasselbe heraus!«
»In Ordnung – her damit.« Kinnison goß sich einen dreistöckigen Drink ein, leerte das Glas mit einem Zug und stieß einen wilden Schrei aus. »Yip-yip-yipee! Ich bin der wilde Bill Williams von Aldebaran II, und heute ist bei mir der Teufel los! Achtung, ich komme! Yipee!« Und leise fügte er hinzu: »Strongheart – wenn das Zeug von der Erde stammt, will ich meine eigene Großmutter sein. Aber schlecht ist es trotzdem nicht – ganz und gar nicht! Hat Zähne und Klauen wie ein Katzenadler, der einem versehentlich ins Glas geraten ist. Raum-ho, Kumpel! Ich bin bald zurück.«
Er hatte sich vorgenommen, gleich am Anfang seiner Sauftour eine Runde durch das ganze Vergnügungszentrum zu machen und in jedem Etablissement einen Drink zu nehmen.
»Kleine Werberunde!« erklärte er fröhlich, als er in Stronghearts Kneipe zurückkehrte. »Muß ich schon machen, damit die anderen nicht Klonos Flüche auf mein Haupt herabbeschwören. Richtig trinken werde ich natürlich nur hier.«
Und das tat er. Er nahm unzählige starke Getränke zu sich und mischte diese mit einer Großzügigkeit, die selbst die Gewohnheitstrinker des Ortes überraschte. Um die Folgen schien sich dieser Mann nicht im geringsten zu kümmern. »Ich trinke alles, was flüssig ist«, erklärte er immer wieder und handelte entsprechend. Scharf oder mild, gebraut, fermentiert oder destilliert, geschüttelt oder gerührt – es wurde alles vertilgt. »'runter damit!« schallte es durch den Schanksaal, und durch diesen Ruf wurde Kinnison in den anderen Lokalen des Vergnügungszentrums schnell bekannt. Einen solchen Trinker hatte man hier noch nicht erlebt!
Je mehr er trank, desto fröhlicher wurde er. Er verbreitete überall gute Laune. Er tanzte mit den ›Damen‹ des Hauses und verabschiedete sie mit großzügigen Trinkgeldern. An die Spieltische ging er jedoch nicht. Er erklärte immer wieder, daß ihm so etwas nicht lag, daß er lieber ein handfestes Vergnügen für sein Geld haben wollte.
Von Zeit zu Zeit focht er mit seinen Zechkumpanen fröhliche Kämpfe aus, bei denen er immer wieder in ein homerisches Gelächter ausbrach. Er holte zu gewaltigen Schwingern aus, denen ein Pferd erlegen wäre, wenn sie ihr Ziel gefunden hätten, und brachte nur hier und da wie zufällig einen Schlag an den Mann. Auf diese Weise legte er sich zwei blaue Augen und eine geschwollene Nase zu.
Wie es in solchen Fällen üblich ist, konnte seine Stimmung jedoch sehr schnell ins Gegenteil umschlagen. Urplötzlich konnte leidenschaftliche Wut in ihm aufwallen, für die es noch weniger eine Erklärung gab als für die freundschaftlichen Faustkämpfe. Bei verschiedenen Ausbrüchen dieser Art zerschlug er vier Stühle, zwei Tische und zahlreiche Gläser.
Doch nur einmal mußte er seine tödlichen Waffen ziehen. Offenbar hatte sich die Nachricht, daß mit ihm nicht gut Kirschen essen war, schnell herumgesprochen. Der Kampf ging glimpflich aus; sein Herausforderer wurde an der
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