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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschäftigen. Vor allem jedoch wird es zur Folge haben, daß es niemand eilig haben wird, in Erfahrung zu bringen, was jetzt hier gesprochen wird.«
    »Was wir jetzt besprechen werden, wissen sie doch, oder?« fragte Briony. »Wir werden über das reden, was dieses Skimmermädchen gesehen hat, und darüber, ob es irgend etwas zu bedeuten hat.«
    »Vielleicht«, sagte Brone. »Vielleicht auch nicht. Verzeiht mein verdecktes Spiel, Hoheiten, aber ich habe noch eine Neuigkeit für Euch und zwar eine, die weit schlimmere Gerüchte in Umlauf setzen würde. Hauptmann Vansen?«
    Es kam so plötzlich, und sein Kopf war so voll von Fragen zu der Geschichte, die die Skimmer erzählt hatten, und von Gedanken, die die Prinzessin betrafen, daß Ferras Vansen einen peinlich langen Augenblick einfach nur dastand und gar nichts begriff. Dann merkte er plötzlich, daß ihn der Konnetabel wartend ansah, genau wie der übrige Kronrat. Er stürzte zur Tür, sicher, daß er den Prinzen und die Prinzessin hinter sich spöttisch lachen hörte, und trat in die Halle hinaus, um den anderen Garden zu befehlen, den Mann hereinzubringen.
    »Ihr steht also wieder vor uns, Vansen«, sagte Briony, als er in den Saal zurückkehrte, »ich hoffe, Ihr seid nicht auf eine Beförderung aus?«
    Er wartete einen Moment, um sicherzugehen, daß er seine Stimme in der Gewalt hatte, daß ihm nichts Falsches herausrutschen würde. Wenn sie ihn haßte, konnte er nur glauben, daß er es verdient hatte. »Eure Hoheiten, Edle, dieser Mann hier neben mir ist Raemon Beck. Er ist heute morgen erst in Südmark angekommen. Er hat etwas zu berichten, das Ihr hören solltet.«
    Als Beck zu Ende erzählt hatte und der erste Sturm von Fragen verrauscht war, machte sich Stille in dem kalten, fensterlosen Raum breit.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte die Prinzessin schließlich. »Ungeheuer? Elben? Geister? Es scheint doch eine unglaubliche Geschichte.« Sie starrte auf Raemon Beck, der zitterte, als sei er gerade aus einem Schneesturm hereingekommen statt aus strahlender Herbstsonne. »Was sollen wir mit solchen Nachrichten anfangen?«
    »Das ist doch Blödsinn«, knurrte Tyne von Wildeklyff. Mehrere Kronratsmitglieder nickten vehement. »Räuber, ja — die Straßen nach Westen sind dieser Tage nicht sicher. Aber dann hat dieser Mann einen Schlag auf den Kopf bekommen und sich den Rest zusammenphantasiert. Oder er will sich großtun.«
    »Nein!« rief Beck. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er barg den Kopf in den Händen und sagte mit erstickter Stimme: »Es war so — es ist alles wahr!«
    »Aber, ob Räuber oder Gespenster, warum habt Ihr als einziger überlebt?« fragte einer der Barone.
    Chaven trat vor. »Verzeiht, edle Herren, aber ich habe den Verdacht, daß dieser Mann einfach ausersehen wurde, uns die Botschaft zu überbringen.«
    »Welche Botschaft?« Kleine rote Flecken erblühten auf Barricks Wangen, als ob das Fieber wiedergekehrt wäre. Er wirkte fast so verängstigt wie Raemon Beck. »Daß die Welt irre geworden ist?«
    »Ich weiß nicht, wie die Botschaft lautet«, sagte Chaven. »Doch ich glaube zu wissen, wer sie schickt. Jemand, den ich kenne und dem ich vertraue, hat mir erzählt, daß sich die Schattengrenze verschiebt.«
    »Verschiebt?«
Avin Brone, der die Geschichte des jungen Kaufmanns bereits gehört hatte, schien jetzt erstmals wirklich erschrocken. »Wieso?«
    Chaven erklärte, ein Funderling, der in den Hügeln auf der Suche nach seltenen Steinen gewesen sei, habe festgestellt, daß sich die Schattengrenze ein paar Schritt auf die Festung zu bewegt habe — die erste Verschiebung seit Menschengedenken. »Ich hatte Euch davon in Kenntnis setzen wollen, Eure Hoheiten, aber die tragischen Ereignisse kamen dazwischen, und dann wollte ich Euch nicht belasten, solange Ihr noch Euren Bruder zu begraben hattet.«
    »Das ist schon etliche Tage her«, sagte Briony ärgerlich. »Warum habt Ihr auch danach noch geschwiegen?«
    Gailon Tolly bewahrte den Arzt davor, sofort antworten zu müssen. »Was soll das alles?« fragte der Herzog von Gronefeld laut. »Gelehrter Mann, Ihr und dieser schwachsinnige Tropf aus Helmingsee verbreitet Ammenmärchen, als sprächet Ihr von wirklichen Orten wie Fael oder Hierosol. Die Schattengrenze? Dahinter ist doch nichts als Nebel und Land, das zu naß zum Bewirtschaften ist, und ... und alte Geschichten.«
    »Ihr seid jung«, sagte Chaven sanft. »Doch Euer Vater wußte Bescheid. Und sein Vater ebenso. Und einer Eurer

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