Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Vorväter war unter den Männern, die Südmark und diese Burg aus den Händen der Zwielichtler zurückeroberten.« Der kleine Mann zuckte die Achseln, aber in dieser Geste lag etwas Schreckliches, eine Resignation, die doch die Angst nicht überdeckte. »Es könnte sein, daß nach all den Jahren das Leise Volk Südmark wieder zurückhaben will.«
    Die Kronratsmitglieder schrien alle durcheinander, und keiner hörte dem anderen zu. Briony stand auf und hob eine zitternde Hand. »Still! Chaven, Ihr werdet sofort mit meinem Bruder und mir in die Kapelle kommen oder an irgendeinen anderen Ort, wo wir ungestört sind. Ihr werdet uns alles erzählen, was Ihr wißt. Aber das reicht nicht. Dutzende unserer Landsleute sind auf der Settländerstraße ausgeraubt und womöglich getötet worden. Wir müssen unverzüglich herausfinden, was herauszufinden ist, ehe sich jede Spur der Angreifer verloren hat.« Sie sah ihren Zwillingsbruder an. Der nickte, aber sein Gesicht verriet, wie unwohl ihm war. »Wir müssen dorthin gehen, wo es passiert ist, mit Soldaten. Wir müssen die Fährte dieser Kreaturen finden und ihr folgen.« Sie wandte sich Raemon Beck zu, der jetzt am Boden kniete, als trügen ihn seine Beine nicht länger. »Schwört Ihr, daß Ihr uns die Wahrheit gesagt habt, Mann? Denn wenn ich herausfinde ... wenn wir herausfinden, daß Ihr Euch diese Geschichte ausgedacht habt, dann werdet Ihr den Rest Eures kurzen, elenden Lebens in Ketten verbringen.«
    Der Kaufmann konnte nur den Kopf schütteln. »Es ist alles wahr!«
    »Dann werden wir unverzüglich einen Trupp Soldaten ausschicken«, sagte sie, »um der Spur zu folgen, wo auch immer sie hinführt. Das wenigstens können wir tun, während wir darüber nachdenken, was das bedeutet, welche ... Botschaft uns geschickt wurde.«
    »Über die Schattengrenze?« Avin Brone schien verblüfft. »Ihr wollt Männer über die Schattengrenze schicken?«
    »Nicht Euch«, sagte sie verächtlich. »Keine Angst.«
    Der Konnetabel erhob sich. »Es besteht kein Anlaß, mich zu beleidigen, Prinzessin.«
    Sie waren die einzigen, die standen. Ihre Blicke trafen sich über die Köpfe der anderen hinweg.
    »Wieder ertappt Ihr mich bei einer Unüberlegtheit, Graf«, sagte Briony nach einem Moment des Schweigens, und jedes ihrer Worte klang so hart und klar wie der Schlag einer kleinen Glocke. »Trotz der Tricks, mit denen Ihr dieses kleine Schauspiel inszeniert habt, verdient Ihr nicht soviel Zorn, wie ich gezeigt habe. Nehmt meine Entschuldigung an.«
    Er machte eine steife, kleine Verbeugung. »Natürlich, Hoheit. Ich nehme sie dankend an, obwohl Ihr mir zuviel der Ehre erweist.«
    »Ich
werde gehen«, sagte Gailon plötzlich. Er erhob sich ebenfalls; sein Gesicht war gerötet wie von Wein. »Ich werde einen Trupp zu der Stelle führen. Ich werde diese Räuber finden — und ich verwette meinen guten Namen, daß sie sich als solche erweisen werdenl Aber was sie auch immer sein mögen, ich werde sie lebend oder tot hierherbringen, auf daß das Verbrechen gerächt werde.«
    Vansen sah Briony und ihren Bruder einen Blick wechseln, den der Gardehauptmann nicht deuten konnte.
    »Nein«, sagte Barrick.
    »Was?« Der Herzog wandte sich erzürnt dem Prinzen zu. Gailon Tolly schien seine übliche Beherrschung verloren zu haben. Vansens Muskeln spannten sich an, während er das Geschehen wachsam verfolgte. »Ihr selbst könnt nicht gehen, Barrick! Ihr seid krank, verkrüppelt! Und Eure Schwester mag sich zwar für einen Mann halten, aber, bei allen Göttern, sie ist keiner! Ich fordere die Ehre, diesen Trupp zu führen!«
    »Aber genau das ist es ja, Vetter«, sagte Briony mit kalter Bedachtheit. »Es ist keine Ehre. Und wer auch immer geht, muß offenen Herzens gehen, nicht in der Absicht, zu beweisen, daß er recht hat.«
    »Aber ...«
    Sie drehte ihm den Rücken zu, und ihr Blick glitt über die Edelleute am Tisch, Tyne, Rorick und noch etliche andere, ehe er schließlich an Ferras Vansen hängenblieb, der hinter dem schluchzenden Häuflein Raemon Beck stand. Einen Moment begegneten sich ihre Blicke, und Vansen meinte, ein kleines Lächeln um ihre Lippen flackern zu sehen. Es war kein freundliches Lächeln. »Ihr, Hauptmann. Ihr habt es nicht geschafft, den Mord an meinem Bruder zu verhindern, und Ihr habt es nicht geschafft, eine Erklärung zu finden, warum Shaso dan-Heza, einer der treuesten Gefolgsleute unserer Familie, diesen Mord verübt haben sollte. Vielleicht schafft Ihr es ja, diese Aufgabe

Weitere Kostenlose Bücher