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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zuschauer rangelte, verlor die Balance und fiel unter lautem Rüstungsgeklirre hin, worauf mehrere seiner Kameraden wütend vorrückten. Barrick erhob wieder die Stimme. »Aufhören. Laßt die Leute antworten. Was wollt ihr?«
    »Wenn Ihr und die anderen Edelleute weggeht, Prinz Barrick, wer soll dann die Feste schützen?« rief ein Mann.
    »Die Elben werden kommen und unsere Kinder rauben!« schrie jemand anders, eine Frau.
    Barrick setzte sein zuversichtlichstes Lächeln auf. Es war seltsam, wie leicht ihm diese taktische Verstellung inzwischen fiel. »Wer die Feste schützen wird? Die Feste schützt die Brennsbucht, und die ist mehr wert als tausend Ritter, selbst diese tapferen Edelleute. Seht euch doch um! Wenn ihr ein Heerführer wärt, und sei es der Führer eines Elbenheers, würdet ihr über diesen Dammweg ziehen wollen, gegen diese hohen Mauern? Und vergeßt nicht, meine Schwester Briony wird ja auch noch hier sein, eine Eddon, hier auf dem Thron — glaubt mir, mit
ihr
werden sich nicht einmal die Zwielichtler anlegen wollen.«
    Ein paar Leute lachten, aber es wurden immer noch ängstliche Fragen laut. Tyne steckte mit großer Geste das Schwert weg.
    »Bitte!« appellierte Barrick an die Menge. »Laßt uns jetzt an unser Tagwerk gehen — wir müssen bald losreiten. Avin Brone, der Konnetabel, wird zur Mittagszeit wieder hierherkommen und zu euch sprechen. Er wird euch erklären, wie wir die Festung und die Stadt verteidigen werden und was jeder von euch dazu beitragen kann.«
    »Die Drei mögen Euch segnen, Prinz Barrick!« rief eine Frau, und die bange Hoffnung in ihrer Stimme war so echt, daß sie ihn berührte, ja sogar erschreckte. »Kommt heil wieder zu uns zurück!«
    Jetzt hagelte es plötzlich Segenswünsche; eben noch waren es Dreckklumpen und sogar ein paar Steine gewesen. Die Menge zerstreute sich nicht, bildete aber eine Gasse, so daß Barrick und die übrigen Ritter zum Rabentor und in die Hauptburg zurückmarschieren konnten.
    »Das habt Ihr gut gemacht, Hoheit.« Tyne klang ein wenig erstaunt. »Die Götter haben Euch die richtigen Worte eingegeben.«
    »Ich bin ein Eddon. Sie kennen meine Familie. Sie wissen, daß wir sie nicht belügen.« Aber er war sich selbst nicht sicher.
War das wirklich ich? Oder haben die Götter tatsächlich durch mich gewirkt? Ich habe jedenfalls nichts von irgendwelchen Göttern gespürt, das ist alles, was ich weiß.
Eigentlich war er sich überhaupt nicht sicher, was er fühlte — Stolz, weil er eine ängstliche Menge beruhigt und ihr Hoffnung gegeben hatte, oder Erschrecken, weil sich die Leute so leicht dazu bringen ließen, vom einen Extrem ins andere umzuschwenken?
    Und wir sind nicht mal richtig im Krieg. Noch nicht.
Ihn überkam ein plötzliches Schaudern.
Wie wird es erst sein, wenn es schlimm wird?
    Und wo werden die Götter dann sein?

    Das Gehämmer war ohrenbetäubend, als ob ein Schwarm riesiger Spechte über die Südmarksfeste hergefallen wäre. Männer erklommen jede Mauer und jeden Turm und vernagelten alles mit Brettern, für den Belagerungsfall. Nach der Starre, in die die Feste während der letzten Monate gefallen schien, war es fast schon erlösend, so viel Aktivität zu sehen, aber Briony wußte: das, wogegen sie sich jetzt zu wehren haben würden, war nicht nur der Angriff irgendeines Nachbarkönigreichs — die Markenlande standen im Krieg gegen einen gänzlich unbekannten und vielleicht auch gar nie zu durchschauenden Feind. Wenn die Männer auf den Mauern und Türmen zum immer noch so harmlosen westlichen Horizont blickten, und das taten sie oft, war die Angst in ihren Gesichtern selbst vom Boden aus unverkennbar.
    Nicht nur die Arbeiter waren in ihrer Konzentration beeinträchtigt: Die Prinzregentin war so damit beschäftigt, die Arbeiten zu verfolgen, daß sie über eine niedrige Buchsbaumhecke fiel. Rose und Moina eilten herbei, um ihr aufzuhelfen, aber sie schüttelte sie ärgerlich ab.
    »Diese verdammten Hecken! Wie soll denn da ein Mensch gehen können?«
    Schwester Utta erschien in einem der Arkadenbögen. Trotz des kühlgrauen Wetters trug sie nur ein leichtes Umschlagetuch über dem schlichten Kleid. Eine Guimpe in derselben Farbe bedeckte ihr Haar, so daß ihr schönes Gesicht fast in der Luft zu schweben schien. »Es wäre schwer, einen geometrischen Garten ohne Hecken anzulegen«, sagte die Zorienschwester sanft. »Ich hoffe, Ihr habt Euch nichts getan, Hoheit.«
    »Alles heil, glaube ich.« Briony rieb sich den

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