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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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zuzustecken. »Und jetzt, mein Kind, wenn du gestattest, haben mein Gefährte und ich wichtige Geschäfte zu bereden.« Sie starrte auf die gezückte Münze, dann in sein Gesicht. »Sei ein braves Mädel, Brigid — so heißt du doch, wenn ich mich recht erinnere ... ?«
    Hinterher war er froh, daß sie nicht einen Bierkrug oder ein Tablett in der Hand gehabt hatte, doch schon der Schlag mit der bloßen Hand auf seinen Hinterkopf genügte, um ihm die Tränen in die Augen zu treiben und seinen neuen Hut in die Asche vorm Kamin zu schleudern.
    »Du Hund!« sagte sie so laut, daß sich die halbe Taverne zu ihnen umdrehte. »Ein paar Tage hinter den Mauern der Hauptburg, und schon denkst du, dein Schwengel ist aus schierem Silber? Wenn Nevin Kennit auf einer Frau einschläft, sabbernd und furzend und schlaff wie Eierkrem, dann tut er wenigstens nicht noch so, als hätte er ihr eine Gunst erwiesen.«
    Er hörte das Gelächter der anderen Stammgäste, während sie davonsegelte, aber seine Ohren dröhnten noch von dem Schlag, und die spöttischen Bemerkungen waren nicht lauter als das Rauschen eines fernen Flusses.
    Mit dem einen oder anderen Bier im Bauch, und wenn es nur die wäßrige Pisse war, die Conry im
Sauschwanz
ausschenkte, hatte Puzzle sich sichtlich erholt. »Aber sagtet Ihr nicht neulich, Ihr wärt zum Heer abgeordert worden«, fragte der alte Mann und wischte sich einen dünnen Schaumstreifen von den Lippen, »als Schlachtendichter oder dergleichen?«
    Kettelsmits Frohsinn war zwar weitgehend dahin, aber er tat sein Bestes. »Ach, das. Ich habe mit dem Vogt darüber gesprochen — Naynor?«
    »Nynor.« Puzzle runzelte die Stirn. »Kein sonderlich heiterer Mensch. Hab es nie geschafft, ihn zum Lachen zu bringen. Denkt wohl zuviel.«
    »Tja, nun ja. Ich wollte natürlich unbedingt mit in die Schlacht ziehen, aber Nynor meinte, es wäre nützlicher, ich bliebe hier — um die Prinzessin aufzumuntern, jetzt, wo ihr Bruder fort ist und alles.« In Wahrheit war Nynor zu ihm gekommen, um die nötigen Arrangements für seinen Aufbruch zu treffen — aus irgendeiner Quelle, die Kettelsmit ein Rätsel war, hatte er von seiner spontanen Abkommandierung durch Prinzessin Briony erfahren —, und Kettelsmit hatte sich auf die Knie geworfen, sogar ein paar Tränen vergossen und beteuert, daß das alles nur ein Irrtum sei, daß irgend jemand eine dahingeworfene Bemerkung der Prinzessin falsch verstanden haben müsse. Nynor hatte gesagt, dann müsse er wohl selbst mit ihr sprechen, aber das war Tage her, und inzwischen waren der Prinzregent und das Heer bereits unterwegs, so daß sich Kettelsmit halbwegs sicher fühlte. Dennoch, schon bei dem bloßen Gedanken schauderte ihn. Matt Kettelsmit im Krieg! Gegen Monster und Riesen, und die Götter mochten wissen, was noch! Er durfte gar nicht daran denken. Nein, seine glatte Haut und sein hübsches Gesicht waren nur für Schlachten intimerer Art gemacht, für solche, die sich in Betten und abgeschiedenen Gängen abspielten und aus denen beide Kontrahenten unversehrt hervorgingen.
    »Ich wollte mitziehen«, erklärte Puzzle plötzlich. »Sie haben hier für mich keine Verwendung, die beiden. Nicht so wie ihr Vater. Der war ein guter Mensch. Er hat meine Scherze und Kunststückchen verstanden.« Eben noch fröhlich schmunzelnd, hatte er jetzt plötzlich Tränen in den Augen. »Es heißt ja, er sei noch am Leben, unser König Olin, aber ich fürchte, er kommt nicht mehr zurück. Ach, so ein guter Mensch. Und jetzt dieser Krieg und alles.« Er sah blinzelnd auf »Gegen wen kämpfen wir eigentlich? Gegen Elben? Ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Das versteht niemand«, sagte Kettelsmit, der jetzt wieder festen Boden unter den Füßen spürte. »Die Gerüchteküchen kochen über, schon auf der Burg, wer weiß, was sie da erst draußen in der Stadt reden?« Er zeigte auf eine Gruppe von Männern, die sich, lange Pfeifen rauchend, über einen Tisch beugten und eine Flugschrift studierten. »Wißt Ihr, was dieses skurrile Pamphlet behauptet? Daß die Prinzregentin und ihr Bruder Gailon Tolly ermordet hätten, den Herzog von Gronefeld.« Er schüttelte aufrichtig empört den Kopf. Die Vorstellung, daß Leute solche Verleumdungen über die hübsche junge Frau verbreiteten, die seine Qualitäten erkannt und ihn aus den unverdienten Niederungen solcher Orte wie diesem an den Platz erhoben hatte, der ihm zustand ... Er schüttelte abermals den Kopf und leerte den Rest seines vierten oder

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