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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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war entschlossener denn je, Eindruck zu machen.
    Eine der Bohlen in der Straßenmitte war jetzt ganz verschwunden, und der alte Puzzle stand wie eine allegorische Darstellung seiner Namenspatronin, der Verwirrung, kurzsichtig blinzelnd vor der Lücke — drei Schrittlängen Matsch, so klebrig wie zu lange gekochtes Mus. Ein Ochsenkarren rumpelte die Gasse herab, genau auf ihn zu. Der Karren nahm die ganze Breite der Gasse ein, und die Fuhrleute manövrierten ihn mit viel Gebrüll über die tückischsten Stellen. Passanten, die aus der Knarrstufengasse in die Spenglergasse kamen — mehrere Händler, ein paar patschnasse Lehrjungen und etliche frisch ausgehobene Soldaten aus der Provinz —, blieben im Schutz der vorkragenden Häuser stehen, um den Fortgang der Ereignisse zu verfolgen. Der Ochsenkarren war nicht gerade schnell, aber der alte Hofharr schien ihn gar nicht zu bemerken.
    Kettelsmit seufzte ärgerlich. Er hatte überhaupt keine Lust, sich wieder auf die schlammige Gasse zu wagen, um den Mann aus der Gefahrenzone zu ziehen, aber Puzzle war derzeit für ihn das, was einem Freund am nächsten kam, und er wollte auch nicht, daß der alte Knabe von einem Fuhrwerk plattgefahren wurde.
    »Puzzle! Vergeßt Eure verdammten Schuhe, Mann, kommt jetzt! Dieses Vieh trampelt Euch gleich nieder!«
    Der Hofnarr sah blinzelnd auf. Er trug das, was Kettelsmit bei sich Puzzles Zivilkleidung nannte, beerdigungsdunkle Hose, Kapuzenmantel und einen Hut, dessen riesige, durchweichte Krempe es ihm schwermachte, irgend etwas jenseits seiner eigenen Füße zu sehen. Dieser Aufzug war weit komischer, als sein Narrengewand es je sein konnte; Kettelsmit fand, er sollte ihn als Arbeitskleidung wählen, um den Hofadel zu unterhalten.
    »He!« brüllte Kettelsmit. Der Hofnarr schien ihn jetzt endlich wahrzunehmen, guckte sich um, bemerkte den nahenden Ochsenkarren, sah, daß das irritierte Tier und die beiden fluchenden Fuhrknechte so damit beschäftigt waren, die schlammige Straße hinunterzuschliddern, daß er, Puzzle, ebensogut hätte unsichtbar sein können. Er blinzelte und schluckte, erkannte endlich die Gefahr, in der er schwebte. Ein Storchenbein griff aus, reckte den matschbedeckten Halbschuh der fernen Bohle entgegen, das andere Bein stieß sich ab, und Puzzle landete mitten im Schlamm, wo er mit ein paar spitzen Schreien und mächtigem Gespritze bis zu den mageren Oberschenkeln versank.
    Es war Puzzles Glück, daß der Ochse und die Fuhrleute doch aufmerksamer waren, als es den Anschein gehabt hatte. Er erlitt nichts schlimmeres als eine weitere Spritzersalve, als das Fuhrwerk nur zwei, drei Schritt von ihm zum Stehen kam. Der Ochse senkte den Kopf und starrte den blinzelnden, schlammbesudelten Hofnarren an, als hätte er ein so seltsames Geschöpf noch nie gesehen.
     
    Es war nicht das Entree, das Kettelsmit vorgeschwebt hatte, daher war es ganz gut, daß sein altes Zuhause, der
Sauschwanz,
dunkel und überfüllt war und bei ihrem Eintreten kaum jemand aufsah. Ein Trio stadtfremder Soldaten lachte über die braune Kruste, die sich auf Puzzles Beinen bildete, machte aber ein wenig Platz für den zitternden alten Mann, als Kettelsmit diesen am Feuer deponierte. Kettelsmit schnappte sich den vorbeieilenden Bierjungen — ein Kind von neun oder zehn Jahren hatte Gil ersetzt, zweifellos einer von Conrys zahllosen Verwandten, aber jung genug, um noch nicht arbeitsscheu zu sein — und hieß ihn eine Bürste und ein paar Lumpen bringen, um Puzzle vom gröbsten Dreck zu säubern. Als das getan war, schlenderte Kettelsmit zum Schanktisch, wo Conry gerade ein Faß anstach. Es war jetzt ein richtiger Tisch, nicht mehr nur ein Brett auf Böcken; der Poet konnte nicht umhin, beeindruckt und ein wenig verärgert zu sein. Jemandem immerhin hatte die drohende Belagerung Gutes gebracht, wie das Gedränge von unbekannten Gästen im
Sauschwanz
bewies, aber das nahm Kettelsmits eigenem Aufstieg doch etwas den Glanz.
    Conrys Blick war mürrisch, registrierte jedoch die mächtige Halskrause und den neuen Rock. »Kettelsmit, du Hurensohn, du hast mir meinen Bierjungen gestohlen.«
    »Gestohlen? Ich? Ganz und gar nicht. Er war's, der mich beinah in Eisen im Burgverlies hätte enden lassen. Aber es hat sich zum Guten gewendet, also trage ich es ihm nicht nach. Ich bin jetzt der Hofpoet der Prinzessin.« Er inspizierte einen Hocker, wischte ihn dann mit dem Taschentuch ab, ehe er sich darauf niederließ.
    »Dann ist sie wohl taub geworden, die

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