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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Prinzessin? Das arme Mädel, als ob es nicht so schon genügend Probleme hätte.« Conry stemmte die Hände in die Hüften. »Und wenn Ihr's so weit gebracht habt in der Welt, könnt Ihr mir ja wohl, verflixt noch mal, die drei Seesterne zahlen, die Ihr mir schuldet. Sonst muß ich wieder die Stadtwache holen, um Euch rauswerfen zu lassen.«
    Kettelsmit hatte diese Schulden völlig vergessen und verzog unwillkürlich das Gesicht, aber da er sich von Puzzle Geld geborgt hatte, war er momentan flüssig und tat sein Bestes, die Münzen ungerührt aus seinem Geldsäckel zu holen und über den Tisch zu schieben. »Gewiß doch, In Diensten der Prinzessin war ich leider verhindert, sonst wäre ich schon längst gekommen, um Euch das Geld zu geben.«
    Conry beäugte die Münzen, als ob er — Halskrause hin, wattierter Rock her — jetzt erstmals in Erwägung zöge, das mit Kettelsmits neuer Stellung zu glauben. »Was zu trinken?«
    »Gewiß. Und mein Begleiter dort drüben ist der Hofharr des Königs persönlich, also tätet Ihr gut dran, einen Krug von Eurem besten Bier ans Feuer zu bringen. Nicht diese Plörre, die Ihr allen anderen ausschenkt.« Er wedelte hochmütig mit der Hand.
    »Das macht noch einen Seestern«, sagte Conry. »Die drei da gehören ja mir.«
    Kettelsmit brummte — war er jetzt nicht sichtlich kreditwürdig? —, legte aber verächtlich eine weitere Münze auf den Schanktisch.
    Puzzle schien nun ein wenig aufgetaut, obwohl er das Bearbeiten seiner immer noch ziemlich verdreckten Hosen und Schuhe aufgegeben hatte und nunmehr ins Feuer starrte, als ob er sich zu erinnern versuchte, wie man ein so faszinierend heißes und leuchtendes Etwas wohl nannte.
    »Na? Ist das nicht besser, als in den Burgküchen ein Plätzchen zum Trinken finden zu wollen?« fragte ihn Kettelsmit laut. »Wo sich überall Soldaten drängen wie Gänse, die sich ums Futter zanken?«
    Puzzle sah auf. »Ich ... ich glaube, ich war schon einmal hier, vor langer Zeit. Das Gasthaus war zwischendurch abgebrannt, stimmt's?«
    Kettelsmit wedelte mit der Hand. »Ja, vor vielen Jahren, hat man mir jedenfalls gesagt. Es ist sehr gewöhnlich, aber es hat seine Reize. Ein Poet muß mit dem gemeinen Volk trinken, sonst verliert er sich in der Betrachtung höherer Dinge. Deshalb war ich manchmal hier, ehe ich in meine jetzige Stellung erhoben wurde.« Er sah sich um, ob seine Bemerkung gehört worden war, aber die Stadtfremden am Feuer waren mit Würfeln beschäftigt und beachteten ihn gar nicht.
    »Schau an.« Ein Schankkrug und zwei Trinkkrüge klackten auf die Kaminumrandung zu ihren Füßen, und Puzzle bekam Stielaugen beim Anblick der Busenmassen, die das Mieder der über sie gebeugten Frau enthüllte. Die Frau richtete sich auf. »Matty Kettelsmit. Ich dachte, du wärst tot oder wieder ins Westhafenviertel zurückgegangen.«
    Er bedachte Brigid mit seinem freundlichsten Nicken. »Nein, ich war durch andere Pflichten verhindert.«
    Sie kniff in seinen Rock, fuhr mit dem Zeigefinger über die gestärkte Halskrause. »Bist scheint's ganz schön weit gekommen, Matty.«
    Das war schon besser. Er lächelte und wandte sich Puzzle zu. »Ihr seht, man erinnert sich hier noch an mich.« Der alte Mann schien nicht sonderlich aufmerksam zuzuhören. Seine schwachsichtigen Augen folgten dem wabbelnden Fleisch über Brigids Mieder wie die Augen eines Verhungernden einem fetttriefenden Braten. Kettelsmit wandte sich wieder an das Mädchen: »Ja, Zosim war mir hold. Ich bin jetzt Hofdichter der Prinzregentin persönlich.«
    Brigid runzelte leise die Stirn, dann kehrte auch ihr Lächeln wieder. »Trotzdem, muß doch ein bißchen einsam sein, da droben auf der Burg, auch wenn da all die vornehmen Damen sind. Du vermißt doch sicher deine alten Freunde — dein altes Bett ...?«
    Das ging jetzt ein bißchen zu weit, und obwohl der alte Mann immer noch selbstvergessen die Brüste des Mädchens begaffte, wollte Kettelsmit eigentlich nicht an seine ehemaligen Lebensumstände erinnert werden. »Ach, ja«, sagte er leichthin, sah Brigid dabei aber streng an. »Wahrscheinlich haben Kennit, Teodorus und ich tatsächlich ein paar Nächte hier verbracht, wenn wir ein paar Bier zuviel getrunken hatten. Wilde Zeiten.« Er wandte sich kurz Puzzle zu. »Wir Poeten haben eine Schwäche für starke Getränke, weil sie die Phantasie schweifen lassen.« Er tätschelte Brigids Hintern, hauptsächlich, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und versuchte, ihr einen Halbfisch

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