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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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wäre da nicht der Nebel gewesen, der sich über das Land unter ihnen wälzte und bis auf die höchsten Vorlandbuckel alles verschlang, während er sich auf Südmarkstadt zuschob.
    »Das müssen sie sein«, sagte Tyne Aldritch und spuckte aus. »Ihr sagtet doch, Vansen, von der Schattengrenze sei auch so ein Nebel herabgekommen. Und sie hätten sich darunter versteckt wie unter einem Mantel.«
    Der Gardehauptmann sah auf. Er wirkte abgespannt. »Das hat uns der Kaufmannsneffe berichtet, der Mann, dessen Handelszug überfallen wurde. Als ich mit meinen Leuten über die Schattengrenze geraten bin, war da kein Nebel. Dennoch, ja, ich halte es für wahrscheinlich, daß der Feind sich in dieser Nebelsuppe verbirgt.«
    Barrick hatte genug damit zu tun, sich im Sattel aufrecht zu halten. Das Heer hatte heute bereits einen Gewaltmarsch hinter sich, und obwohl er zu den Berittenen gehörte, war er doch erstaunlich müde, und sein Arm schmerzte, als hätte ihm jemand einen Dolch zwischen die Handgelenkknochen getrieben. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wünschte er, er hätte den Mund gehalten und wäre zu Hause geblieben.
    Aber wenn wir sie nicht stellen, wird es für die, die in Südmark geblieben sind, nur eine andere Art Tod bedeuten.
Den ganzen Tag schon verfolgte ihn die Erinnerung an die bleichen Gesichter der Schattenwesen, diese toten und dennoch so schrecklichen Augen. Er hatte nichts gegessen, Er konnte sich nicht vorstellen, seinem Magen je wieder irgend etwas anderes zuzumuten als Wasser.
    »Sind unsere Kundschafter schnell genug, um vor ihnen in der Stadt zu sein?« fragte Fiddicks. »Wenn Brones Festungstruppen rechtzeitig ausrücken, haben wir den Feind zwischen Hammer und Amboß.«
    »Die Kundschafter könnten es schaffen, aber wir sollten uns nicht darauf verlassen«, sagte Graf Tyne. »Wir haben doch Tauben? Wir werden ihnen die Botschaft auf diesem Weg schicken. Ein Vogel ist schneller als ein Mensch, erst recht, wenn dieser Mensch auf einem müden Pferd sitzt.«
    Ferras Vansen räusperte sich. Seltsamerweise sah er Barrick an, um die Erlaubnis zum Sprechen zu erhalten. Bei aller Erschöpfung und allen Schmerzen belustigte es Barrick doch, daß die Welt der Titel und Privilegien nach dem Debakel des heutigen Morgens noch immer existierte. Er nickte.
    »Ich wollte nur ...«, hob Vansen an. »Verzeihung, aber mir scheint, wir können nicht warten.«
    Tyne knurrte ärgerlich. »Ihr bringt ja die Götter selbst zum Heulen, Mann, wenn Ihr immer so lange braucht, um zu sagen, was Ihr denkt. Was meint Ihr?«
    »Wenn wir in diesem Tempo weiterziehen, werden wir sie nicht überholen. Sie sind überwiegend zu Fuß, genau wie wir, aber ihre Truppen scheinen sehr schnell. Wenn sie die Nacht durchmarschieren, stehen sie morgen früh vor Südmarkstadt.«
    »Gut«, sagte Rorick. Er hatte im Kampf nur ein paar Schrammen abbekommen — Barrick war aufgefallen, daß er nicht unter den vordersten war, wenn es galt, sich ins Getümmel zu werfen stellte jedoch seine Verbände stolz zur Schau. »Dann sitzen sie zwischen uns und der Bucht in der Falle. Elben mögen kein Wasser, das weiß doch jeder. Wenn Brone dann ausrückt, hauen wir sie in Stücke.«
    Vansen schüttelte den Kopf. »Ich bitte um Verzeihung, Herr, aber mich beängstigt diese Vorstellung. Ich bin der Meinung, wir müssen sie im Vorland stellen, noch vor der Stadt.«
    Die anderen Edelleute lachten und schnaubten höhnisch, und einige schalten Vansen sogar leise einen Narren, aber er überhörte es. Selbst Tyne Aldritch schien verärgert und wandte sich ab, um seinen Knappen nach Wein zu schicken. Barrick sah, wie Fußsoldaten die Tatsache, daß die Heerführer auf dem Hügel debattierten, dazu nutzten, sich einen Moment hinzusetzen oder gar hinzulegen, und ihm wurde klar, daß die Männer den ganzen Tag im Panzerkleid und mit ihren Waffen marschiert waren. Sie waren mit Sicherheit genauso zerschunden und demoralisiert wie er, aber mindestens doppelt so müde.
    »Erklärt uns, was Ihr meint, Hauptmann Vansen«, sagte Barrick laut. »Warum sollten wir nicht warten und sie dann gemeinsam mit Brones Truppen in die Zange nehmen?«
    Vansen nickte ihm zu wie ein Lehrer einem gescheiten Schüler, und Barrick bereute bereits, daß er für ihn Partei ergriffen hatte. »Weil da zu viele Unbekannte im Spiel sind«, sagte der Gardehauptmann. »Was ist, wenn unsere Botschaft den Konnetabel nicht erreicht?«
    »Dann wird er von selbst ausrücken, wenn er das Kampfgetümmel

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