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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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sieht«, sagte Rorick. »Das ist doch lächerliche Schwarzmalerei. Reine Zeitvergeudung. Was macht dieser Mann überhaupt hier?«
    »Er ist hier, weil er bis heute der einzige von uns war, der den Feind schon einmal gesehen hatte«, sagte Tyne; seine Gereiztheit bezog sich offensichtlich nicht nur auf Vansen, »Und während das nicht jeder hier von sich behaupten kann, hat er sich heute morgen tapfer geschlagen.«
    Rorick wurde rot und überspielte es, indem er seinerseits einen Knappen nach Wein schickte.
    »Sagt einfach, was Ihr denkt, Hauptmann.« Barrick wunderte sich, daß er plötzlich Vansens Beschützer geworden war.
    »Erstens passieren, wie wir erlebt haben, im Umfeld der Zwielichtler seltsame Dinge. Findet eine Taube den Weg durch diese Nebelsuppe oder darum herum? Möglich. Wird Brone sehen können, was geschieht, wenn der Nebel vollends hinunterzieht und Küste und Stadt bedeckt — wird er erkennen, daß wir nur eine halbe Meile weiter um unser Leben kämpfen? Es scheint selbstverständlich, aber glaubt mir, in diesem Schatten ist nichts, wie es sein müßte, das habe ich selbst schmerzlich erfahren. Ihr habt ja inzwischen auch alle eine Kostprobe erhalten.
    Aber vor allem — was passiert, wenn der Feind Südmarkstadt erreicht? Wird er sich uns auf freiem Gelände stellen? Oder wird er vielmehr in den Straßen und Gassen verschwinden, in den Kellern und verlassenen Häusern? Wie sollen wir ihn dann bekämpfen? Wir werden verwirrt sein — Ihr erinnert Euch an diesen Wald auf dem Hügel, wo wir es nur mit einem Zehntel unserer eigenen Truppenstärke zu tun hatten? Wollt Ihr, daß sie noch tausend Verstecke mehr finden? Das wird so sein, als hätte sich ihre Zahl verzehnfacht.«
    »Aber die Stadt ist doch so gut wie leer«, sagte einer der Edelleute verblüfft. »Die Bewohner sind auf die Burg oder nach Süden geflüchtet.«
    »Was ändert das?« fragte Vansen.
    »Wenn sie sich in der Stadt verkriechen«, sagte Rorick verächtlich, »dann stecken wir eben die Stadt in Brand. Wir räuchern sie aus. Welch besseres Mittel gäbe es, sich solcher Kreaturen zu entledigen?«
    »Verzeiht, Herr«, sagte Vansen, obwohl er nicht so aussah, als heischte er wirklich Verzeihung, »aber so kann nur ein Mann reden, der mehrere Burgen besitzt. Tausende von Menschen sind dort zu Hause! Und die Stadt und ihre Äcker und Weiden halten Südmark am Leben.«
    »ich lasse mich nicht länger von diesem Bauern beleidigen«, sagte Rorick und fingerte an seinem Schwertgriff herum. »Er gehört bestraft.«
    »Ihr habt das Recht, ihn zum Zweikampf zu fordern, Longarren«, erklärte Tyne, »aber ich bestrafe keinen Mann dafür, daß er so spricht, wie Vansen es getan hat.«
    Rorick blickte von Tyne Aldritch zu Vansen. Er schien doch nicht so erpicht darauf, sein Schwert zu ziehen. Schließlich ruckte er am Zügel, wendete sein Pferd und ritt den Hügel hinunter. Sein Knappe, der gerade mit dem Wein zurückgekehrt war, eilte hinter ihm her.
    »Fahrt fort, Hauptmann«, sagte Tyne.
    »Danke, ihr Herren.« Vansen sah Barrick an; seine Miene war grimmig. »Ganz gleich, wie mein Grundherr, Graf Rorick, die Lage beurteilen mag, Hoheit, vergeßt nicht, daß die Zwielichtler allem Anschein nach mindestens so viele sind wie wir. Und selbst wenn wir viele Männer im Kampf Mann gegen Mann opfern und Feuer an die stolzeste Stadt der Markenlande legen, was macht uns glauben, daß wir diese ungehindert niederbrennen könnten? Nachdem ich zweimal auf diesen Feind getroffen bin, scheint es mir Tollheit, ihn für so unbedarft zu halten. Diese Wesen planen! Sie haben Geduld! Und wir wissen noch längst nicht, was sie alles vermögen.«
    »Was also schlagt Ihr vor?« Barrick wollte es plötzlich gar nicht mehr hören. Es war bestimmt nichts Angenehmes, nichts, was auf ein Feuer und eine Mahlzeit hinauslief und auf Schlaf, der die Schmerzen in seinem Arm lindern würde. »Nur zu, Vansen, sprecht. Und der Fluch der Götter möge uns alle treffen, weil wir so dumm waren, uns überhaupt in diese Lage zu bringen.«
    Einige Edelleute machten erschrocken das Zeichen gegen das Böse.
    »Sprecht nicht so, Hoheit«, sagte der Graf von Wildeklyff stirnrunzelnd. »Beschwört nicht den Zorn der Götter auf uns herab. Das sage ich selbst Euch, und wenn es mich den Kopf kostet.«
    »Nein, Tyne, es war unrecht von mir. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Ich bin nicht derjenige, bei dem Ihr Euch entschuldigen solltet, mein Prinz.«
    »Keine Sorge, Ihr seid auch nicht

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