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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mannes.
    »Dürfen wir Euch etwas anbieten, Magister?« fragte Opalia. »Bier? Etwas Blauwurztee?« Sie war aufgeregt und beunruhigt und suchte Cherts Blick, aber er ließ sich nicht ablenken.
    »Gern einen Tee, gute Frau, danke.«
    Flint saß mucksmäuschenstill neben Opalias Schemel auf dem Boden und musterte den Ankömmling wie eine Katze einen fremden Hund. Chert wußte, er sollte warten, bis der Tee serviert war, aber seine Neugier war zu groß. »Ist Eure Familie wohlauf?«
    Zinnober schnaubte. »Unersättlich wie Spitzmäuse, aber das ist ja nichts Neues. Mir scheint, Ihr habt selbst Zuwachs bekommen?«
    »Sein Name ist Flint.« Chert war sich sicher, daß das der Zweck des Besuchs war. »Er ist ein Großwüchsiger«
    »Ja, das sehe ich. Und ich habe natürlich auch schon viel über ihn gehört — er ist ja Stadtgespräch.«
    »Ist etwas dagegen einzuwenden, daß er vorerst bei uns bleibt? Er erinnert sich nicht, wie er wirklich heißt oder wer seine Eltern sind.«
    Opalia kam eilfertig herein, mit ihrer besten Teekanne und drei Bechern auf einem Tablett. Ihr Lächeln war etwas zu strahlend, als sie dem Magister zuerst eingoß. Chert merkte, daß sie Angst hatte.
    Febriß und Firstenbruch, hängt sie schon so an dem Jungen?
    Zinnober blies auf den Becher in seinen großen Händen. »Solange er keine Gesetze der Funderlingsstadt bricht, könnt Ihr von mir aus einen Dachs bei Euch aufnehmen.« Er richtete die wachen Augen auf Opalia. »Aber die Leute reden, und sie tun sich mit allem Neuen schwer. Allerdings dürfte es wohl zu spät sein, um dieses Geheimnis schonender zu enthüllen.«
    »Es ist kein Geheimnis«, sagte Opalia ein wenig scharf.
    »Offensichtlich nicht.« Zinnober seufzte. »Das ist Eure Sache. Deshalb bin ich nicht hier.«
    Jetzt war Chert verdutzt. Er beobachtete, wie Zinnober an seinem Tee schnupperte. Der Mann war nicht nur das Oberhaupt seiner Familie, sondern auch einer der mächtigsten Männer der Steinhauerzunft. Chert konnte nur Geduld haben.
    »Der ist fein, Frau Meisterin«, sagte Zinnober schließlich. »Meine Frau kocht die Wurzeln immer wieder auf, bis man ebensogut Regenwasser trinken könnte.« Er sah von ihrem gespannten, ängstlichen Gesicht zu Chert und lächelte. Dabei zersprang sein Gesicht in lauter winzige Fältchen, so wie Schiefer unter einem Hammerschlag zersprang. »Ah, ich quäle Euch, aber das ist nicht meine Absicht. Es steckt nichts Böses hinter meinem Besuch, das verspreche ich Euch. Ich brauche Eure Hilfe, Chert.«
    »Meine Hilfe?«
    »Ja. Wie Ihr wißt, graben wir derzeit im Felsfundament der Hauptburg. Schwierige Sache. Die Königsfamilie möchte die Grabgewölbe erweitern und verschiedene Burggebäude durch unterirdische Gänge verbinden.«
    »Natürlich habe ich davon gehört. Die Aufsicht hat doch der alte Hornblende? Ein guter Mann.«
    »Er hatte sie. Hat sie niedergelegt. Wegen seines Rückens, sagt er, aber da habe ich meine Zweifel, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist.« Zinnober nickte langsam. »Deshalb brauche ich Eure Hilfe, Chert.«
    Chert schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber ...?«
    »Ich möchte, daß Ihr die Arbeiten leitet. Es ist eine heikle Sache — unter der Burg zu graben. Mehr brauche ich ja wohl nicht zu sagen? Ich habe gehört, die Männer mucken auf, was vielleicht auch ein Grund ist, weshalb der alte Hornblende nicht mehr wollte.«
    Chert war verblüfft. Es gab mindestens ein Dutzend Funderlinge, die von ihrer Erfahrung her Hornblendes Platz einnehmen konnten und alle älter oder wichtiger waren als er — darunter auch einer seiner Brüder. »Warum ich?«
    »Weil Ihr ein vernünftiger Mann seid. Weil ich jemanden brauche, dem ich diese Aufgabe guten Gewissens anvertrauen kann. Ihr habt doch schon für die Großwüchsigen gearbeitet und Eure Sache gut gemacht.« Er sah kurz zu Opalia hinüber, die ihren Tee bereits ausgetrunken hatte und wieder an dem Jungen herummaß, wenn Chert auch klar war, daß sie jedes Wort verfolgte. »Wir können es später genauer besprechen, wenn Ihr mir nur sagt, daß Ihr es macht.«
    Wie hätte er nein sagen können? »Natürlich, Magister. Es ist mir eine Ehre.«
    »Gut. Sehr gut.« Zinnober erhob sich, nicht ohne ein leises Ächzen. »Hier, gebt mir die Hand drauf. Kommt morgen zu mir, dann bekommt Ihr die Pläne und die Liste der Männer. Ach ja, und danke für Eure Gastlichkeit, gute Opalia.«
    Jetzt war ihr Lächeln echt. »Es war uns ein Vergnügen, Magister.«
    Er ging noch nicht, sondern trat

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