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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wie genau ist sie an die Smartphones gekommen? Die lagen doch bestimmt nicht offen rum.«
    »Sie hat gesagt, dass sie einfach gesucht hat. Vor allem nach Dingen, die im Sand versteckt waren, an den Rändern der Betonplatte im Innern der Häuser. Sie hat beide Häuser gefilzt und ist beide Male fündig geworden. Sie hat zugegeben, dass sie die beiden Telefone mitgenommen und alles eingesteckt hat, was ihr sonst noch in die Finger kam. Am Tag danach ist sie dann auf den Markt gegangen, um die Smartphones anzubieten. Die Alte sagt, dass sie aus beiden Häusern auch noch alles an Essbarem mitgenommen hat, was da war. Sie musste einfach klauen, weil sie einen Haushalt ohne Mann hat, es gibt keine Verwandten, auf die sie sich verlassen kann. Also hat sie alles an Kleidung, Decken und Teppichen mitgehen lassen, was in den Häusern herumlag. Sie hat sogar jede Menge Haushaltskerzen abgeräumt und den kleinen Gasbehälter zum Kochen. Erst dann kam die Polizei und hat zwei Tote in zwei ausgeräumten Häuschen gefunden. Und wie das hier so ist: Sie sind dem nicht nachgegangen. Zwei Leichen in zwei leeren Häusern.«
    »Was soll ich jetzt sagen?«, fragte Esser. »Ich frage dich mal ganz direkt: Glaubst du diese Geschichte?«
    »Es gibt keine andere«, sagte Kah. »Ich glaube sie.«

SIEBZEHNTES KAPITEL
    »Wir müssen entscheiden«, sagte Esser.
    »Müssen wir.« Sowinski nickte.
    »Erstens: Hat diese Frau eintausend Kilogramm C4 nach Deutschland gebracht? Zweitens: Hat diese Frau mindestens vier Männer umgebracht? Ist sie also eine Massenmörderin?«
    »Wie würde Krause entscheiden?«
    »Zufällig höre ich euch zu«, kam Goldhändchen etwas quäkend aus einem Lautsprecher. »Er würde sagen: Ja, das wollen wir recherchieren. Kasumo rief eben an. Kann ich das Ergebnis mitteilen?«
    »Ja, kannst du«, sagte Esser.
    »Es steht außer Zweifel, sagt er, dass Li Nam in Seoul von einer Frau getötet wurde. Die Frau wird mit einer Körpergröße von ungefähr eins siebzig beschrieben, kurzes, schwarzes Haar, schlank, durchtrainiert, kaum geschminkt, geradezu unnatürlich schweigsam. Nach meiner Auffassung ist sie genau so, wie Dehner sie in seinem Memo aus Tirana beschrieben hat. Schweigsam und gefährlich. Jetzt kommt aber noch eine mexikanische Variante dazu. Es geht um eine Kokainstrecke, die in Venezuela beginnt und von mexikanischen Dealern eingerichtet wurde. Da werden die Drogen mit sogenannten Speedbooten auf das offene Meer hinausgefahren und dann an große Schiffe weitergegeben. Diese großen Schiffe sind Bananendampfer, die Richtung Europa ziehen, bis an die Decke voll mit Bananen und Südfrüchten, die sie gekühlt in holländische und deutsche Hafenstädte transportieren.«
    »Moment, Moment«, unterbrach Sowinski. »Ich hätte gern, dass du erst einmal die südkoreanische Variante erzählst. Wie ist die Frau überhaupt an diesen Li Nam herangekommen? Ich meine, der wird als mächtiger Mann in Seoul geschildert. Wie also kommt diese europäische Frau in dessen Bett?«
    »Kasumo sagt, dass Li Nam ein sehr harter Gangster war, an den selbst die Polizei sich nicht herantraute, weil er wichtige Polizeioffiziere auf seiner Seite hatte. Li Nam war auch eine Größe im Nachtleben, er besaß mehrere Bars und Puffs. Er hatte natürlich Lieblingsplätze, an denen er jede Nacht auftauchte. Da entspannte er sich. In einer Septembernacht 2010 war er in einer solchen Lieblingsbar. Dort sah er diese europäische Frau. Sie nannte sich Kiri, und sie war eine aufregende Schönheit. Li Nam ließ sie zu sich kommen und sprach mit ihr. Dann nahm er sie mit in sein Haus. Li Nam war einer der bestbewachten Menschen in Seoul. Er hatte ein Haus an der Küste, abgeschirmt durch zwei Häuser zur Straße hin. In seinem Haus war er allein, ohne Familie. Es waren noch nie Probleme aufgetreten. Was sollte also passieren? Am nächsten Morgen geht dann einer der Sicherheitsleute in Li Nams Haus und findet den Boss in seinem Bett. Tot, stranguliert mit einer Gitarrensaite. Dieser Mord gilt noch heute als einer der am gründlichsten untersuchten in der Stadt, weil Li Nam überaus einflussreich war. Die Fahndung nach der Frau lief international, brachte aber keine Erkenntnisse. Bis heute ist vollkommen rätselhaft, wie die Frau aus Li Nams Haus flüchten konnte. Li Nam wollte den Kokainhandel unter seine Kontrolle bringen. Alle, auch die Polizei, waren der festen Überzeugung, dass ihm das auch gelingen würde. Dann war er tot, und der Markt fiel an zwei

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