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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Lächeln.
    »Nein«, antwortete Probst knapp. Er war ein schmaler, mittelgroßer Mann mit einem grauen Teint und hellen Augen. Seine Hände waren die eines Arbeiters, und sein Gesicht zeigte einen Tick: Das linke Augenlid flatterte zuweilen unkontrolliert.
    »Frau Wagner hat uns berichtet, dass Sie der wichtigste Freund in den Jugendjahren ihrer Tochter waren«, sagte Svenja. »Wie war das damals?«
    »Waren wilde Zeiten. Aber wieso fragen Sie das? Ist irgendwas los mit Madeleine?«
    »Nein, nein«, antwortete Müller. »Sie hat auf einer Bank ziemlich viel Geld liegen, hat sich aber nicht mehr darum gekümmert. Wir wissen zwar, dass sie im Ausland lebt, aber nicht, wo. Also müssen wir Erkundigungen einziehen.«
    »Ich habe kein Geld von ihr gekriegt«, sagte Probst und lachte. »Wie viel ist es denn?«
    »Ziemlich viel.« Svenja lächelte ihn an. »Wir dürfen keine Auskunft darüber geben, das verstehen Sie doch sicherlich. Wenn Sie an die alten Zeiten denken, woran denken Sie dabei besonders?«
    »Daran, wie Madeleine sie alle verladen hat. Sie hat getrickst, dass es wehtat, und meistens ist sie damit durchgekommen.«
    »Wie sahen die Tricksereien denn aus?«, fragte Svenja weiter.
    »Das fing schon in der Schule an. Sie hat den Lehrern ständig was vom Pferd erzählt, und die haben es geglaubt. Und später wurde es immer schlimmer. Manchmal hat sie auch für Geld die Beine breit gemacht. Da war sie streng genommen noch ein Kind.« Er sah zum Fenster und schüttelte den Kopf, als könne er es immer noch nicht begreifen. »Also, ich weiß sicher, dass sie mit zwei Lehrern geschlafen hat. Und das nur wegen einer Wette. In unserer Clique.«
    »Wie lief das ab?«, fragte Müller.
    »Na ja, sie hat mit uns gewettet, dass sie das schafft. Und sie hat gesagt: Wenn ihr wollt, könnt ihr es ja beobachten! Und das haben wir auch getan, fünf Mark mussten wir dafür zahlen. Das war viel damals. Sie machte es mit den Lehrern in einer Scheune, und wir haben zugesehen.«
    »Schlief sie gern mit Männern?«, fragte Svenja.
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete er. »Das ist ja das Komische. Sie war irgendwie eiskalt dabei. Sie sagte immer: Das ist einfach, weil die Kerle immer geil sind. Ich habe sie mal gefragt, ob sie dabei einen Orgasmus hat. Da hat sie gelacht und gesagt: Nie! Wozu denn das?«
    »Aber Sie selbst haben doch sicher auch mit ihr geschlafen, oder?«, fragte Svenja.
    »Ja, das habe ich. Wir waren ja fast noch Kinder, und Sex war irgendwie geheimnisvoll. Also, für mich zumindest. Aber mit ihr, das war nichts, weil ich ja wusste, was sie so treibt. Und das war dann irgendwie – so ohne Gefühl. Also, sie war schon eine sehr harte Nummer.«
    »Sie hat also Sex eher wie eine Ware gesehen?«, fragte Svenja.
    »Aber ja!« Er nickte. »Kann ich rauchen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Müller. »Es ist schließlich Ihre Wohnung. Ich frage mich, wo sie so abhing, wenn sie morgens aus dem Haus ging, als wolle sie zu ihrer Lehrstelle. Wo war sie da?«
    »In Meiers Scheune«, antwortete Probst mit einem Grinsen. »Damals hatte Meier noch Milchwirtschaft, und sein Heu schaffte er in die Scheune. Und da haben wir uns eine Art Butze gemacht, so eine Höhle im Heu. Wir haben das mit ein paar Brettern seitlich und von oben abgestützt. Da drin waren wir dann. Einmal haben wir eine Kerze brennen lassen und die ganze Scheune abgefackelt. Das war Kiri.«
    »Kiri?«, fragte Svenja.
    »Ja, damals wollte sie, dass wir sie Kiri nennen. Also nannten wir sie so.«
    »Die Scheune brannte also ab. Kam dann nicht die Polizei mit Fragen?«
    »Nein, in der Richtung ist nichts passiert. Sie haben dann die Scheune wieder aufgebaut, die Versicherung zahlte das. Und wir waren wieder drin.«
    »Was, um Gottes willen, treibt ein junges Mädchen den ganzen Tag in einer Scheune?«, fragte Svenja.
    »Sie hatte Haschisch, sie hatte immer Stoff. Sie lag da und qualmte. Ich habe gesagt, das kannst du nicht machen, du bläst dir das ganze Gehirn raus. Aber sie hat nur gelacht. Es war aber so, dass sie für Stunden total stoned war und man kein Wort mit ihr reden konnte. Sie kicherte nur noch albern rum. Und danach wollte sie immer Speed. Und irgendwie kriegte sie das auch.«
    Svenja sagte: »Es war wohl ziemlich schwer, ihr Freund zu sein?«
    »Ja, klar. Meine Eltern haben mir die Hölle heißgemacht. Mein Vater redet nicht viel, aber damals hat er gesagt: Du musst diese Nutte abschaffen, sonst gehst du unter!«
    »Aber Sie haben nicht auf ihn

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