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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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voller Bohrköpfe direkt nach Tripolis. Gut geplant, schnell durchgezogen, Agentin vor Ort, alles in Butter.« Krause gestattete sich ein boshaftes Lächeln. Dann setzte er schroff hinzu: »Ihr hättet sie nach Tripolis schicken müssen, sofort, ohne zu zögern.«
    Esser sagte: »Mir scheint, dass …«
    Sowinski brauste auf: »Die Frau wird die Stadt in Schutt und Asche legen, sie flippt aus, wenn ihrem Müller was passiert.«
    »Das ist eine sehr theoretische Beurteilung. Ich empfehle den uralten Satz unserer keltischen Vorfahren: If you can’t beat them, join them. Ihr seid zwei ganz traurige Figuren. Wie können wir sie jetzt erreichen?«
    »Gar nicht«, sagte Esser. »Sie benutzt wahrscheinlich ein Handy, das wir nicht kennen.«
    Krauses Frau Wally stand plötzlich in der Tür zur Küche und fragte giftig: »Mögen die Herren zur Auflockerung der Arbeit und Stärkung vielleicht einen Kaffee oder sonst irgendetwas? Gebäck zum Knabbern, vielleicht ein Puddingteilchen?«
    »Meine liebe Wally«, schnurrte Esser, »sei mir gegrüßt. Ich hätte gern einen Kaffee.«
    »Ich ein Wasser«, sagte Sowinski kleinlaut.
    Es war seit Jahren so etwas wie eine permanente Panne, es war etwas, dessen sie sich schämten. Sie hatten in frühen Jahren zuweilen Silvester gemeinsam gefeiert, oder Ostern oder den ersten Weihnachtsfeiertag. Sie hatten selbstverständlich ihre Frauen dazugeholt. Die hatten verschiedene Salate gemacht, Snacks, erlesene Desserts. Aber richtige Partys in Ausgelassenheit waren es nie geworden. Wenn die Männer irgendwelche Erinnerungen ausgekramt hatten, konnten die Frauen nicht mitreden. Und wenn die Frauen böse Bemerkungen der Alice Schwarzer zitiert hatten, waren die Blicke der Männer irritiert gewesen. Ein einsamer Höhepunkt war eine Zusammenkunft in Krauses Haus gewesen, bei der er und Esser betrunken in Wallys kleinem Goldfischteich gesessen hatten, um über irgendwelche Dinge zu diskutieren, von denen die Frauen nichts wussten. Sie hatten es aufgegeben zu feiern, und sie hatten alle das Gefühl, gescheitert zu sein. Dieser Beruf vertrug nicht einmal einen Hauch von privatem Leben.
    »Und was willst du?«, fragte Wally ihren Mann schroff.
    Krause hatte sich geduckt, als stehe er in einem Schützengraben. »Vielleicht ein Puddingteilchen.« Und dann, als habe er etwas nicht verstanden: »Wieso eigentlich gerade Puddingteilchen?«
    »Weil mir deine Sekretärin schon vor fünf Jahren mitgeteilt hat, dass du das ab und zu gerne zu dir nimmst«, entgegnete sie hoheitsvoll. »Diese Dinger sind höchst ungesund, wie ich bemerken möchte. Aber es könnten auch halbe Brötchen mit Wurst und Schinken und Käse sein, sogar mit Erdbeermarmelade.«
    »Erdbeermarmelade!«, seufzte Esser hingerissen.
    »Liebe Wally«, sagte Krause, »die Situation ist uns mehr als peinlich, aber wir stecken in einer Krise.«
    »Ja, ja, ich weiß«, antwortete sie trocken, ohne eine Miene zu verziehen. »Mein Wohnzimmer wurde systematisch zerstört, und ihr habt ein U-Boot im Amt.«
    »Eben das!«, sagte Sowinski. »Was würdest du denn tun?«
    »Ich würde eisern den Mund halten und abwarten, was dem U-Boot alles einfällt. Die Jungens müssen doch mal an Land. Irgendwann muss das Ding doch auftauchen, oder?« Dann drehte sie sich um und verschwand in der Küche.
    »Sie hat recht«, bestätigte Esser.
    »Und wo wird unsere Svenja auftauchen?«, fragte Krause.
    »Erst einmal im Hotel, in dem Müller wohnt. Dann in der Villa von Quelle Sechs.«
    »Unter welcher Legende reist sie?«
    »Shannon Ota, irisch. Ihre Fluchtpapiere«, antwortete Sowinski.
    »Dann sagt Dehner Bescheid. Wo ist er jetzt?«
    »Er muss bald landen, in etwa einer halben Stunde«, sagte Sowinski.
    »Ruf das Hotel an. Sie sollen eine Nachricht in Dehners Fach und in Müllers Fach legen. Sofort hier melden. Frag nach, ob Svenja schon dort ist, ob sie ein Zimmer belegt hat. Lass sie notfalls ausrufen, das müssen wir riskieren. Haben wir gute Kollegen dort?«
    »Moshe Jugo vom Mossad ist dort«, sagte Sowinski.
    »Kann er notfalls helfen?«
    »Ich werde ihn darum bitten. Und was machen wir jetzt? Ich meine, schicken wir Quelle Sechs eine Maschine oder nicht?« Sowinski knetete verzweifelt seine Hände, was darauf hinwies, dass er zugleich wütend und hilflos war.
    Krause nickte. »Wir schicken ihm eine, das müssen wir selbstverständlich tun. Aber erst, wenn Svenja wieder aufgetaucht ist und nicht in einem Krieg steckt. Der Flieger steht nicht eher bereit, bis wir

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