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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wissen, welcher Pilot fliegen wird, und bis wir genau wissen, wer in Beirut bereit ist, Quelle Sechs aufzunehmen. Und dann, meine Freunde, habe ich eine sehr exquisite Meldung: Der SPIEGEL fragt an, ob es stimmt, dass der BND in Richtung Bundeskanzleramt wegen einer alten Geschichte ermittelt. Bisher habe ich nur geantwortet, dass wir im Inland niemals ermitteln, überhaupt nirgendwo ermitteln, gegen das Kanzleramt erst recht nicht. Aber wir sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie handfeste Gründe haben, uns zu fragen. Mit anderen Worten: Sie müssen etwas von Schlauf und seiner Geschichte erfahren haben.«
    »Scheiße«, knurrte Esser, wobei die Benutzung dieses Ausdrucks für ihn ganz außergewöhnlich war. »Wenn ich das richtig sehe, haben wir den besten Agenten verloren, der mit Abstand beste weibliche Agent ist ohne Auftrag in Tripolis verschwunden, die Tarnung des sehr wichtigen Informanten Arthur Schlauf ist aufgeflogen. Wir werden erpresst, eine Maschine nach Tripolis zu schicken, um Müller zu retten, und ganz nebenbei weiß ein Unbekannter so viel über unser Innenleben, dass wir unruhig werden sollten. Jetzt fragt der SPIEGEL in gleicher Sache an, und wir haben keine Ahnung, was der weiß. Könnte man das so zusammenfassen?«
    »Deine Analyse ist wie immer brillant«, murmelte Sowinski.
    »Wie hat denn der Präsident reagiert, um einmal nach etwas zu fragen, was wir vielleicht wissen könnten?«, fragte Esser.
    »Er hat den Erbsenzähler zu sich zitiert, moderat zur Schnecke gemacht und ihn darauf hingewiesen, dass er sich in Operationsdinge nicht einzumischen habe. Dann hat er ihn vorläufig, bei vollen Bezügen, nach Hause geschickt. Er hat ihm eine Frist gesetzt: Zwei Tage hat er Zeit, den Hintergrund darzustellen und seine Quellen preiszugeben. Schriftlich«, erklärte Krause. »Drei Psychologen aus dem Haus werden ihn befragen. Noch läuft das Ganze ohne Wissen der Politik. Und wenn die Wind davon kriegen, haben wir ganz schlechte Karten, weil dann auch Leute den Mund aufmachen, die gar nichts wissen. Aber das alles hilft uns jetzt nicht weiter.«
    »Was, zum Teufel, hilft uns denn weiter?«, fragte Sowinski genervt.
    Aus irgendeinem der Lautsprecher drang quäkend Goldhändchens Stimme. »Ich habe das Letzte zufällig mitgehört. Ich habe die Nummer des neuen Handys von Svenja. Es ist ein Uralthandy von Nokia, eines aus den Zeiten, als man das Schicken von SMS noch für den absoluten Hype hielt.«
    »Wie machst du so etwas?«, fragte Esser erstaunt.
    »Ich denke mit«, antwortete Goldhändchen heiter. »Soll ich sie anrufen?«
    »Ja, bitte«, sagte Krause. »Sie soll sich augenblicklich auf die Socken machen und nach Berlin zurückkehren. Dann tun wir so, als sei nichts geschehen. Das ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin ein Stück von der Schale.«
    »Kannst du das Handy denn orten?«, fragte Sowinski.
    »Leider nicht«, sagte Goldhändchen. »Die Technik ist so alt, dass da nichts funktioniert. Wenn es aus ist, ist es aus.«
    »Wie tröstlich«, seufzte Krause. »Nun ja, meine Lieben. Dann sollten wir vielleicht etwas in die Welt setzen, das uns helfen kann.« Er lächelte sie an, und sie begannen Hoffnung zu schöpfen.
    »Irgendetwas Bombastisches!«, setzte er hinzu.
    »Eine Nummer kleiner würde schon reichen«, kommentierte Esser ironisch.
    »Wir orientieren uns an dem, was meine Frau gesagt hat«, sagte Krause leise. »Wir erfinden irgendetwas, das sie zum Auftauchen zwingt.« Dann starrte er auf seine Schuhe hinunter und knurrte leise: »Ich mache mir ernstlich Sorgen um Müller.«
    »Es ist nicht gut, dass du als Frau allein da reingehst«, sagte der junge Mann hinter dem Steuer. Es klang quengelig.
    »Ich kann so was aber, ich habe das gelernt«, sagte Svenja auf der Rückbank. Sich in diesem engen Uraltauto umzuziehen war ziemlich schwierig. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas mache.«
    »Aber du weißt nicht, was für Schweine das sind. Miriam hat auch gesagt, sie liebt die Rebellen, hat sich ein großes Küchenmesser genommen und ist weg. Und dann haben sie sie gebracht. Sie war tot.«
    »Wer war Miriam?«
    »Meine Schwester.«
    »Ich habe jetzt einfach keine Zeit für solche Überlegungen«, erklärte sie heftig. »Ich muss den Mann finden.« Sie streifte die dunkelblaue Weste über das blaue Kapuzenshirt, den breiten Gurt mit der Waffe trug sie jetzt auf der Haut.
    »Was ist, wenn er schon tot ist?«
    »Ich habe auch keine Zeit, das mit dir zu

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