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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nirgendwo eine Lampe, nur abgerissene Kabel. Nur diese beiden Räume hatten Strom.
    In der Ecke des Raumes stand auf dem Boden ein großer Pappkarton mit Weinflaschen, die meisten voll. MAROC , las sie wieder. Da stimmte irgendetwas nicht. Aber was?
    Sie machte eine Pause, schloss die Augen und horchte.
    Aus einem der großen Fenster im Obergeschoss hatte sie einen großen Pool auf der Rückseite des Hauses gesehen, voll Wasser. Wenn sie jetzt vor dem Sicherungskasten stand, dann war es nur logisch, dass irgendwelche verborgenen Räume nur in dem Bereich hinter dem Sicherungskasten liegen konnten. Nach der Lage des Gebäudes war das identisch mit dem großen Bereich des Parks vor dem Haus. Falls es solche Räume gab.
    Sie stellte sich vor den Sicherungskasten und versuchte, ihn zu bewegen. Er glitt schon bei sanftem Druck leicht und geräuschlos zurück, und sie sah auf dem Betonboden im Halbdämmer dahinter einen großen Teppich liegen.
    Sie war erleichtert, stieg durch die Öffnung und beschleunigte wieder ihr Tempo.
    Sie brauchte eine Taschenlampe. Ein schmaler, dunkler Gang, überall Teppiche.
    Das war klar, sie mussten leise leben in diesem Versteck.
    Dann war vor ihr Licht in schmalen Streifen oben an der Decke und unten am Fußboden. Ein Teppich hing davor.
    Vorsichtig schob sie den Teppich ein Stück beiseite. Ein heller, großer Raum, sicher fünfzig oder mehr Quadratmeter, eine Teppichwelt. Und es war nicht zu erkennen, ob es weitere Räume gab. Wenn es sie gab, dann lagen sie hinter den hängenden Teppichen verborgen.
    Sie hatte jetzt mehr Unsicherheiten als Fakten, sie wusste nichts über die Ausmaße dieser Anlage. Wusste nicht, ob sich dort Menschen verbargen, und wenn ja, was diese Menschen wollten.
    Anweisung der Trainer: »Queren Sie niemals einen unbekannten großen Raum, nehmen Sie niemals eine Diagonale durch solch einen Raum, halten Sie sich grundsätzlich eng an die Wände. Halten Sie sich so niedrig wie möglich. Bewegen Sie sich mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit, und denken Sie daran, dass es keinerlei Deckung gibt.«
    Sie bewegte sich schnell an der rechten Teppichwand entlang, dann entdeckte sie vor sich die Liege mit dem weißen Laken und breite rote Gurte.
    Sie blieb stehen.
    Da lagen weiße Wattetupfer auf dem Teppich am Boden, ein Teil der Tupfer zeigte tiefbraune Flecken, Blut. Auf dem Laken war auch Blut.
    »Was haben sie dir angetan, Liebling?«, hauchte sie.
    Dann sah sie die Uhr auf dem Laken, die Breitling, von der Müller mal gesagt hatte: »Irgendetwas an mir sollte doch von Wert sein.«
    Sie nahm die Uhr und streifte sie sich über das linke Handgelenk. Dann ging sie weiter und schob jeden Teppich leicht beiseite. Auf der Seite mit der Liege gab es keine verborgene Tür.
    Müllers Uhr störte sie, sie konnte das linke Handgelenk nicht leicht genug bewegen. Sie nahm sie wieder ab und steckte sie in die Hosentasche ihrer Jeans.
    Sie schaute hoch zur Decke. Der Letzte macht das Licht aus!, dachte sie. Waren sie verschwunden, ohne das Licht zu löschen? War das nicht leichtfertig? Nein, warum leichtfertig, solange niemand von dieser Welt wusste?
    Der nächste Teppich verbarg eine Tür, weiß lackiert, Dutzendware. Sie drückte geräuschlos die Klinke herunter. Es war eine Küche. Mindestens vier hohe moderne Eisschränke aus gebürstetem Stahl, jede Menge Getränkekisten, am Boden ein Plastikkorb mit frischem Gemüse. Rechter Hand eine Arbeitsplatte, darauf Fleisch in Plastiktüten. Es roch muffig. Eine zweite Arbeitsplatte, vollkommen zugestellt mit gebrauchtem Geschirr.
    Das Licht brannte!
    Die nächste Tür war nur eine Teppichbahn entfernt.
    Svenja konnte auch diese Klinke geräuschlos niederdrücken, dann sagte eine männliche Stimme hinter ihr mit großem Erstaunen: »Eine Frau!«
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Lass deine Waffe auf den Boden fallen«, sagte der Mann krächzend und drückte ihr irgendetwas in den Rücken.
    Sie ließ ihre Waffe auf den Teppich fallen. »Aber du kannst mich nicht aufhalten.«
    Der Druck im Rücken ließ nach.
    Langsam drehte sie sich zu dem Mann um.
    Er war ein alter Mann, und er grinste sie fast verschwörerisch an. Er war in weiße Gewänder gekleidet, als sei es ein Festtag, sogar der Turban war weiß. Er hatte eine schwarz mattierte Glock in der rechten Hand, aber sie war gesichert.
    »Gehörst du zu dem, den wir schon haben?«, fragte er.
    »Ja.« Svenja nickte.
    Jemand rief laut: »O nein!«
    Der Taxijunge stand vor dem Teppich, der den

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