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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Scheibe herunter.
    »Kann ich das Bild mal sehen, das du da um den Hals hast?«, fragte er.
    »Das ist mein Chef«, sagte Svenja und hob die Fotografie an. »Wir nennen uns Doctor’s Team , das ist unsere Firma. Ich suche ihn.«
    »Ich habe ihn gefahren«, murmelte der junge Mann. »Gestern.« Er war scheu und verlegen.
    »Kannst du mir alles darüber erzählen und mir zeigen, wo ihr gewesen seid?«
    »Ja, sicher«, sagte der Junge. »Deswegen bin ich hinter euch hergefahren.«
    Svenja bezahlte ihren Fahrer und stieg aus. So viel Glück machte sie augenblicklich nervös.
    Sie setzte sich in den alten Toyota des Jungen und fragte: »Wann war das genau?«
    »Gestern. Einmal am Morgen, einmal am Nachmittag. Und ich habe ihm Klamotten gekauft. Und das hier ist von ihm.« Er hielt ihr einen Fünfzigdollarschein hin. Dann setzte er hinzu: »Ich habe zwei Stunden auf ihn gewartet, er kam nicht wieder. Ich denke, sie haben ihn.«
    »Wer hat ihn?«
    »Onkel Tobruk«, antwortete er.
    »Wer ist Onkel Tobruk?«
    »Wir nennen ihn so. Er ist ein General, ein Gaddafi-General, ein Schwein.«
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Du hast Angst, nicht wahr?«
    Er drehte den Kopf zu ihr und nickte ganz ruhig. »Ja, habe ich. Onkel Tobruk hat den Leuten, die er für die amerikanische CIA verhörte, Holzkeile unter die Fingernägel getrieben und dann angezündet. Sie haben dann alles gestanden, was er hören wollte. Tobruk ist eine Bestie.«
    »Aber ich denke, alle diese einflussreichen Leute haben das Land längst verlassen«, sagte Svenja.
    »Ja, aber man sagt auch, dass Onkel Tobruk noch immer hier ist, heimlich. Dass er noch weiter foltert und so.«
    »Wieso heißt er denn Onkel Tobruk?«
    »Weil die Deutschen doch hier waren, neunzehnhunderteinundvierzig und -zweiundvierzig gegen die Engländer. Also auch in Tobruk. Da war eine Schlacht. Und weil sie alles Libysche kaputtgeschossen haben, viele Männer, Frauen und Kinder. Und weil dieser deutsche General Rommel damals doch ein Held war, ein deutscher Held. Und Onkel Tobruk hat immer gesagt: Niemals mehr ein neues Tobruk! Deshalb heißt er Onkel Tobruk.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Kannst du mir zeigen, wo mein Chef gestern war und wo du ihn zuletzt gesehen hast?«
    »Aber ich gehe nicht in Tobruks Haus«, sagte der Junge schnell.
    »Das musst du auch nicht«, beruhigte Svenja ihn.
    »Dein Chef ist aber hineingegangen«, sagte der Junge.
    »Wie hast du ihn am Morgen getroffen?«
    »Er stand an einer Straße an Gaddafis Palast. Er stank wie ein Schwein. Er hatte Leichen gefunden. Ich habe ihm Kleidung gekauft, Hosen, ein paar T-Shirts und Unterwäsche. Dann ins Hotel. Nachmittags um vier habe ich ihn wieder abgeholt. Er hat mich bestellt. Dann sind wir zu Onkel Tobruks Haus. Er sagte, er sucht ihn. Ich habe zwei Stunden gewartet, er kam nicht wieder.«
    »Fahr mich dorthin«, sagte Svenja.
    »Das kannst du als Frau nicht allein machen. Auf keinen Fall. Ich habe ein paar Kumpels, die würden das erledigen.«
    »Fahr mich hin«, sagte sie hart.

SIEBTES KAPITEL
    Sie saßen zu dritt vor dem Tisch mit den verwirrend vielen Geräten und wirkten wie die erschöpften Mitglieder eines schlechten Männergesangvereins, die das Pannenkonzert des Jahres hinter sich gebracht haben. Da nur zwei von ihnen auf das Sofa passten, saß der Dritte, Esser, auf einem wackeligen Gartenstuhl, den er triefnass vom letzten Regen auf der Terrasse erbeutet hatte.
    »Was, zum Teufel«, fragte Krause erbost, »habt ihr denn erwartet? Dass Frau Takamoto brav zu Hause sitzt und gelegentlich telefonisch bei uns anfragt, ob wir das Leben ihres Liebhabers eventuell erhalten könnten?«
    »Moment mal«, fuhr Sowinski auf. »Ich habe mir von ihr versprechen lassen, dass sie unter keinen Umständen Blödsinn macht. Und sie war doch hier bei dir. Warum hast du sie nicht losgeschickt?«
    »Weil sich zu diesem Zeitpunkt Quelle Sechs noch nicht gemeldet hatte!«, antwortete Krause. »Verdammt noch mal, ich dachte, wir sind Profis und denken mit. Müller war von der Leine, aber noch nicht in Gewahrsam eines Kidnappers.«
    »Sie hat versprochen, sie macht keinen Blödsinn«, wiederholte Sowinski eigensinnig.
    »Sie hat behauptet, sie kennt Mona nicht«, murmelte Esser. »Und ich Idiot habe angenommen, sie sagt die Wahrheit. Dabei muss sie Mona kennen, wenn sie eine gute Agentin sein will.«
    »Also, machen wir es kurz, verdammt noch mal!«, polterte Krause. »Sie ist mit DHL -Cargo nach Stuttgart und dann mit einem kleinen Jet

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