Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
auf, wurde hart heruntergebremst und drehte sich dann auf eine freie Rollbahn in Richtung des Towers und der Gebäude. Der Kopilot erschien und fragte höflich: »Reicht es, wenn der zuständige Cargomaster Sie abholt?«
    »Aber ja. Und danke fürs Mitnehmen.«
    »Oh, gerne. Und viel Glück für Ihre Arbeit«, sagte der Mann. Dann verschwand er wieder.
    Sie blieb sitzen, löste aber den Gurt. Als der Kopilot dann die Tür öffnete und die kleine Treppe sich senkte, war sie dankbar für die frische Luft und stand auf. Unten stand ein SUV , der auf dem Dach eine rot blinkende Leiste trug, auf der CARGO MASTER stand. Hinter dem Steuer saß ein junger Mann, der gelangweilt wirkte. Als er realisierte, dass sie eine schöne Frau war, setzte er sich sehr aufrecht hin und sagte: »Hallo!«
    »Schön, dass Sie mich abholen«, sagte sie auf Arabisch. »Danke.«
    »Selbstverständlich«, sagte er. Dann fuhr er einen weiten Bogen und setzte sie vor einem sehr breiten, hohen Tor ab. »You can go.«
    Sie ging durch eine Tür, die in das Tor eingelassen war, und stand in einer Halle, in der hektische Betriebsamkeit herrschte. Hohe Stapel Kisten und Pakete, viele verpackte Waren, dazwischen wild herumkurvende Gabelstapler, die mit beladenen Paletten unterwegs waren. Sehr viele Männer in grauen, dünnen Latzhosen, die sich etwas zuriefen oder in kleinen Gruppen zusammenstanden und diskutierten. Das Übliche in jeder Luftfrachthalle.
    Links von ihr war eine Art Theke, hinter der ein Mann wartete.
    »Zoll«, sagte er mit einem sparsamen Lächeln.
    »Mein Name ist Shannon Ota«, sagte sie. »Hier ist mein Diplomatenpass. Ich bin gekommen, um einen irischen Passagier abzuholen, der in der englischen Botschaft durch die Ereignisse in ihrem Land aufgehalten wurde. Er ist ein wichtiger Mann für uns.« Sie legte den Diplomatenpass auf die Theke und wartete.
    »Wie heißt der Mann?«, fragte der Zollbeamte.
    »Mister Stan Gees«, sagte Svenja.
    »Können Sie den Namen buchstabieren, bitte? Sie holen ihn ab und fliegen dann wieder aus?«
    »Genau das«, bestätigte sie und buchstabierte den Namen.
    »Hat dieser Herr einen gültigen Ausweis? Haben Sie sonst irgendetwas in unserem Land zu erledigen?«
    »Ja, er hat einen gültigen irischen Ausweis. Nein, anderes habe ich in Ihrem Land nicht zu tun«, antwortete Svenja. »Sie werden mich also schon bald wiedersehen.«
    »Ich muss Ihre Angaben notieren, das ist Vorschrift.« Der Mann schrieb etwas in ein Formular.
    »Tun Sie das«, sagte Svenja. Dann fragte sie: »Finde ich draußen ein Taxi?«
    »Natürlich.« Der Mann nickte. »Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.«
    Sie bekam ihren Diplomatenpass zurück, musste ein Formular unterschreiben, hob ihre Tasche hoch und durchquerte mit zügigen Schritten die Halle. Sie achtete darauf, dass sie niemandem im Weg war. Sie durfte nicht auffallen.
    Den Taxifahrer wies sie an: »Zum besten Hotel im Zentrum, bitte.«
    Svenja wühlte in ihrer Tasche herum, nahm ein in Plastik gehülltes, postkartengroßes Foto von Müller heraus und hängte es sich mit einem Leinengurt um den Hals. Das war vielleicht ein wenig riskant, aber sie hatte keine Wahl, sie wollte schnell sein.
    Im Hotel ging sie stracks zur Rezeption und fragte: »Können Sie mir bitte das Zimmer meines Chefs nennen? Dr. Kai Dieckmann aus Deutschland. Wir nennen uns Doctor’s Team .« Sie hielt das Foto hoch und lächelte schüchtern. Ihr Blick wanderte zu den schmalen Fächern mit den Zimmerschlüsseln, es waren ganz normale Schlüssel.
    »Selbstverständlich, den Herrn kenne ich, glaube ich jedenfalls«, sagte die junge Frau etwas unschlüssig. Und dann, in vertraulichem Tonfall: »Wissen Sie, das ist ein Irrenhaus hier, seit wir die Schwierigkeiten im Land haben. Keine Kontrolle mehr. Da hat eine Putzfrau tagsüber sieben Leute in einem Doppelzimmer angetroffen, und alle schliefen. Männer und Frauen, ein ganzes Fernsehteam, das muss man sich mal vorstellen. Sollen wir ihn anrufen?«
    »Nein, danke«, sagte Svenja. »Ich gehe rauf. Welche Nummer?«
    »Dreihundertvier. Aber ich weiß gar nicht, ob er im Haus ist. Die sind ja alle dauernd unterwegs.«
    »Das werde ich sehen.« Svenja lächelte. »Vielen Dank.«
    Vor den Lifts standen zu viele Menschen, also lief sie die Treppen hoch. Auf der dritten Etage war es ruhig. Eine Gruppe Männer begegnete ihr, die sich auf Französisch laut darüber unterhielt, ob es möglich sei, in Sirte zu filmen.
    Für das Türschloss von Zimmer 304 brauchte

Weitere Kostenlose Bücher