Die groeßten Faelschungen der Geschichte
hier war es nicht so weit nach Persien oder Ägypten. Die Entstehungszeit des Christentums war eine hoch religiöse Zeit. Überall brodelte es von Ideen, Annahmen, Übernahmen und Theorien! Die Vokabel Gott war eine Reizvokabel, die Nerven lagen blank, wenn es um den richtigen Glauben ging. Das Christentum formierte sich erst sehr langsam, alle möglichen und unmöglichen Ideen fanden Eingang in diese junge, wachsende Religion. Hier nur eine winzige Auswahl der verschiedenen Ideen, die anfänglich im Christentum kursierten:
Tatsächlich gab es ursprünglich schier unzählige Glaubensbekenntnisse, eine einheitliche Religion ließ sich daraus anfänglich nicht zimmern. Im christlich inspirierten Gnostizismus (griech. gnosis = Erkenntnis) etwa strebte man nach Gottähnlichkeit und suchte höhere Stufen des Seins zu erreichen. Neupythagoräische und neuplatonische Vorstellungen, die mit dem Christentum ebenfalls hie und da vermixt wurden, betonten die Reinkarnation oder Wiedergeburt und andere
Thesen ihrer Gründer. Wieder andere Erleuchtete machten sich anheischig, die Geheimnisse der Engelwelten zu enthüllen. Um 140 n. Chr. schließlich verkündete ein gewisser Markion, man müsse sich von den früheren jüdischen Lehren völlig trennen, wolle man ein echter Christ sein. Gott habe mit dem Körper nur ein übles Gefängnis für die menschliche Seele geschaffen. Er veröffentlichte sein eigenes Neues Testament – und wurde schließlich exkommuniziert. Um 156 n. Chr. machte der rhetorisch begabte Montanus von sich reden, der gegen die Weltfreudigkeit des Christentums und die wachsende Macht der Bischöfe zu Felde zog. Er predigte Einfachheit und Askese und gebärdete sich als neuer Prophet.
Kurz und gut, es gab so viele Irrlehren, wie es die offizielle christliche Kirche später bezeichnete, dass man sie kaum zählen kann. Die Abstinenten übten sich in Selbstkasteiung. Die Enkratiten (griech. enkrates = enthaltsam) machten gegen Geschlechtsverkehr und Alkohol mobil. Die Doketisten (griech: dokein = scheinen) glaubten, Christi Leib habe nur aus Geist, nicht aus Fleisch bestanden, sein Menschsein sei nur Schein gewesen. Die Adoptianer (lat. adoptare = hinzuerwählen) nahmen an, Jesu sei als Mensch geboren worden, habe aber aufgrund seiner Handlungen den Status eines Gottes erlangt. Die Monarchianer (griech. monarchos = Alleinherrscher) dagegen behaupteten, Gott Vater und Sohn sei eine einzige Person. Die Monotheletisten widersprachen und lehrten, die Dreifaltigkeit zeichne sich nur durch einen einzigen, gemeinsamen Willen aus (griech. monos = einzig). Ein persischer Mystiker, Mani (216–276), behauptete schließlich sogar, er sei der Messias, und erfand eine völlig neue Religion, die er aus alten Religionen schnell zusammenpanschte. Nach dreißig Jahren Predigten wurde er ans Kreuz geschlagen.
So könnte man beliebig fortfahren. Aber schon diese wenigen Zeilen beweisen, wie offen und anfällig das Christentum für fremde Ideen war. Es summte wie in einem Bienenstock. Es existierten zahlreiche Sekten und Gemeinden – aber bestimmt kein einheitliches, christliches Glaubensbekenntnis.
Und so fand auch die Idee des Weltgerichts Eingang in dieses sich gerade formierende Christentum, das ja nicht originär ist, wie wir inzwischen wissen, sondern in vielen Ländern bereits Vorstufen besaß. Die Idee des Gottesgerichts war zu übermächtig und zu verführerisch. Die gelehrten Griechen redeten davon, die verstockten Pharisäer, die an Geheimnisse gewöhnten Ägypter, die legendären Perser und wahrscheinlich sogar die alten Etrusker. Von allen Seiten drang die Idee des Letzten Gerichts in das Christentum ein. Es wurde förmlich damit bombardiert. Die christlichen Priester erkannten sehr rasch, dass die Menschen mit dieser Idee hervorragend bei der Stange gehalten werden konnten. Und so wurde diese geklaute Idee schließlich als kanonisch erklärt, religiös rechtsgültig also, sie wurde christliches Gedankengut. Das Christentum, wie wir es heute kennen, erlag dem Ansturm früherer Propheten und Religionen. Die offizielle Lüge ließ nicht lange auf sich warten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt behauptete das Christentum, dass es allein der Erfinder dieser Idee gewesen sei. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
DAS JÜNGSTE GERICHT IM ISLAM
In der Folge breitete sich diese Idee überraschend schnell aus. Überall, wo das Christentum Fuß fasste, führte es im Gepäck auch das Letzte Gericht mit sich. Im
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