Die groeßten Faelschungen der Geschichte
untergrub die Regentschaft Ludwigs beständig. Von ihm bezahlte Agenten und Schriftsteller machten sich regelmäßig über den König lustig, während der Herzog von Orléans selbst jedermann an seinem Reichtum und Wohlleben teilhaben ließ – auch das einfache Volk. In Weinschenken und Cafés, auf öffentlichen Plätzen und in Hinterstuben lästerte man über den König. Schmäh- und Hetzreden erschollen überall, geheime Schriften, gegen König Ludwig gerichtet, kursierten – finanziert vom Vetter des Königs. Kritisiert wurden besonders die korrupte Rechtssprechung, die zu hohen Steuern und dass Bauern und Arbeiter wie Vieh behandelt wurden. Um es kurz zu machen: Die Verursacher der Französischen Revolution waren
verschiedene Schriftsteller, die ehemals revolutionäres Gedankengut verbreitet hatten, wie etwa Voltaire,
der Herzog von Orléans und
der verachtete dritte Stand beziehungsweise einige seiner herausragenden Vertreter.
Wir werden auf diese drei Drahtzieher später noch einmal zurückkommen, es ist hoch brisant. Aber bleiben wir zunächst der Chronologie treu. Die Luft brodelte, Frankreich glich einem Pulverfass, es fehlte nur der zündende Funke.
DIE NATIONALE EMPÖRUNG
Am 5. Mai 1789 versammelten sich die Abgeordneten der drei Stände im Hôtel des Menus Plaisirs (Palais der kleinen Vergnügungen), unweit des Versailler Schlosses, unter ihnen der Minister, die Königin und der König. Die gesamte politische Intelligenz versuchte, das französische Schiff wieder flott zu kriegen, das auf Grund gelaufen war.
Ludwig gestand den Abgeordneten, dass der Staat kurz vor dem Bankrott stehe, und verlangte zusätzliche Steuern. Er wusste nicht, dass er damit das Fass zum Überlaufen brachte. Ein rhetorisches Scharmützel begann, das tagelang hin- und herwogte, während sich die Gemüter mehr und mehr erhitzten. Natürlich vertraten die drei Stände völlig unterschiedliche Interessen. Es war fast unmöglich, die hohe Geistlichkeit, die Aristokraten und den dritten Stand auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Am 17. Juni schlug ein Redner des dritten Standes den Abgeordneten seines états schließlich vor, den dritten Stand zur alleinigen Nationalversammlung zu erklären, da man immerhin 24 von 25 Millionen Franzosen vertrete. Die Macht der Monarchie sei einzuschränken und die Gesetze müssten vom Volk gemacht werden. Die Erregung schlug hohe und höchste Wellen. Eine Abstimmung ergab 490 Ja-Stimmen bei nur 90 Nein-Stimmen. Jeder fühlte, heute, hier und jetzt wurde Geschichte gemacht. Rund die Hälfte des ersten Standes, die niedere Geistlichkeit, verband sich eilig mit dem dritten Stand und seinen Forderungen.
Als der König von dem Beschluss hörte, ließ er das Hôtel des Menus Plaisirs schließen und schlug vor, an einem neuen Ort zusammenzukommen
und weiter zu beraten. Die Abgeordneten schworen jedoch, sich nicht mehr an der Nase herumführen zu lassen und auf einer Verfassung zu bestehen, die die Rechte des Königs empfindlich einschränken und dem Volke die Macht übertragen würde. Die Demokratie machte sich daran, der Monarchie die Nägel zu kürzen.
Der König seinerseits gab zu verstehen, es sei nicht rechtens, dass der dritte Stand beanspruche, alle Franzosen zu vertreten. Er glaubte an die absolute Monarchie und ließ wenig später seine Truppen aufmarschieren. Erst im letzten Moment verzichtete er auf Waffengewalt. Zu den „demokratischen“ Abgeordneten gesellten sich noch 47 Edelleute, angeführt vom Herzog von Orléans. Auch der zweite Stand begann also zumindest zum Teil zu kippen. Der Jubel auf Seiten der Revolutionäre hätte nicht größer sein können.
Ludwig rief erneut einige Regimenter zu Hilfe, denn ein Bajonett oder eine Kugel im Bauch konnte sehr überzeugend wirken. Die neue Nationalversammlung beriet trotz der drohenden Gefahr eine neue Verfassung. Als der König dann noch seinen beim Volk beliebten Finanzminister Necker entließ und einen alten, königstreuen Haudegen zum Kriegsminister berief, waren die Gegensätze unüberbrückbar geworden. Die Revolution begann.
Der Rechtsanwalt und Journalist Camille Desmoulins, ein Abgeordneter des dritten Standes und eine der Führerfiguren der Revolution, forderte die Pariser auf, sich zu bewaffnen. Das Gerücht machte die Runde, der König wolle seine Untertanen abschlachten. Die Emotionen überschlugen sich. Rebellen drangen ins Pariser Rathaus ein und bemächtigten sich der dortigen Waffen. Dann zogen sie durch die Straßen
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