Die groeßten Faelschungen der Geschichte
und trugen die Bilder des Herzogs von Orléans und Neckers vor sich, in denen man die Helden und Vorkämpfer für eine „demokratische“ Verfassung sah. Zu diesem Zeitpunkt dachte noch kaum jemand daran, das gesamte Königtum abzuschaffen. Man dachte an eine konstitutionelle Monarchie, eine Monarchie mit stark eingeschränkten Rechten, ein Königtum, dessen Macht durch eine Konstitution (= Verfassung)
gebändigt werden sollte, während demokratische Kräfte das eigentliche Sagen hatten.
Allenthalben bewaffnete man sich, der Mob in Paris suchte überall nach Gewehren und Munition. Man vermutete auch Waffen in der Bastille, dem düsteren Staatsgefängnis von Paris, das vielen ein Dorn im Auge war und als Symbol für die Macht des Königs galt. Also rief Desmoulins zum Sturm auf die Bastille auf. Die Atmosphäre heizte sich immer weiter auf. Das Volk marschierte in Richtung Staatsgefängnis. Beruhigungsversuche scheiterten, und es kam zu einem ersten Scharmützel. 98 Angreifer wurden beim Sturm auf die Bastille getötet, freilich auch einige Soldaten des Königs. Jetzt trug das aufgebrachte Volk die Bastille voller Hass, Zorn und Begeisterung Stein um Stein ab. Die Fackel der Freiheit schien in Frankreich auf einmal so hell zu leuchten wie nie zuvor.
Der völlig eingeschüchterte König versprach daraufhin, seine Truppen zurückzuziehen, die bereits Paris und Versailles eingeschlossen hatten. Er setzte Finanzminister Necker wieder ein und bestätigte sogar den neuen (revolutionären) Magistrat, der Paris inzwischen in seinen Klauen hielt und der den alten Magistrat zum Teufel gejagt hatte. Kurz gesagt: Der König machte einen Rückzieher an allen Fronten.
Aber die Revolution hatte gerade erst begonnen. Mehr und mehr revolutionäre Journale schossen wie Pilze aus dem Boden (unter anderem Les Révolutions de Paris, Le Patriote français, L‘Ami du peuple, Révolutions de France ). Diese Journale sowie Broschüren und anderes Schriftwerk heizten die Stimmung weiter an. Jean Paul Marat war der größte Hetzer. Ein Mann, der mit der Feder töten konnte, ein ehemaliger Arzt, der selbst an einer unheilbaren Hautkrankheit und einem Lungenleiden litt, und den Freunde wie Feinde als eitel, geschwätzig, größenwahnsinnig, blutdürstig, gewalttätig und immer nur wütend beschrieben. Seine Feder stachelte auf, er brachte die Rotten zum Rasen und peitschte dem Mob seine Parolen ein.
Kriminelle Elemente nutzten die Unordnung aus, und Räuberbanden rotteten sich zusammen. Diebe stahlen und Mörder töteten. Wichtiger
war: Die Bauern erhoben sich wie ein Mann, obwohl sie nur über Mistgabeln und Knüppel verfügten. Sie forderten die Aristokraten und die hohe Geistlichkeit auf, ihnen Einblick in die Rechtstitel und Urkunden zu geben, die es den hohen Herren gestatteten, sie auszubeuten und bis aufs Blut zu peinigen. Als ihnen die Urkunden vorgelegt wurden, verbrannten die Bauern sie. Verweigerte man ihnen die Einsicht, zerstörten sie Schlösser, Herrenhäuser und Klöster. Ganz Frankreich wurde vom Fieber der Revolution erfasst. Nichts ist verführerischer als der Duft der Freiheit. Noch mehr Adlige schlugen sich rasch auf die Seite der unterdrückten Bauern und stimmten unversehens Hymnen der Humanität an.
Gleichzeitig schlug die große Stunde des Marquis de Lafayette. Lafayette, ein Militär, stammte aus einer begüterten Familie, er hatte in Amerika bereits für die amerikanische Unabhängigkeit gekämpft. Sein Name stand für die Abschaffung der Sklaverei, die Menschenrechte, für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie. Nach dem Vorbild Jeffersons formulierte er nun für Frankreich die Menschen- und Bürgerrechte, die Unsterblichkeit erlangen sollten und bis heute unübertroffen sind:
Artikel 1: Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten …
Artikel 2: … Menschenrechte … [sind] … Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung …
Artikel 6: Das Gesetz ist der Ausdruck des allgemeinen Willens.
Artikel 10: Niemand soll wegen seiner Meinungen, auch nicht religiöser Art, behelligt werden …
Artikel 11: Die freie Mitteilung der Gedanken und Meinungen ist eines der kostbarsten Menschenrechte …
Das Volk jubelte und tanzte auf den Straßen. Endlich, so glaubte man, würden Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Einzug halten.
Wie erbittert reagierte es, als Ludwig XVI. dieser Erklärung seine Zustimmung versagte. Marat, der alte Hetzer, rief das Volk
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