Die groeßten Faelschungen der Geschichte
in Betracht ziehen müssen. Und lernen wir vor allem, wieder unseren eigenen Verstand zu gebrauchen und nicht alles nachzubeten, was uns bislang so wohlfeil als geschichtliche Wahrheit serviert worden ist. Wir kommen nicht umhin, wieder selbstständig denken zu lernen und unserem Instinkt und Urteilsvermögen mehr zu trauen als allen Dokumenten und offiziellen Berichterstattungen zusammengenommen.
Springen wir ein wenig auf der „Zeitspur“ der Menschheit und bewegen uns übergangslos in Richtung Neuzeit. Auch hier werden wir fündig und reich belohnt, wenn wir nach Geschichtsfälschungen Ausschau halten. Richten wir zudem unser Augenmerk auf ein ganz anderes Land, in dem ehemals die „Musik spielte“ und Geschichte gemacht wurde. Betrachten wir ein konkretes Ereignis in Frankreich, das an Brisanz kaum zu überbieten ist – und zwar die Revolution im Jahre 1789.
Wohl kaum ein Ereignis der Geschichte hatte auf den gesamten Globus eine solche Wirkung wie die Französische Revolution. Franzosen schrieben damals Weltgeschichte, sie sorgten dafür, dass sich Politik in zahlreichen Staaten von Grund auf veränderte. Macht wurde neu definiert. Die Franzosen sorgten weiter dafür, dass Menschenrechte Einzug hielten und mit ihnen viele Freiheiten. Niemanden ließ die Französische Revolution unberührt, jedermann war entweder entsetzt oder begeistert. Die französische Nation ging durch ein Wechselbad der Gefühle und durchlebte Höhen und Tiefen wie vielleicht keine andere Nation je vor oder nach ihr. Das Schicksalsjahr 1789 ist bis heute wahrscheinlich das wichtigste Datum der Neueren Geschichte. Kein Stein blieb auf dem anderen, einfach alles wurde umgekrempelt.
Nichts ist deshalb wichtiger, als die Französische Revolution von ihrem innersten Kern her zu verstehen – ein Unterfangen, an dem sich bis heute viele Tausend Geschichtswissenschaftler die Zähne ausgebissen haben. Allerdings haben Historiker zu selten den Versuch unternommen, die wahren Drahtzieher dieser Revolution ausfindig zu machen. Lässt man jedoch eine wichtige Information aus und unterschlägt Fakten, so handelt es sich um eine Fälschung der Geschichte. Außerdem wurde im Allgemeinen darauf verzichtet, die Lehren dieser Revolution in Stein zu meißeln.
Wir haben also einiges nachzuholen, was die Französische Revolution angeht; es gibt wenigstens zwei Rätsel zu lösen. Doch berichten wir zunächst, was überhaupt geschah.
AM VORABEND DER REVOLUTION
Die wohlhabendste Nation auf dem europäischen Kontinent mit 25 Millionen Einwohnern im Jahre 1789 untergliederte sich in drei Klassen oder Stände ( états ): An der Spitze stand die Kirche mit 130.000 Seelen, angeführt von Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten, die von allen Steuern befreit war, über ein gewaltiges Einkommen verfügte (den Zehnten unter anderem) und rund ein Fünftel des gesamten französischen Bodens besaß. Während sich die niedere Geistlichkeit dem Volk verbunden fühlte, das nicht selten darbte und hungerte, feierten, prassten und schlemmten die heiligsten Männer in den oberen Rängen, dass es eine Wonne war. Sie gebärdeten sich nicht selten wie weltliche Fürsten. Kurz gesagt: Ein Großteil der Kirche trat die Moral mit Füßen, während das einfache Volk in finsterstem Aberglauben gehalten wurde. So weit der erste Stand.
Dem Adel, dem zweiten Stand, gehörten rund 375.000 Seelen an. Er verfügte über etwa ein Viertel des Bodens, stellte alle hohen Verwaltungsbeamten und Richter und lebte ebenfalls in Saus und Braus – er durfte Steuern erheben. Längst hatte er seine Vorbildfunktion eingebüßt. Die meisten Adligen waren korrupt bis unter die Haarspitzen, faul, arrogant, überheblich und verachteten alles, was unter ihnen angesiedelt war. Bauern und Arbeiter bedeuteten nichts, erst ein Adelstitel definierte in ihren Augen den Menschen.
Im dritten Stand ( Tiers état ) waren mehrere Gruppen versammelt. An erster Stelle stand die Bourgeoisie, die gehobene Mittelklasse, mit rund 100.000 Familien. Sie setzte sich aus Advokaten, Ärzten, Bankiers, Fabrikanten, Finanziers, Kaufleuten, Künstlern, Maklern und Schriftstellern zusammen, kurz aus Menschen, die über ein gutes Einkommen verfügten. Neben ihnen zählten die kleinen Leute oder das Volk dazu, also Arbeiter, unvermögende Handwerker und Bauern. Der dritte Stand stellte zwar 98 Prozent der französischen Bevölkerung, er
war aber ausgeschlossen von politischen Entscheidungen, hohen Posten und der
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