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Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Titel: Die groeßten Faelschungen der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Fabian
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zuhauf Dokumente. Der Grund war immer der gleiche: Man wollte sich ein Besitztum unter den Nagel reißen, wollte Ansprüche geltend machen und gierte nach Macht.

    Zahllose Klöster fälschten beispielsweise Heiligenlegenden oder logen in Bezug auf Reliquien. Denn nur so konnte man Gläubige anlocken, sie tief beeindrucken und sich den Beutel füllen. Es wurden die unglaublichsten Lügen zusammengesponnen, die das Volk im Allgemeinen für bare Münze nahm. Eines der größten und einträglichsten Geschäfte war der Handel mit Reliquien. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die bedeutendste „Industrie“ des gesamten Mittelalters. Ein alter Knochen, aus irgendeinem Grab gestohlen oder von einem Gehängten, reichte gewöhnlich. Dann mussten nur noch die unglaublichsten Geschichten rund um diese Reliquien erfunden werden – Märchenerzähler hatten eine gute Zeit.
    Heute könnte man etwa aus den angeblich vom Kreuze Jesu stammenden Kreuzsplittern, an das er vorgeblich genagelt wurde, viele Male ein Kreuz zusammensetzen – so viele angebliche Kreuzsplitter existieren. Oder es gibt (Toten-)Köpfe verschiedener Heiliger gleich mehrmals, einige Heilige müssen außerdem 16 Arme und Beine besessen haben. Selbst die Vorhaut Jesu war beliebtes Reliquienobjekt – sie existiert tatsächlich viele Male. 3
    Urkunden wurden gefälscht, Heiligenviten und Wunderberichte, Chroniken und Annalen, Geschichte und Geschichten.
    Die Fälscherindustrie wurde angeführt von den Herren Mönchen und Priestern, das 9. bis 12. Jahrhundert gilt als die Blütezeit all dieser Fälschungen. Man fälschte in Deutschland, in Frankreich und Italien (besonders gerne), in England und in jedem christlichen Land. Äbte und Bischöfe, Kirchenväter und Mönche, gelehrte Priester und gebildete Geistliche eigneten sich besonders zum Fälscher. Die Rechtfertigung? Es handelte sich ja nur um frommen Betrug, gelogen wurde nur zur höheren Ehre Gottes. Immer galt es, politische oder wirtschaftliche Vorteile herauszuschinden. Auch Konzilsakten wurden gefälscht, Jenseitsvisionen und Erscheinungen. Ganze Bischofslisten wurden zusammengefälscht, um auf eine altehrwürdige Tradition verweisen zu können, genau wie Gesetze. In Trier, Mainz, Köln, Merseburg, Leipzig,
Hamburg, Reichenau, Montecassino und Fulda fälschte man, dass die Schwarte krachte. 4
    Gewöhnlich flog der Schwindel spät, zu spät auf. Man verfügte damals noch nicht über die unbestechlichen Methoden der heutigen Zeit, um eine Fälschung zu entlarven. Es gab zahlreiche unechte Papstbriefe, immer wieder falsche Urkunden, damit einhergehende falsch zugeschriebene Privilegien und viele Dokumente, die sich auf frühere Fälschungen stützten und damit in gewissem Sinne ebenfalls Fälschungen waren. Ganze Fälscherwerkstätten existierten, schließlich musste alles stimmen: der Stil, die Art sich auszudrücken, die altertümlichen Vokabeln, die Siegel, die historischen Fakten, die Tinte, das Papier und so weiter. Man konnte keinen gewöhnlichen Schmierfink an die zahllosen Fälschungen setzen.
    Einige Historiker gehen heute davon aus, dass rund 50 Prozent aller Dokumente aus dieser Zeit gefälscht sind, aber wir glauben, dass die Prozentzahl noch höher liegt. Was bedeutet das in letzter Konsequenz?
    SCHLUSSFOLGERUNG
    Der wahre Skandal der Konstantinischen Schenkung besteht nicht darin, dass hier auf eine einmalig unverschämte Art und Weise gefälscht wurde und ein paar Hunderttausende über die Klinge springen mussten, obwohl das bereits schlimm genug ist. Auch dass es einst einige Schurken auf dem Papstthron gab, ist so bedeutsam nicht – jeder Historiker weiß darum. Der wahre Skandal ist, dass die Fälschung in Kirchenkreisen üblich war. Das bedeutet, dass die gesamte Geschichte, wie sie uns bislang verkauft wurde, mit äußerster Zurückhaltung betrachtet werden muss. Noch deutlicher formuliert: Die christliche Geschichtsschreibung ist keinen Pfifferling wert, allerdings sind etwa 80 Prozent unserer gesamten Geschichtsschreibung christlich motiviert.

    Wie haben wir also über unsere Geschichtsschreibung zu urteilen? Zu einem großen Teil vernichtend. Und was lernen wir daraus? Vor allem dem Priesterstand zu misstrauen, der sich jahrhundertelang darauf konzentrierte, Menschen zu belügen, an der Nase herumzuführen und völlig skrupellos Vorteile daraus zu schlagen. Lernen wir weiter, dass wir speziell bei Dokumenten zunächst einmal von Fälschungen ausgehen oder zumindest Fälschungen

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