Die groeßten Faelschungen der Geschichte
bewiesen“, und später viele Konzentrationslager persönlich leiteten. 12 Die Folgen brauchen wir nicht zu berichten. Jeder weiß, dass unter Hitler rund 6 Millionen Juden diesem Rassenwahn zum Opfer fielen – vielleicht der größte Völkermord in der Geschichte der Menschheit.
Doch gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Im späten 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert war es nicht nur in Deutschland geradezu Mode, über die vorgebliche „rassische Minderwertigkeit“ der Juden laut nachzudenken. Auch in Russland genossen die Juden einen denkbar schlechten Ruf. 1881/82 wurden sie in Russland hingemordet,
aber auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und damit sind wir unversehens wieder bei unserem Thema.
DIE MEISTERFÄLSCHER
Die politische Situation in Russland um die vorletzte Jahrhundertwende war völlig verfahren: Es rumorte an allen Ecken und Enden, die Wirtschaft lahmte, die Bevölkerung litt immer wieder unter Hungersnöten. Gleichheit war ein Fremdwort, und auch um die verschiedenen Freiheiten war es schlecht bestellt. Über allen Untertanen thronte der allmächtige Zar, dem man die Schuld für diese Übel in die Schuhe schob – und nicht ganz zu Unrecht.
Damals herrschte Zar Alexander III. (1845–1894) über dieses riesige Russland mit seinen zahlreichen Nationalitäten. Er fürchtete zeit seines Lebens, ermordet zu werden, und residierte deshalb in einem Hochsicherheitsschloss in einem Petersburger Vorort. Alexander III. war töricht genug, die liberalen Verordnungen seines Vaters zurückzunehmen. Stattdessen stärkte er die Polizei und ließ Regimegegner nach Sibirien deportieren. Er regierte durch Terror. Besonders berüchtigt und gefürchtet war die Ochrana, also die zaristischen Geheimdienste und die Geheimpolizei, die Alexander III. gegründet hatte.
Ihm folgte sein Sohn Nikolaus II. (1868–1918) auf den Thron, der nicht viel klüger war. Auch er ließ keine liberalen Bestrebungen zu. Aufgrund seiner selbstherrlichen Politik und fehlender Reformbereitschaft konnte keines der wirklichen Probleme in Russland zu seiner Zeit gelöst werden.
Die Juden wurden im zaristischen Russland übel unterdrückt. Es gab zahlreiche Pogrome – ein russisches Wort, das übersetzt so viel wie Verheerung oder Verwüstung bedeutet und mit dem heute die Hetze und Ausschreitungen gegen alle möglichen Bevölkerungsgruppen aus religiösen, nationalen oder rassischen Gründen bezeichnet werden. Der
„geschickte Schachzug“ des Zaren und einzelner russischer Politiker bestand darin, die Juden für die Missstände in Russland verantwortlich zu machen. Dadurch lenkte der Zar von den eigenen Unfähigkeiten und Unzulänglichkeiten ab. Es ging um den brutalen Machterhalt in Russland. Präsentierte man nur listig einen Sündenbock, eben die Juden, so die Berechnung, könne man vielleicht den eigenen Hintern, den Zarenthron retten. Es gärte ernsthaft in der Bevölkerung. Es galt, die drohende „Revolution in jüdischem Blut zu ertränken“. Die Ochrana nahm sich des Problems an. Ihr Chef, Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski, dessen Spezialität Fälschungen waren, präsentierte eine ganz einfache Lösung: Die Juden mussten noch schlimmer verteufelt werden, als es ohnehin schon der Fall war. Sie mussten für alle Übel in Russland verantwortlich gemacht werden. Und so erblickten die Protokolle das Licht der Welt.
Es ist der israelischen Richterin Hadassa Ben-Itto sowie in Deutschland dem Aufbau-Verlag und einem mutigen Herausgeber und Lektor zu verdanken, dass die volle Wahrheit über die Protokolle schließlich aufgedeckt wurde. In einem Aufsehen erregenden Prozess, der 1933 bis 1935 in Bern stattfand und in dem über die wahre Urheberschaft der Protokolle befunden wurde, kam Folgendes ans Tageslicht:
Der russische Geheimdienstchef Raschkowski begab sich Ende des 19. Jahrhunderts nach Frankreich, um die Protokolle fälschen zu lassen. Raschkowski besaß nachweislich hinreichende Erfahrungen mit Fälschungen; schon früher hatte er zahlreiche Personen mit gefälschten Dokumenten in die Bredouille gebracht. Nun galt es, ein ganzes Volk, die Juden, zu diskriminieren und ihnen die bösartigsten Absichten zu unterstellen. Ihm zur Seite standen einige schurkische Helfershelfer (Golowinski/Bint, ebenfalls russische Geheimagenten), die offenbar auch Erfahrung in diesem Metier besaßen.
Als Vorlage für die Fälschung diente ein Buch des französischen Autors Maurice Joly mit dem Titel Machiavel et Montesquieu. Joly hatte
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