Die grosse Fahrt der Sable Keech
Erstkind Vrell, Kurs auf euch. Es bewegt sich dicht unter der Meeresoberfläche und wird gerade von Drohnen und gepanzerten Prador angegriffen, die aus der oberen Atmosphäre herabstoßen. Ich weiß nicht, welche Absichten Vrell verfolgt, aber da er nun mal ein Prador ist, vermute ich, dass sie nicht freundlicher Natur sind.«
»Oh.« In der Ferne erblickte Ron die Silhouetten von Objekten vor dem Himmel, die ihn an Vögel oder Bienen erinnerten, und zwischen ihnen leuchteten ferne Blitze auf. »Forlam, hart Backbord – rasch!«
Als sich die Sohle Keech drehte, bemerkte Ron dunkle Objekte im Meer direkt unter hektischer Aktivität: klobige Säulen aus Metall und rundliche Geschütztürme, die allesamt Kielwasser nachzogen, während sie sich der Insel und dem Schiff näherten. Ron hatte miterlebt, wie Ebulans Schiff damals abgestürzt war, und erkannte sofort die oberen Geschütztürme des leichten Pradorzerstörers. Ron nahm ein in der Nähe herumliegendes Monoglas zur Hand, hielt es vor ein Auge und drehte die Vergrößerung hoch. Was er sah, bestätigte sämtliche Ausführungen des Hüters, gab ihm aber keinen Hinweis auf den Grund von all dem.
»Führe das Wendemanöver fort. Haben wir volle Kraft auf den Triebwerken?«
»Haben wir, Käpten«, antwortete der Hooper, der die entsprechenden Anlagen bediente.
»Scheiße!« Ron blickte weiter forschend auf das Pradorschiff, das schon viel näher war. Es folgte dem Wendemanöver der Sable Keech und blieb unverwandt auf den Segler orientiert. Ron senkte das Monoglas, brauchte es auch nicht mehr. Aus einem der runden Geschütztürme jagten Raketen zum Himmel hinauf und detonierten in großer Höhe. Ein EM-Impuls – das musste es sein. Ron blickte sich um und sah, wie Styx von der Funkkonsole zurückwich, deren Lampen und Bildschirm gerade erloschen waren. Als sich Ron mit zusammengekniffenen Augen wieder der Stelle zuwandte, wo die Explosionen erfolgt waren, sah er drei Objekte vom Himmel fallen: zwei Kriegsdrohnen und einen gepanzerten Prador, die er sogar auf diese Entfernung erkannte. Mit einem bitteren Geschmack im Mund dachte er an sehr ähnliche Anblicke aus dem ersten Jahrhundert seines Lebens zurück.
Als wäre überhaupt keine weitere Zeit vergangen, fuhren auf einmal Geschütztürme beiderseits der Sable Keech vorbei , ehe sie langsamer wurden, und es war, als hüllte ein Gewitter das Schiff ein. Ein Heulen und Krachen ertönte, und türkises Feuer zuckte zum Himmel hinauf. Ein Raketenwerfer rotierte auf einem der Geschütztürme und gab einen solchen Geschosshagel frei, dass die Raketen in einer scheinbar massiven schwarzen Linie zum Horizont rasten. Etwas detonierte in der Nähe, und Schrapnell jagte über die Wellen, wobei ein großer Splitter über das Wasser hüpfte und in die Schiffsflanke krachte, sodass ein leises Knirschen bebend durchs Deck lief. Dann erfolgte eine Detonation in der Luft, und eine Feuerwoge wälzte sich über den Himmel. Das Schiff wurde von der Druckwelle nach unten gedrückt, und Menschen verloren den Halt. Eine kurze Unterbrechung trat ein, in der Ron verfolgte, wie die Geschütztürme weiter aus dem Wasser stiegen; und wiederum vernahm er dieses vertraute Knirschen des Rumpfs.
»Schaltet die Triebwerke ab«, befahl er gelassen. »Wir gelangen sowieso nur dorthin, wo dieser Bastard uns haben möchte.«
Er nannte sich immer noch Vrell, obgleich sein Körperjetzt aus Metall bestand und das Gehirn aus schockgefrostetem Gewebe eines Geschwisters. Während er unter Wasser wieder Kurs auf das andere Selbst hielt, arbeiteten die internen Systeme unablässig an der Reparatur der Schäden, die diese alte Polisdrohne angerichtet hatte, und er gewann zugleich aus dem Meer schweres Wasser als Treibstoff für den Fusionsreaktor, der seinerseits die entleerten Kondensatoren und Laminarbatterien auffüllte, welche den Strom für die Strahlenwaffen lieferten. Das eigene Verhalten stellte Vrell vor Rätsel, denn er kam einfach nicht darauf, warum er seinen Gegner nicht in die Reichweite jener Waffen gelockt hatte, die derzeit Vrosts Streitkräfte in der Luft massakrierten. Sein Verhalten war möglich gewesen, weil der Befehl, zum Raumschiff zurückzukehren, Vorrang vor dem Befehl hatte, die alte Drohne zu vernichten, aber das erklärte seine Entscheidungen nicht vollständig. Vielleicht ging die Entscheidung, die alte Drohne am Leben zu lassen, auf die eigene Bitterkeit über die Erkenntnis zurück, dass die eigene Überlebenschance bei
Weitere Kostenlose Bücher