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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Strahl aus Feuer und geschmolzenen Trümmern spritzte aus dem Hohlraum. Die Vrelldrohne entledigte sich der nächsten Drohne auf exakt die gleiche Weise und näherte sich dann dem Mitglied der königlichen Garde.
    Die internen Reparatursysteme des gepanzerten Pradors waren fortschrittlicher als die einer Drohne. Er reagierte über Funk und drohte und machte Versprechungen, bettelte aber niemals. Er hatte gesehen, was mit den beiden Drohnen Vrosts geschehen war, und rechnete mit der gleichen Behandlung. Als die Vrelldrohne bemerkte, dass der Gardist einige seiner Gliedmaßen zu bewegen versuchte, kontrollierte sie intern die Ladung einiger ihrer Laminarbatterien, richtete einen Emitter aus und feuerte Impulse aus elektromagnetischer Strahlung auf die Panzerungszonen, die die Motorsteuerung für die Garderüstung enthielten. Als sich der Gardist nicht mehr bewegte, schloss die Vrelldrohne die eigene Klaue um die schlaffe Klaue des anderen, zerrte ihren Gefangenen vom Grund, wobei sie mit den Turbinen Schlickwolken aufwirbelte, und setzte die Rückreise zum Schiff fort.
    Sie hatte jetzt zwei Segelschiffe zujagen. Zunächst fuhren sie nur langsam, und sie hätte mühelos eines einholen und in die Tiefe ziehen können, aber wie sie es schafften, gegen den Wind zu segeln, war für sie ein Rätsel, und so hielt sie sich zurück, nachdem sie nur einmal ein Ruder erkundend abgetastet hatte. Langsam kapierte sie die Wechselwirkung der beteiligten Kräfte. Der Wind wehte in eine Richtung, und die Segel wurden in einen Winkel gebracht, der ihn einfing. Die Logik verlangte, dass der Wind das Schiff rückwärts trieb. Allerdings war der Schiffsrumpf ansatzweise in den Wind gedreht, der ihn seitlich durchs Wasser zu drücken versuchte. Die beiden Kräfte – Wind und Wasserdruck – drückten von beiden Seiten auf das Schiff, das dabei wie ein rutschiger Stein zwischen den gegenläufigen Fingern einer Klaue seitlich hindurchflutschte und so praktisch gegen den Wind fuhr. Dieser Vorgang faszinierte die Riesenschnecke, und als sie diese neue Erkenntnis auf tief liegende Erinnerungen an das eigene Leben anwandte, wuchs ihr eigenes Verständnis von der Art und Weise, wie Kräfte funktionierten, beträchtlich. Die Faszination hielt jedoch nicht lange an.
    Die Riesenschnecke wurde sich der Tatsache bewusst, dass sie, mit zwei Beutestücken konfrontiert, jetzt eines gleich packen und immer noch eines behalten konnte, um ihm später nachzusetzen – und dass auf diese Weise ihre Suche zugleich erfolgreich sein und weitergehen konnte. Sie debattierte mit sich darüber, welches sie sich greifen sollte, als beide Schiffe unvermittelt den Kurs wechselten. Man hatte sie eindeutig entdeckt. Sie trat für einen Augenblick an die Oberfläche und blickte den beiden enteilenden Schiffen nach; dann tauchte sie aufs Neue unter und entschied, erst das zweite Schiff anzugreifen, nicht ihr ursprüngliches Ziel.
    Die Hetzjagd zog sich über den ganzen Tag und bis in die Nacht hin. Der Mond verlieh dem Wasser über ihr einen quecksilberhaften Schimmer, und ihr Glücksgefühl steigerte sich nur noch, als sie einem Turbul begegnete, dem der Schwanz fehlte und der demzufolge nicht entfliehen konnte. Sie vergaß die Schiffe vorläufig und genoss es, dem Fisch bedächtig nachzusetzen, ehe sie ihn mit Hilfe des Taus in Stücke schnitt, die sie mühelos hinunterschlingen konnte. Als sie sich dann von neuem auf die Fährte der alten Beute setzte, fiel ihr ein sich wiederholendes Stampfen auf, das vom Meeresgrund kam. Dieser Laut rief ihr undeutliche Erinnerungen ins Bewusstsein, die zu unerwarteten urwüchsigen Reaktionen in ihrem Körper führten. Der Geschmack, den sie jetzt im Meerwasser wahrnahm, führte dazu, dass sich Organe in ihr tatsächlich von der Stelle bewegten und neu arrangierten. Aber nein, sie war entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen – das waren alles nur Instinktreaktionen, die sie verlocken sollten, auf den Meeresgrund und in ein Leben zurückzukehren, das sie hinter sich gelassen hatte. Aber dann überwältigte der Instinkt tatsächlich einen Augenblick lang den Intellekt, und sie ertappte sich dabei, wie sie mit einem Tentakel auf das eigene Haus einschlug und etwas ins Wasser hinein freisetzte, das aus Drüsen unterhalb der Augen stammte. Als Reaktion darauf steigerte die männliche Wellhornschnecke am Meeresgrund die Frequenz des Gestampfes. Die Riesenschnecke erschauerte, riss sich dann zusammen, schloss die Drüsen und setzte

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