Die grosse Fahrt der Sable Keech
ihren Weg fort.
Kapitel 17
Birnstockbaum:
Nur die Stämme der jüngeren Bäume sind am unteren Ende knollig – also birnenförmig. Während die Bäume altern und wachsen, entwickeln sich Spalten und verbreitern sich allmählich, bis der Stamm an einen Käfig erinnert. Er ist von einer dicken schuppigen Rinde überzogen, welche die Lieblingsspeise von Landheirodonten bildet. Die Äste bilden eine breite Krone, und jeder läuft in einem Gestrüpp schwarzer Zweige aus, an denen spärliche grün-blaue Blätter wachsen. Diese Pflanze produziert weder Frucht noch Samen, sondern verliert einen oder mehrere Zweigknäuel, aus denen ein neuer Baum entsteht. Die genetische Varianz wird durch interne Mischung der Allelen in jedem Zweigknäuel gewährleistet. Der seltsamste Aspekt des Birnstockbaums besteht jedoch in seiner Symbiose mit dem Spatterjay-Blutegel. Aus noch nicht restlos erforschten Gründen nimmt dieser, sobald er an Land gekommen ist, direkten Kurs auf den nächsten Birnstockbaum, um auf dessen Asten zu hausen. Einschließungen überall im Holz der Äste enthalten ein muskelähnliches Material. Wenn sich also ein Landheirodont daranmacht, Rinde vom Stamm zu reißen, sendet der Baum Signale durch ein primitives Nervensystem in die Astmuskeln, die daraufhin Blutegel auf den Heirodonten herabschütteln, um ihn zu vertreiben. Ältere Bäume sind die empfindlichsten, und es erfordert nur die Präsenz tierischer Körperwärme in Stammnähe, um diese Reaktion auszulösen. Niemand kennt den Grund, aber ältere Bäume werden ausschließlich von permanenten Varianten von Landegeln bewohnt …
Die Leermenschen in der Lagersektion rührten sich nicht, da der größte Teil ihrer mentalen Kapazität mit den Berechnungen beschäftigt war, die Vrell für die Reparatur des Subraumtriebwerks benötigte. Jetzt waren diese Berechnungen fast abgeschlossen, und so nahm er vier Leermenschen aus der Rechnerverbindung. Es handelte sich dabei um die noch zuverlässigen Exemplare, die weniger stark unter Auszehrung litten und unter den Verwüstungen, die das Spatterjay-Virus in ihnen anrichtete. Vrell wies sie an, den Maschinenraum aufzusuchen, und behielt sie durch die Korridorkameras scharf im Auge, ob sie nicht Anzeichen nichtprogrammierter Bewegungen zeigten. Sie schienen jedoch nichts zu tun, was außerhalb seiner Lenkungsgewalt lag, aber er wusste, dass der Zeitpunkt rapide näher rückte, an dem sie vielleicht die Spinnenregler abstießen. Als er dann zufrieden feststellte, dass sie mit der programmierten Arbeit begannen – der Entfernung aller optischen und supraleitenden Kabel als Vorarbeit für die Öffnung der Triebwerksummantelung –, wandte er sich dem Kanal zu, der zum Schiff an der Oberfläche führte.
Die in seiner Nähe verbliebenen Leermenschen und jene Raumschiffsysteme, die er für dieselbe mathematische Aufgabe abgestellt hatte, müssten die Berechnungen in einigen Stunden abgeschlossen haben. Er brauchte die Gehirne von Aesop und Bones auf dem Segelschiff nicht für diese Tätigkeit, aber ihm war eine andere Aufgabe für sie eingefallen.
Ebulan war umgekommen, weil er die Gegenseite stets unterschätzt hatte, und Vrell dachte überhaupt nicht daran, sich dermaßen arrogant und dumm zu verhalten. Über ihm wartete eine Schiffsladung Reifikationen und Hooper, die Ebulan vielleicht als irrelevant eingestuft und ignoriert hätte, die Vrell jedoch für eine Gefahr hielt, welche entweder zu neutralisieren oder anderweitig abzuwehren war. Vrell hatte Taylor Bloc schon unterschwellig manipuliert und bewegt, Kapitän Ron den Zugang zu den Computersystemen zu verwehren, und auf diese Weise war ihm gelungen, die Flucht der Sable Keech ausreichend zu bremsen, um sein Raumschiff unter sie zu setzen.
Bloc war der Schlüssel, und jetzt wurde es Zeit für weniger subtile Manipulationen. Dieser Reifi war voller Bitterkeit und Wut und nach menschlichen Begriffen nicht ganz bei Verstand. Er zeichnete sich durch ein überwältigendes Bedürfnis aus, andere zu beherrschen, was sich aus einem ähnlich überwältigenden Bedürfnis herleitete, umschmeichelt zu werden. Mit einem Schlag schaltete Vrell Blocs Bewusstsein ab, sodass der Reifi von der Bettkante fiel und auf dem Boden zusammensackte. Dann machte sich der Prador an die Aufgabe, einige Änderungen an Blocs Denken vorzunehmen. Sobald er fertig war, würde Bloc den Befehlen des Pradors folgen müssen, obwohl er in allen anderen Dingen die freie Entscheidung behielt.
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