Die grosse Fahrt der Sable Keech
Vrell sah aus Blocs Augen zu, als der Reifi wieder zu sich kam und sich aufrappelte.
»Wer bist du? Was bist du?«
Vrell ließ sich nicht dazu herab, ihm schon zu diesem Zeitpunkt zu antworten. Er stellte eine Verbindung durch die jetzt freien Kanäle in Blocs Gedanken her und blickte durch die Augen Aesops und die visuellen Rezeptoren von Bones. Einen Augenblick später gab er Bloc die Bewegungsfähigkeit und die Lenkung der anderen zurück.
»Sichere dein Schiff. Halte alle an Bord davon ab, Maßnahmen gegen mich zu ergreifen«, befahl ihm Vrell abschließend.
»Du bist ein Prador.« In Blocs Feststellung schwang so etwas wie Sehnsucht mit, und Vrell wurde sich der Tatsache bewusst, dass der Grund dafür im fanatischen Interesse des Reifis an Prador-Sklavenreglertechnik bestand – an Beherrschungstechnik. Vrell ignorierte jedoch die Flut weiterer Fragen, die sich anschlossen, und widmete den Großteil seiner Aufmerksamkeit wieder anderen aktuellen Aufgaben.
Trotz seiner derzeit verzweifelten Lage war Vrell entschlossen, seinen Verdacht bezüglich des königlichen Gardisten zu bestätigen. Der Hüter hatte offenkundig auch eine entsprechende Neugier entfaltet, weshalb Vrost einen der Gardisten vernichtete, der einem der Satellitenaugen der KI zu nahe gekommen war. Das gepanzerte Individuum, das derzeit im Drohnenfach steckte, war aus einem von zwei Gründen nicht explodiert. Entweder hatte der EM-Impuls, der es vom Himmel holte, die entsprechenden Schaltungen verschmort, oder Vrost kannte irgendwie den genauen Standort des Gardisten und wartete nur auf einen günstigen Augenblick, um das Zerstörungssignal zu senden – wahrscheinlich dann, wenn Vrell selbst seinen Auftritt hatte. Nur eine echte Möglichkeit bestand, das herauszufinden.
Der Prador stemmte sich vom Boden hoch und verließ das Sanktum, gefolgt von seiner Werkzeugkiste. Auf seinem Weg durch die feuchten Schiffskorridore fiel ihm auf, dass die allgegenwärtigen Läuse an den Wänden schliefen und sich nur leicht bewegten, wenn sie seine Anwesenheit spürten. Wieder mal Nahrungsmangel. Er hatte selbst seit einiger Zeit nicht mehr gegessen, und länger schon gab es für die Läuse kaum noch etwas zu ergattern. Da Vrell nun der eigene Hunger plötzlich bewusst wurde, rief er die beiden egelköpfigen Leermenschen von der Stelle herbei, wo sie außerhalb der Lagersektion zusammengebrochen waren. Sie erreichten ihn, als er gerade vor der Tür zum Drohnenfach eintraf, und er packte einen mit einer Klaue und machte sich daran, ihn zu zerfetzen und sich die Fleischbrocken ins Maul zu stopfen. Beim Fressen bemerkte er, wie viel länger die Klauen inzwischen geworden waren und dass die Farbe ein durchscheinendes Schwarz war, ähnlich einer Art Glas. Dann betrat Vrell das Drohnenfach.
Zunächst betrachtete Vrell die Überreste des Kapuzlers, die unweit des Portals herumzappelten. Das Ding wirkte lebendiger als zuvor, auch länger und dünner, und zwischen den Segmenten vergrößerten sich die Lücken. Der Prador entschied, dass es womöglich eine gute Idee war, das Ding bald hinauszuwerfen, und wandte sich dann seinem Gefangenen zu.
Der Gardist lag auf dem Bauch, die Beine unter dem Körper gefaltet und die schlaffen Klauen vor sich auf dem Boden ausgestreckt. Die Panzerung schien der Birnenform eines Prador-Erstkinds zu entsprechen, aber bei näherem Hinsehen entdeckte Vrell, dass sie dafür einfach zu groß war. Ein Prador dieser Größe müsste ein Erwachsener sein, und somit müssten ihm auch Gliedmaßen fehlen. Dieser hier schien über sämtliche Beine und beide Klauen zu verfügen und zweifellos an der Körperunterseite auch über alle Greifarme. Vrell sann über die Möglichkeit nach, dass einige dieser Gliedmaßenhüllen vielleicht keine Arme oder Beine enthielten und stattdessen motorgetrieben waren. Endgültig feststellen konnte er das erst, wenn er einen Blick hineinwarf.
Vrell öffnete die Werkzeugkiste, holte einen leistungsstarken Mikrowellenscanner für kurze Reichweiten hervor und führte ihn über die goldene Panzerung hinweg. Nachdem er alsbald bestimmt hatte, welche Panzerungsabschnitte keine lebenswichtigen Systeme abschirmten, rief er mit einem Gedanken seine Drohne herbei.
»Schneide hier«, wies er sie an und wich zurück.
Die Drohne streckte ihre Thermolanze aus, die mit einem Blitz aufleuchtete, hell wie eine Bogenlampe. Bald füllte sich der Raum mit metallischem Rauch, und die in der Decke versteckten Ventilatoren machten sich
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