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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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automatisch an die Arbeit, ihn abzusaugen. Der Gardist versuchte Klauen und Beine zu bewegen, aber sie zitterten nur ein bisschen. Bestimmt sah er gleich ein, dass er nur eine Möglichkeit hatte zu überleben und sich ihm dieser Weg nur ohne die Belastung durch eine tote Panzerung eröffnete. Vrell war sehr zufrieden, als er hörte, wie die Schlösser aufschnappten. Lautlos übermittelte er einen weiteren Befehl an die Drohne und wich noch ein Stück zurück.
    Mit einem saugenden Schnalzlaut öffnete sich die Panzerung, indem die obere Hälfte auf Silberstangen hochfuhr und dann aufklappte. Die Auswurfroutine verlief schnell: Komprimierte Luft jagte die Gliedmaßen des Insassen aus ihren Hüllen. Aber nicht schnell genug: Als der graue und verformte Pradorkopf auf einem gerippten Hals aufstieg und der Gardist eine Klaue und die Beine auf einer Seite freibekam, schwenkte die Drohne ihre Thermolanze und trieb sie direkt in den grauen Körper des Gardisten. Dieser schrie auf und versuchte ein kurzes Elektromaggewehr anzulegen, wie es Meuchelmörder benutzten. Die Drohne schnitt ihm einfach den entsprechenden Greifarm ab, schloss die Klaue um seinen Hals, trieb ihm die Thermolanze tiefer in den Körper und suchte nach den wichtigsten Nervenknoten. Der Gardist zappelte und schrie noch eine Zeit lang, während ihm grünes Blut und Rauch schwallweise aus dem Maul und über die knirschenden Mandibeln quollen. Allmählich erschlaffte sein Widerstand, hörte aber nie ganz auf. Vrell wusste, dass sich der Körper regenerieren würde, falls er nicht völlig zerstört wurde, aber zu welcher Gestalt, darüber konnte man spekulieren. Sobald die Drohne ihr Opfer neben dessen Panzerung auf den Boden gelegt hatte, näherte sich Vrell, um es sich genauer anzusehen.
    Der Prador war fast genauso groß wie Vrell und auf ähnliche Weise mutiert; die Unterschiede bestanden nur in einer helleren Farbe, den Sägezahnkanten der Beine und einer dickeren Panzerung am Hals. Ob sich Vrell selbst letztlich auch in diese Form verwandelte? Als Nächstes wandte er seine Aufmerksamkeit dem Gardepanzer zu.
    Die Fusionsbombe war leicht zu finden und zu entfernen. Entschärfen musste er sie nicht, denn der EM-Impuls hatte ihren Subraumreceiver komplett durchgeschmort. Sie war auch für den Insassen des Panzers zugänglich, sodass von ihm eindeutig kein Versuch erwartet wurde, sie abzuschalten. Also waren diese Gardisten ihrer Kommandohierarchie, die bis zum König hinaufreichte, absolut loyal – was wiederum einen Hinweis auf Steuerung durch Pheromone gab. Also was war das für eine Kreatur? Was war Vrell selbst? Waren sie Heranwachsende oder Erwachsene oder etwas ganz anderes?
    Vrell trat ein Stück weit von der Panzerung zurück und betrachtete sie lange und angestrengt. Er dachte sorgfältig über all die Fragen nach, die der Insasse aufwarf – was das für das Königreich bedeutete und wo er, Vrell, vielleicht ins Bild passte, falls überhaupt. Schließlich wandte er sich langsam ab, und er erkannte endlich die Wahrheit seiner Lage. Er würde nicht überleben und Spatterjay mit diesem Schiff verlassen, nicht mal mit repariertem Subraumtriebwerk. Er musste sterben.
     
    Der Hüter sendete eine Aufzeichnung aller kürzlichen Ereignisse durch eine offene Verbindung zur Erde und hielt danach die führende KI ständig über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden. Earth Central konnte nicht in das eingreifen, was hier geschah, außer mit der Zusage von Vergeltung.
    »Ich stehe mit Oboron in Verbindung«, sendete die Erd-KI. »Offenkundig steckt mehr dahinter, als wir vermutet haben.«
    Kein Scheiß?, fragte sich der Hüter insgeheim.
    Nachdem Vrells Partikelkanonen fünf Geschosse der Gausskanone vernichtet hatten, breiteten sich weißglühende Gase in der oberen Atmosphäre aus. Hätte der Feuerstoß des vorletzten Geschosses Vrells Raumschiff getroffen, wäre auch die Sable Keech in brennende Splitter zerfetzt und kilometerweit auf dem Meer verstreut worden. Das letzte Geschoss hätte von dem Schiff wenig mehr als Asche übrig gelassen, denn als es abgefeuert wurde, parkte sein Ziel schon direkt unter dem Segler. Beide Geschosse hätten eine Welle erzeugt, die an der Insel vorbeipeitschte und die beiden näher kommenden Hooperschiffe mit der Wucht einer Gewehrkugel getroffen hätte.
    Da schien kaum ein Zweifel zu bestehen: Sobald Vrells Geschütze vollauf damit beschäftigt waren, ihn vor Vrosts Truppen zu schützen, würde diese Gausskanone erneut

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